Marc Schwieger, PUSHH
Apple TV

Die Revolution auf der Couch. Und vor der Couch.

Jetzt ist es offiziell. Apple will nun auch den TV-Markt aufmischen. Aus Sicht von Pushh-Chef Marc Schwieger verändert das, was Apple am Mittwoch in San Francisco gezeigt hat, nicht nur das Fernsehen, sondern vor allem das Leben im Wohnzimmer, wie er in seinem Gastbeitrag für HORIZONT Online schreibt.
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The new Apple TV

Klar, es gibt bereits Set-Top-Boxen, Smart TVs oder Spielkonsolen, die alle für sich genommen mehr können als das neue Apple TV. Aber mal ehrlich: Sind Sie zufrieden mit Ihrem aktuellen Mensch-Fernseher-Interface? Wohl kaum. Sonst hätten Sie nicht wie jeder durchschnittliche Deutsche sieben Fernbedienungen im Wohnzimmer verteilt. (Das ist übrigens eine Zahl von 2011. Es sind sicher noch einige dazu gekommen.)

Wie bei iPhone oder iPad liegt das wirklich Wichtige und damit die relevante Leistung weniger in der Technik, sondern darin, eine alltägliche Schnittstelle neu zu definieren. Diesmal geht es nicht ums Telefonieren oder Casual-Internet-Acess. Die Schnittstelle, die sich Apple vorgenommen hat, ist der Raum zwischen dem Sofa und dem wichtigsten, dem größten aller Bildschirme.In dieser Zone spielt sich so ziemlich alles ab, was nicht mit Arbeit oder Schlafen zu tun hat. Hier wird gespielt, ferngesehen und – immer noch, aber immer weniger – Werbung geschaut. Hier wollen wir etwas erleben und dabei sein, wenn in Westeros der Winter kommt oder Mario Götze uns zu Weltmeistern macht.

Wer sich zu Hause zwischen mir und meinen Entertainment-Bedürfnissen hilfreich etablieren kann, ist hoch willkommen. So wie derjenige, der aus dem praktischen Nokia-Telefon ein emotional aufgeladenes Allzweckwerkzeug für meine zutiefst menschlichen Wünsche nach Vernetzung, Ablenkung und Austausch gemacht hat.
Wenn alle Inhalte nur noch einen Handstreich weit entfernt sind, verliert das lineare Fernsehen noch weiter an Bedeutung.
Marc Schwieger
Und was ändert sich jetzt, wenn es so kommt, wie Tim Cook uns und sich das vorstellt?

Apple TV wird zum Entertainment Hub und die neue Remote-Control zum universellen Content-Navigator. Im App Store entstehen neue hybride Entertainment-Formate, die das Beste aus Fernsehen, Magazinen, Games und Multimedia-Erlebnissen zu etwas Neuem verschmelzen lassen. Eine weitere Aufgabe für die alten Medien, die mit der bisherigen Digitalisierung schon ausreichend überfordert sind.

Wenn alle Inhalte nur noch einen Handstreich weit entfernt sind, verliert das lineare Fernsehen noch weiter an Bedeutung. Wer immer schnell findet, was er gerade will, braucht keine Sendeanstalten mehr, die ihm einen Unterhaltungs-Stundenplan vorsetzt, den die Programmzeitschrift dann schön nebeneinander abdruckt. "TV Spielfilm" hat das übrigens schon verstanden und in seiner neuen App Programminfo und Programminhalt kurzgeschlossen.
Auch im Apple TV wird es Werbung geben, wie auf dem iPhone. Die bucht man dann nicht mehr bei SevenOne Media oder IP Deutschland, sondern bei Apple. Anders gesagt: Das einfachere Interface gewinnt. Immer.
Marc Schwieger
Und Werbung? Klassische TV-Werbung agiert als unerwünschter Wegelagerer. Eine unvermeidliche Unterbrechung eines von anderen bestimmten Programmablaufs. Wer rüde unterbricht, muss schnell und penetrant auf den Punkt kommen. Also wird Werbung gemieden. Die Fernbedienung ist der älteste und ärgste Ad-Blocker.

Im neuen selbstbestimmten Wohnzimmer wird es immer schwieriger werden, mit langweiligen TV-Spots interessante Zielgruppen zu erreichen. Tim Cook sprach ja vom “Golden Age of Television” und nicht vom “Golden Age of TV-Commercials”. 

Aber auch im Apple TV wird es Werbung geben, wie auf dem iPhone. Die bucht man dann nicht mehr bei SevenOne Media oder IP Deutschland, sondern bei Apple. Anders gesagt: Das einfachere Interface gewinnt. Immer.

Deswegen noch eine Frage zum Schluss: Wie zufrieden sind Sie eigentlich mit dem Mensch-Mobilitäts-Interface in ihrer Garage?




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