Der Anschlag auf die Redaktion des Satiremagazins "Charlie Hebdo" in Paris ist ein Anschlag auf unsere Freiheit. Wir trauern um die Opfer. Und wir verteidigen die Prinzipien, für die sie gestorben sind.
Es gibt Menschen, die finden, dass Satire nicht alles darf. Dass sie die Grenzen des guten Geschmacks nicht überschreiten sollte. Dass sie religiöse Gefühle nicht verletzen sollte. Es gibt Journalisten, die meinen, Jyllands-Posten hätte die Mohammed-Karikaturen von Kurt Westergaard nicht drucken sollen. Und dass Texte und Zeichnungen von "Charlie Hebdo" gesellschaftliche Probleme verschärfen statt zu ihrer Lösung beizutragen. Diese und andere (Medien-)kritische Positionen verdienen Respekt, grundsätzlich.
Heute allerdings geht es nicht um persönliche Ansichten über den Journalismus im Allgemeinen oder seine satirische Variante im Besonderen. Heute geht es nur um die Freiheit. Um die von "Charlie Hebdo", so unerbittlich, so provokativ, so kompromisslos, so polemisch auf die Welt zu blicken wie es Zeichner und Schreiber für richtig halten. Und um die Freiheit aller Medien, die allein ihren Lesern, den weltlichen Gesetzen und ihrem eigenen Gewissen verantwortlich sind. Keine religiöse Autorität und niemand, der sich diese Autorität anmaßt, hat ihnen vorzuschreiben, ob und was sie zu schreiben, abzubilden oder zu zeichnen haben. Das gilt nicht nur in Frankreich, wo die Trennung von Staat und Kirche zur Staatsraison gehört. Das gilt in Deutschland und anderswo. Wo es nicht gilt, gibt es keine Pressefreiheit. Wo es keine Pressefreiheit gibt, gibt es keine Freiheit.
Der blanke Terror wird an unseren Grundsätzen und Überzeugungen nichts ändern – egal ob er sich religiös oder politisch maskiert oder ob er einfach nur kriminell daherkommt.
Wir trauern mit "Charlie Hebdo", mit Frankreich, mit allen Menschen, die zum Mitgefühl fähig sind. Um Cabu, den Zeichner, um Stéphane Charbonnier, den Redaktionsleiter, um Leibwächter, um Polizisten, um jedes einzelne Opfer. So sinnlos ihr Tod auch scheint, so ohnmächtig wir diesem Anschlag auch gegenüber stehen: Sie sind für unsere Freiheit gestorben, für die Pressefreiheit. Und wir können etwas tun: in aller Entschiedenheit und ohne Zögern und Zaudern für jene Grundsätze einstehen, die ihr Leben gekostet haben. Wir können das nicht nur tun, wir sind es ihnen schuldig.