Heute ist es so weit: Google ändert seinen Such-Algorithmus. Websiten, die nicht für die mobile Nutzung optimiert sind, werden ab sofort in den Suchergebnissen niedriger gerankt. Die Algorithmus-Umstellung bringt noch etwas mit sich, das in der öffentlichen Diskussion um ein drohendes "Mobilegeddon" bislang etwas unterging: Nutzer können nun gezielt Unterseiten von mobilen Applikationen auffinden, die sie installiert haben. Voraussetzung dafür ist, dass diese Inhalte über einen so genannten Deep Link auffindbar sind. Nicht nur aus diesem Grund werden Mobile Deep Links wichtiger, sagt Heiko Genzlinger. Der ehemalige Chef von Yahoo Deutschland und heutige CEO von Trademob hat noch weitere Gründe identifiziert, warum App-Anbieter mit mobilen Deep Links arbeiten sollten.
Hyperlinks sind ein integraler Bestandteil des World Wide Web, wie wir es kennen. Sie sind entscheidend für die Navigation, für die Verknüpfung von Inhalten, für die Auffindbarkeit in Suchergebnissen. Das ist derzeit noch ein wesentlicher Unterschied zum mobilen App-Ökosystem: Dieses besteht bislang überwiegend aus unabhängigen, unvernetzten Einheiten – auch zum Verdruss der Konsumenten. Gelangt ein User über das Werbebanner eines Reiseanbieters nicht zum angebotenen Schnäppchen für einen Flug nach Mallorca, sondern zur Startseite der Buchungs-App, ist die Nutzererfahrung einfach negativ.
Der Schlüssel zur Vernetzung von Apps heißt
Mobile Deep Links. Genauso wie URLs die Adresse einer Website darstellen, dienen die URIs (Uniform Resource Identifier) als Adresse für Unterseiten in einer App. Aktuell sorgen einige Entscheidungen bei marktbestimmenden Playern dafür, dass die Etablierung dieser Mobile Deep Links nun glücklicherweise noch mehr an Fahrt aufnimmt – denn eine zunehmende Verlinkung ist aus vielerlei Gründen ein absolutes Muss.
Ab heute macht Google die „Mobilfähigkeit“ einer Website zu einem entscheidenen Ranking-Faktor. Das Update beinhaltet eine weitere Neuerung, über die bislang weniger gesprochen wird: Künftig bekommen Nutzer auch die Inhalte von bereits heruntergeladenen Apps bei der Suche angezeigt, sofern sie über einen Deep Link abrufbar sind.
Ein weiteres Indiz für die wachsende Bedeutung der mobilen Vernetzungshelfer war eine Ankündigung von bit.ly im März. Der Link-Kürzungsdienst gab bekannt, seinen Dienst um ein intelligentes Mobile Deep Linking zu erweitern, mit dem der Nutzer unabhängig von Betriebssystem und Gerätehersteller ohne Umwege zum spezifisch relevanten Inhalt gelangt.
Mobile Deep Links bilden allem voran die Voraussetzung für ein relevantes und positives Nutzererlebnis. Daneben bieten sie auch für Anbieter erhebliche Mehrwerte bei der Vermarktung ihrer App.
3 Gründe für Mobile Deep Links
1) Suchmaschinenrelevanz: Mit der Einführung des neuen Algorithmus durch Google kommt Mobile Deep Links eine ganz neue Bedeutung zu. Nutzer können in den Suchergebnissen dann gezielt Unterseiten von mobilen Applikationen auffinden, die sie installiert haben. Voraussetzung dafür ist, dass die Inhalte der App indiziert sind. Google hat
eine Seite für Entwickler eingerichtet, wie die App-Indexierung für die Google-Suche funktioniert.
2) In-App Advertising: Auch beim In-App Advertising spielen Deep Links künftig eine wichtige Rolle. Denn mittlerweile geht es nicht mehr nur darum, möglichst viele Downloads für eine App zu gewinnen. App-Anbieter achten stärker darauf, wertvolle User dauerhaft zu binden bzw. aus Kosteneffizienzgründen bestehende Nutzer zu reaktivieren. Zu diesem Ziel trägt In-App Retargeting wesentlich bei. Eine Voraussetzung für Retargeting-Kampagnen ist, dass Unterseiten einer App einzeln ansteuerbar sind. Um einen Nutzer zielgerichtet zu einem bestimmten Angebot in der App zurückzuführen, muss die App Mobile Deep Linking ermöglichen. So ist es zum Beispiel möglich, einen Nutzer in der Sommersaison direkt zu den Bademodenangeboten in einer Shopping-App zu lotsen oder ihn ohne Umweg zu dem Sonderpreis des Hotels, das er sich für den anstehenden Urlaub angesehen hatte, zu linken.
3) Social Sharing: Durch Mobile Deep Links werden App-Inhalte leichter teilbar – sowohl für den App-Anbieter selbst als auch für seine Nutzer. Aus Nutzersicht ist es wesentlich interessanter, einen konkreten Inhalt zu teilen, anstatt nur auf die komplette App zu verweisen. Ein weiterer Baustein, um effektiv die Aufmerksamkeit für eine App und deren Inhalte zu steigern.
Mehrheit der App-Anbieter muss noch aufrüsten
Trotz der wachsenden Bedeutung sind in der Praxis viele Apps für Mobile Deep Links noch nicht gewappnet. Im letzten Jahr nutzten einer Analyse von URX zufolge gerade einmal 22 Prozent der 200 Top Apps Deep Links. App-Anbieter, die bislang noch nicht mit Mobile Deep Links arbeiten, sollten ihre App schnell aufrüsten, sonst vergeben sie ein enormes Traffic- und Monetarisierungspotenzial. Eine zielgerichtete Navigation durch die verschiedenen Angebote ist nicht zuletzt die Basis für die Akzeptanz von mobiler Werbung sowie der Etablierung von Mobile als ernstzunehmenden Shopping-Kanal. Es ist höchste Zeit, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Das betrifft zum einen die technologische Seite: Entwickler sollten neue Apps von Grund auf ‚Deep Link-fähig’ programmieren und bestehende Apps beim nächsten Update um diese Funktionalität erweitern. Zum anderen ist es für App-Marketer unverzichtbar, die Mechanismen eines verlinkten App-Ökosystems zu verstehen und anzuwenden – schlicht um eine App zielgerichtet und erfolgreich vermarkten zu können.