Trendumfrage

Digitalbranche setzt bei Bundestagswahl auf FDP und Grüne

Führungskräfte aus der Digitalbranche würden gerne die FDP und/oder die Grünen an der Macht sehen
IMAGO / Steinach
Führungskräfte aus der Digitalbranche würden gerne die FDP und/oder die Grünen an der Macht sehen
Dass Deutschland bei Entwicklungen wie dem Ausbau des 5G-Mobilfunkstandards oder bargeldlosem Bezahlen gegenüber anderen Nationen deutlich hinterherhinkt, ist kein Geheimnis. Die Digitalisierung ist allerdings durch die Corona-Krise stärker denn je in den Fokus gerückt und dürfte sich auch auf die bevorstehende Bundestagswahl auswirken. Einer Analyse der Kommunikationsagentur Frau Wenk zufolge ruht die Hoffnung von Entscheidern aus der Digitalwirtschaft dabei ganz klar nicht auf den großen Parteien.
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Der aktuell regierenden großen Koalition von CDU und SPD stellen die Digitalexperten ein ziemlich schlechtes Zeugnis für ihre digitale Kompetenz aus. Laut der Online-Umfrage unter 57 Entscheidern aus der digitalen Wirtschaft trauen nur 5,2 Prozent der CDU und 3,5 Prozent der SPD zu, Deutschland nach der Bundestagswahl in eine digitale Zukunft führen können.

Stattdessen sehen die Befragten die FDP als Heilsbringer an: Ganze 40,3 Prozent der Umfrageteilnehmer sprechen sich für die Liberalen aus. An zweiter Stelle folgen die Grünen mit 31,7 Prozent, weit abgeschlagen ist hingegen Die Linke mit 1,7 Prozent. Der AfD traut kein einziger der Befragten Digitalkompetenz zu.
Frau Wenk
Als Gründe für ihre großen Hoffnungen in die FDP geben die Digitalexperten an erster Stelle deren Nähe zur Wirtschaft und zu Start-Ups an, ebenso wie das kontinuierliche Agendasetting der Partei bezüglich Digitalisierung. Hier profitieren die Liberalen in der Wahrnehmung der Befragten davon, dass sie sich das Thema nicht erst kürzlich als Trendthema auf die Fahnen geschrieben hätten, sondern es seit Jahren abdecken würden. Dies spiegelt sich nach Angaben der Entscheider auch im Wahlprogramm wider.

Jene Befragte, die den Grünen am meisten Digitalisierungskompetenz zusprechen, tun dies vor allem auf Basis von deren Altersstruktur und der Zusammensetzung ihrer Mitglieder. Sie sehen die Grünen als junge und moderne Partei mit vielen Digital Natives, die Digitalisierung unter anderem auch für den Bereich Bildung mitdenken. Das Image der Grünen lässt sich in den Augen der Befragten also als jung-dynamisch bezeichnen.

Allerdings gab auch ein beträchtlicher Teil von 17,5 Prozent der Umfrageteilnehmer an, dass ihrer Meinung nach keine der existierenden Parteien über genügend Sachverstand verfüge, um das Thema Digitalisierung entsprechend voranzutreiben. Es fehlt ihnen an Innovationstreibern, weshalb sie eine neue Generation von Politikern und grundsätzliche Strukturen für Digitalisierung im Alltag fordern, etwa im Gesundheitswesen, in Schulen oder in kleinen und mittelständischen Unternehmen.
Frau Wenk
Gefragt nach der wichtigsten Aufgabe der nächsten Bundesregierung in Sachen Digitalisierung nannten 84,6 Prozent der befragten Entscheider einen besseren Ausbau der digitalen Infrastruktur. Auch ein Digitalministerium sowie Investitionen in KI und Robotik stufen viele als essenziell ein (jeweils 44,2 Prozent). Die Regulierung der Tech-Riesen sowie die Deregulierung des Datenschutzes sind jeweils 40,3 Prozent ein Anliegen.
"Durch die Corona-Pandemie ist einmal mehr deutlich geworden, wie wichtig Digitalisierung für alle Lebensbereiche ist – und wo Deutschland hier steht", sagt Andrea Buzzi, CEO und Inhaberin der Agentur Frau Wenk. "Durch unsere über 13-jährige Erfahrung in der Beratung von digitalen Unternehmen wissen wir, auf welche Hürden diese oft stoßen. Die Politik hat hier in den letzten Jahren vieles verschlafen. Umso wichtiger ist, dass die Parteien endlich die Weichen für eine digitale Zukunft stellen, auch damit Deutschland wirtschaftlich nicht abgehängt wird."



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