Der Schritt des Deutschen Werberates ist ungewöhnlich. Grund: Die Motive sind schon gar nicht mehr auf den sozialen Kanälen von True Fruits zu sehen. Das Bonner Unternehmen hatte die Bilder wegen eines Verstoßes gegen die AGB der Bildagentur entfernt.
Dass der Werberat nun dennoch öffentlich eine Beansstandung ausspricht, wird mit der "gravierenden und umfangreichen Kritik aus der Bevölkerung" begründet. Über die auf Instagram, Facebook und Twitter veröffentlichten Motive mit dem Spruch "Sommer, wann feierst du endlich dein Cumback?" ("cum" ist das englische Wort für Sperma, "back" das für Rücken) hätten sich rund 900 Menschen beschwert.
Die True-Fruits-Motive
Angesichts der Schwere der Vorwürfe habe das Gremium daher von Artikel 8.2 seiner Verfahrensordnung Gebrauch gemacht. Dieser eröffnet dem Deutschen Werberat die Möglichkeit, die Beanstandung von bereits eingestellter Werbung zu prüfen.
Bei der Prüfung wurde offenbar nicht lange diskutiert. Das Entscheidungsgremium kam einhellig zu dem Schluss, dass beide Werbemaßnahmen zu beanstanden sind. Begründet wird das damit, dass die provokativen Darstellungen nicht nur die Grenze des guten Geschmacks, sondern auch die zum Vulgarismus überschritten hätten. Sowohl das weibliche als auch das männliche Model würden "in herabwürdigender Art und Weise als Gegenstand sexueller Fantasien und Praktiken dargestellt", heißt es beim Deutschen Werberat. True Fruits hatte in seiner Stellungnahme gegenüber dem Werberat die Werbung als "kindisch, albern und pubertär, aber nicht als anstößig oder übertrieben obszön" eingeordnet.
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True Fruits sorgt mal wieder für Aufregung
Dass der Smoothie-Hersteller True Fruits in schöner Regelmäßigkeit mit seinen Werbemotiven provoziert, ist mittlerweile hinlänglich bekannt. Aktuell ist ein Motiv für das neue Produkt "Sun Creamie" der Stein des Anstoßes - und führt auf Twitter zu Kontroversen um Meinungsfreiheit und die Grenzen angemessener Werbung in den sozialen Netzwerken.
"Sexualität und sexuelle Spielarten sind keineswegs tabuisierte Themen in unserer Gesellschaft und auch nicht in der Werbung", sagt Julia Busse, Geschäftsführerin des Deutschen Werberats, die Beanstandung. "True Fruits sollte sich aber schon fragen, ob die Obszönität und die Tonalität der beanstandeten Motive Gradmesser für legitime und gesellschaftlich akzeptierte Stilmittel zukünftiger Werbemaßnahmen sein sollten", so Busse weiter.
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