"Wenn es um die Messbarkeit geht, hatte der Bereich Live-Marketing großen Nachholbedarf", gibt
Julian Fornoff offen zu. Der Marketingchef des Berliner Start-ups hat ein großes Interesse daran, dass diese Lücke zusehends geschlossen wird, immerhin verdient
Store2be sein Geld mit der Vermittlung eben solcher
stationären Aktions- und Verkaufsflächen - etwa in Einzelhandelsgeschäften und Flughäfen. Das junge Unternehmen ist quasi eine Art Ströer der PoS-Werbung.
Nur eine valide Erfolgsmessung hat bislang gefehlt. Bis jetzt. Das ist zumindestend das Versprechen von Fornoff. Zusammen mit der Omnicom-Agentur
Fuse hat Store2be in den vergangenen Monaten zwei neue KPIs herausgearbeitet, die - so die Hoffnungen aller Beteiligten - deutlich machen, wie erfolgreich beziehungsweise effektiv Offline-Maßnahmen in Geschäften oder Kinos eigentlich sind.
Den ersten KPI haben Store2be und Fuse
"TIM" getauft. Die Abkürzung steht für
"Total Interaction Minutes" und soll angeben, wie lange eine Person mit dem Werbemittel interagiert hat. Der Wert basiert allerdings nicht wie bisher nur auf der Reichweite, sondern auch auf der Qualität der Interaktion. Konkret berechnet er sich durch Reichweite x Conversion Rate x Interaktionsdauer.
Beispiel: Erreicht eine Marke mit einem Event 10.000 Menschen, von denen sich 10 Prozent zwei Minuten lang am Stand aufhalten, ergibt sich ein TIM von 2000 (10.000 x 10 % x 2 Minuten). Mit einem Video in einem sozialen Netzwerk, wo man beispielsweise 100.00 Menschen erreicht, von denen sich 10 Prozent das Video 6 Sekunden lang anschauen, ergibt sich etwa ein TIM von 1000 (100.000 x 10% x 0,1 Minuten). "Jetzt sind wir erstmals in der Lage, Live-Marketing-Maßnahmen konkret zu messen und miteinander zu vergleichen", sagt Fornoff.
Mit einem zweiten KPI wollen Store2be und Fuse den TIM ins Verhältnis zu den Marketing-Kosten setzen. Der sogenannte
TIM/e (TIM effectivness) soll den werbenden Unternehmen deutlich machen, wie viele Minuten sie für jeden ausgegebenen Euro mit einem Kunden interagieren können. Kostet ein Event etwa 15.000 Euro und der TIM beträgt 2000, ergibt sich ein TIM/e von 0,13 (2.000 geteilt durch 15.000). Heißt konkret: Für jeden Marketingeuro bekommt der Werbende auf diesem Event 0,13 Interaktionsminuten (also 8 Sekunden) mit einer Person.
Julian Fornoff, Store2be
"Mit dem Feedback, das wir bislang aus dem Markt bekommen haben, sind wir sehr zufrieden", sagt Store2be-Marketer Fornoff, der die beiden neuen KPIs mit Kunden und Agenturen bereits seit geraumer Zeit aktiv anwendet. Der ehemalige Managementberater hofft darauf, dass vor allem der TIM/e als eine Art Pendant zum TKP wahrgenommen werde. Fornoff: "Jetzt gilt es für uns, die neuen KPIs auch fest im Markt zu etablieren."
Wenn Store2be mit seinem Vorstoß auf das selbe Interesse im Markt stößt wie das Geschäsftmodell des Start-ups an sich, dann sollte einem Erfolg wenig im Weg stehen. Das junge Unternehmen, das
aus dem Karlsruher Inkubator Cyberlab heraus von Marlon Braumann, Sven Wissebach, Peter Gundel und Emil Kabisch gegründet wurde, kommt an bei den Geldgebern. Im vergangenen Jahr hatte Store2be einen siebenstelligen Betrag eingesammelt. Neben Altinvestoren wie Project A konnten auch neue Geldgeber gewonnen werden. ron