Edeka "Die wichtigste Zutat" 2019
Der Kontrast könnte tatsächlich größer kaum sein: 2015 erzählte Edeka in dem Online-Film „Heimkommen“ die Geschichte eines alten Herren, der erst über eine fingierte Todesanzeige seine Familie dazu motivieren kann, ihn an Weihnachten zu besuchen. Damals sorgte der von Jung von Matt kreierte Werbeauftritt für breite Diskussionen in der Öffentlichkeit und definierte die Grenzen der möglichen Werbestoffe zur Weihnachtszeit grundsätzlich neu. „Heimkommen“ lieferte die Blaupause für viele Weihnachtskampagnen mit gesellschaftlicher Botschaft in den kommenden Jahren.
Fünf Jahre später erzählt Edeka erneut ein digitales Weihnachtsmärchen, an dessen Ende ein großes Familienessen steht. Doch dieses Mal fehlt die gesellschaftliche Botschaft völlig. Stattdessen beginnt die Geschichte mit einer jungen Frau, die in Asien die ultimative Geheimzutat für ein gutes Essen entdeckt zu haben glaubt. Als digitale Influencerin träumt sie schon davon, mit diesem Fund in den sozialen Netzwerken weltberühmt zu werden. Doch vor allem freut sie sich darauf, die neue Zutat ihrer Großmutter zu schenken.
Diese lächelt zwar freundlich, verzichtet aber bei ihren eigenen Weihnachtsrezepten völlig auf die neue Wunderzutat. Erst als sie die Enkelin von den Speisen naschen lässt, versteht die junge Frau, dass die große Weltreise völlig unnötig war. Die wahre Zutat für ein gelungenes Essen war schon von Anfang an vor ihrer Nase: Die Liebe der Köchin, die das Essen zubereitet.
So einfach diese Geschichte auch ist, wird sie ihre Wirkung in der Zielgruppe kaum verfehlen. Unterstützt durch die eigens von Ian O‘Brien-Docker komponierte Begleitmusik und einem äußerst gelungenen Casting vermittelt der 106-Sekünder eine emotionale Weihnachtsstimmung, die gerade angesichts der aktuell beunruhigenden Nachrichtenlage den Nerv vieler gestresster Konsumenten treffen würde.
Die spannende Frage ist nun, ob der neue Edeka-Film erneut einen Trend in der deutschen Weihnachtswerbung setzen wird. Tatsächlich zeigt der Blick nach Großbritannien, dass sich das Storytelling insgesamt eher zu eskapistischen Stoffen entwickelt, die den Alltag vergessen helfen sollen. So können dieses Jahr John Lewis und Waitrose mit dem Spot "Excitable Edgar“ Erfolge feiern. Die Weihnachtsgeschichte erzählt die herzerwärmende Geschichte eines kleinen Drachen, der seinen Feueratem nicht kontrollieren kann und so – fast – das Weihnachten in seinem Ort ruiniert.
cam