Im schlimmsten Fall bedeute die maßgebliche E-Privacy-Verordnung "das Ende des Internets, wie wir es heute kennen und schätzen", bangt nicht zu Unrecht der Bundesverband Digitale Wirtschaft.
Doch wo bleibt das Gute am Unvermeidlichen – zumindest für Werbekunden, ihre datenverarbeitenden Agenturen und die Armee von Adtech-Dienstleistern? Nun, die
EU-Pläne lassen die
Digitalvermarkter enger zusammenrücken, um eher notgedrungen gemeinsame Log-in-Ökosysteme zu entwickeln. Zugleich aber bietet das die Gelegenheit, die Datenpools zu vergrößern, aus denen die trackende Werbewirtschaft als Alternative zu Google und
Facebook schöpfen kann (in der HORIZONT-Ausgabe 31/2017 vom 3. August lesen Abonnenten, mit welchen Argumenten
Mediaagenturen die neuen Allianzen begrüßen). Einige Vermarkter wollten dies ohnehin längst. Und die, die zögern, drängt die EU-Regulierung wohl bald in geschlossene Internetbereiche.
Für den Nutzer, für den Brüssel das doch angeblich alles nur macht, bedeuten die EU-Pläne und die verständliche Reaktion der Unternehmen den Anfang vom Ende des offenen Internets. Er kann zwar künftig über jeden
Cookie autonom bestimmen (selbst wenn ihn diese Art der Transparenz gar nicht interessiert) und wird dank noch supergenauerem Targeting nach dem Besuch von Fleurop.de nicht mehr drei Tage lang von Blumenanzeigen verfolgt, sondern nur noch einen Tag (und dann von Blumenvasen, was ja viel besser ist!) – doch der künftig maximal aufgeklärte User kann mit jeder neuen und größeren
Passwort-Allianz immer weniger Websites einfach so ohne Anmeldung besuchen.
Stattdessen wird er sich immer häufiger in und zwischen "Walled Gardens" bewegen. Und wenn er sich jeder Datensammlung und Werbung verweigert, dürfte es künftig weniger Gratisangebote geben. Fragt sich nur: Wird das Internet durch all dies besser?
Betreutes Surfen in Walled Gardens - wird das Internet damit besser?