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"Unsere These ist, dass Gesichtsmasken zu einem Mode-Accessoire werden"

Henrik Roth ist Co-Gründer von BeWooden
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Henrik Roth ist Co-Gründer von BeWooden

Vor der Corona-Krise stellte BeWooden stylishe Accessoires aus Holz her. Jetzt produziert das Bad Vilbeler Start-up tausende Gesichtsmasken pro Woche. Co-Gründer Henrik Roth erklärt, wie dieser Wandel gelang - und ob BeWooden seine Produktpalette nun womöglich dauerhaft umbaut. 

#PAYWALL Wer die Website von BeWooden besucht, dem begegnen sie bereits groß auf der Startseite: Handgenähte Mund-Nasen-Masken, hergestellt in lokalen Manufakturen. Dreizehn verschiedene Angebote hat das Unternehmen hier in petto, wobei das Herzstück nach wie vor die Angebote sind, mit denen BeWooden Ende März in den Maskenmarkt startete: Man kann man eine Maske für zehn Euro für sich selbst kaufen, oder man legt noch fünf Euro oben drauf. Mit dem Zusatzbetrag produziert BeWooden zum Selbstkostenpreis weitere Masken, die Menschen in Not kostenlos beziehen können- die so genannte Soli-Maske. BeWooden ist ein deutsch-tschechiches Unternehmen und wurde 2015 in der Nähe von Ostrava gegründet. Bis heute hat das Start-up dort eine eigene Manufaktur, wo auch ein Teil der Masken produziert wird. Außerdem kooperiert BeWooden für die Herstellung mit zehn Manufakturen in Deutschland, wo die oben beschriebenen Masken hergestellt werden. Dabei arbeitet BeWooden zusätzlichen mit dem Fashion-Label Von Jungfeld zusammen. BeWooden Die Mund-Nasen-Masken produziert BeWooden in der eigenen Manufaktur oder bei Kooperationspartnern Rund 30.000 Masken verlassen die Fabriken inzwischen in der Woche - nach zunächst 500 am Tag Mitte März. Doch warum überhaupt Gesichtsmasken produzieren, wo doch bislang eigentlich Fliegen, Manschettenknöpfe oder Portemonnaies aus Holz die eigene Manufaktur verließen? Ganz einfach: Die Nachfrage nach diesen Produkten ging im Zuge der sich verschärfenden Corona-Krise deutlich zurück, während der Bedarf nach Behelfsmasken stark anstieg. Den zeitlichen Ablauf und die Folgen der Produktionsumstellung hat Roth auch bereits für die Wirtschaftswoche in einem Tagebuch dokumentiert.Dort versichert der Unternehmer: "Mit der kompletten Umstellung auf die Maskenproduktion konnten wir in den vergangenen Tagen die Umsätze aus dem Stammgeschäft wieder auffangen. Wir mussten daher bis heute auch keinen unserer Mitarbeiter wegen der Coronakrise entlassen. Ganz im Gegenteil: Wir benötigten immer noch Verstärkung für Service, Logistik und Kommunikation. Wir haben auch bis heute keine staatliche Hilfe beantragt." Unsere arbeitsintensivste Zeit war bislang Weihnachten mit etwa 500 Paketen am Tag - das toppen wir derzeit gefühlt praktisch täglich. Henrik Roth, BeWooden Verkehrte Welt: Während viele Firmen Kurzarbeit anmelden oder beim Wegbrechen ihres Geschäfts zusehen müssen, wächst bei BeWooden das Pensum. Nachdem zunächst die größte Herausforderung gewesen sei, die Produktionskapazitäten für das völlig neue Produkt zu schaffen, hat man nun vor allem mit der Logistik zu tun, berichtet Roth im Gespräch mit HORIZONT: "Unsere arbeitsintensivste Zeit war bislang Weihnachten mit etwa 500 Paketen am Tag - das toppen wir derzeit gefühlt praktisch täglich."Zur Herausforderung wird dieses Geschäft nicht nur dadurch, dass BeWooden neben der Produktion auch die komplette Infrastruktur für Lagerung und Versand selbst bereitstellt. Man will den Kunden ihre Masken auch so schnell wie möglich zukommen lassen. Derzeit braucht eine Bestellung etwa fünf Tage vom Lager bis zum Kunden. BeWooden Nicht allen gefällt, was BeWooden tut. "Viele Menschen bezeichnen uns als Krisenprofiteure, via Xing werde ich als Abzocker bezeichnet", schreibt Roth in seinem Tagebuch auf wiwo.de. Dabei ist unklar, wie viel Umsatz das Unternehmen mit den Masken wirklich macht. In einer Unternehmensmmitteilung heißt es nur, die erwartete Umsatzeinbuße von 80 Prozent habe abgefangen werden können.Konkrete Umsatzzahlen lässt sich Roth denn auch nicht entlocken - zumal er selbst noch keinen genauen Überblick hat, wie er sagt: "Wie groß der Puffer ist, den wir uns mit den Masken verschaffen, ist schwer zu sagen. Dazu sind wir buchhalterisch noch nicht so weit." Die Menschen werden nicht nur sich und anderen helfen, sondern dabei auch gut aussehen wollen. Henrik Roth, BeWooden Der 26-jährige Co-Chef von BeWooden geht aber davon aus, dass sein Unternehmen mit dem Masken-Geschäft "drei bis vier Monate sehr gut überbrücken" könne. Das klassische Business mit Holz-Accessoires ruht derweil weitestgehend. Jedenfalls wurden sämtliche für dieses Jahr geplanten Produktlaunches auf Eis gelegt. Womöglich wird BeWooden durch Corona aber auch ein ganz anderes Unternehmen. Denn derzeit sieht es so aus, dass wie in Asien auch hierzulande Gesichtsmasken künftig fest zum Straßenbild gehören werden - wenn nicht sogar eine Maskenpflicht kommt. "Unsere These ist, dass sie deswegen mehr und mehr von einem medizinischen Produkt zu einem Mode-Accessoire werden", sagt Roth. "Die Menschen werden nicht nur sich und anderen helfen, sondern dabei auch gut aussehen wollen." BeWooden Die Masken sollen nicht nur nützlich sein, sondern auch gut aussehen Dennoch beschäftigt sich der Entrepreneur erst einmal mit den aktuellen Herausforderungen. Was die Zukunft bringt, lässt er offen: "Inwieweit die aktuelle Phase unser Business nachhaltig verändert, darüber habe ich ehrlich gesagt noch nicht nachgedacht. Dazu ist auch noch zu viel Dynamik in der Situation. Noch vor vier Wochen hätte ich mir niemals vorstellen können, dass BeWooden einmal Gesichtsmasken herstellen würde."Aktuell denkt man bei BeWooden sogar über eigene Masken-Kollektionen nach, die dann auch in Zusammenarbeit mit Influencern beworben werden könnten. Erste Gespräche mit möglichen Botschaftern werden bereits geführt, sagt Roth. Dennoch gilt: In der Corona-Krise kann sich die Lage der Dinge praktisch täglich ändern. Das weiß auch Roth. "Daher plane ich noch nicht allzu weit vorau

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