Wenn ein Sport-Magazin den etwas umständlichen Namen "No Sports" trägt und mit einem Bild und einem Zitat von Muhamad Ali einsteigt, dann kann da irgendetwas nicht stimmen. Sollte man meinen. Denn genauso, wie "The World’s Greatest" mehr war als nur ein Boxer, ist auch "No Sports" mehr als nur ein weiterer Sport-Titel. Und deswegen passt auch der Name.
Die Intention des Verlags Gruner + Jahr ist, aus der Masse an Titeln auszubrechen, die sich zwar Sport buchstäblich auf die Fahnen geschrieben haben, nur um dann doch wieder schwerpunktmäßig über Fußball zu berichten. Verständlich, ist Mastermind Philipp Köster doch im Hauptberuf Chefredakteur von "11 Freunde" und hat genug mit dem runden Leder zu tun. Der Sticker "Ein Freund von 11 Freunde" in der linken oberen Ecke des Covers weist den Lesern dann auch gleich darauf hin, mit wem er es hier zu tun hat.
"No Sports": Erste Einblicke in Gruner + Jahrs neuen Sport-Titel
"Jeder Sport ist großer Sport", heißt es im Editorial. Und tatsächlich: Fußball findet nicht statt. Um Handball geht es in Heft 1, um Triathlon und Sportschießen ebenfalls, um Cricket, Hockey, Ringen, Motorsport. Und auch das inzwischen im Mainstream angekommene Darts bekommt eine Story gewidmet. Zudem spart das "No Sports"-Team auch unbequeme Themen wie Sportwetten und Doping nicht aus. Bei der Themenwahl werden die Macher ihrer Prämisse damit mehr als gerecht.
Was "No Sports" von anderen Titeln unterscheidet: Das Heft will auch die kleinen Geschichten hinter dem großen Sport erzählen. Oder anders gesagt: Es soll ein wenig "menscheln". Besonders deutlich wird dies bei der Titelstory: Das Porträt von Co-Chefredakteur Tim Jürgens über Boris Becker ist einfühlsam geschrieben und leuchtet die Persönlichkeit der größten deutschen Tennislegende aus vielen verschiedenen Blickwinkeln aus. Das Heft
Verlag: Gruner + Jahr
Chefredaktion: Philipp Köster, Tim Jürgens
Seiten: 132
Auflage: 120.000
Copypreis: 6,80 Euro
Erscheinungsweise: 2x im Jahr 2016, 6x ab 2017
Inhaltlich merkt man "No Sports" Kösters und Jürgens Handschrift deutlich an. Zuweilen tritt deutlich der etwas kumpelhafte, zuweilen scherzhafte aber nie unangemessene Tonfall der "11 Freunde" hervor. Und ebenso wie der Erfolgstitel vermittelt auch sein kleiner Bruder in allem was er behandelt zwei Dinge: Kompetenz und Liebe zum Sport.
Jetzt fehlt nur noch das brennende Haus