HORIZONT Werbewirkungsgipfel 2018

Mit Influencern geht viel - aber ohne geht's auch

Lush gibt keinen Cent für Marketing aus, auch nicht für Influenzier
Thomas Lohnes/Getty
Lush gibt keinen Cent für Marketing aus, auch nicht für Influenzier
Kein Budget und trotzdem werben? Für viele Unternehmen liegt es da inzwischen nahe, auf Influencer zu setzen: Mit etwas Glück verfügt der auserwählte Instagrammer, Youtuber oder Blogger über hohe Reichweite, kostet - mit noch mehr Glück - nicht all zu viel und spricht genau die Zielgruppe an, die gewünscht ist. Und trotzdem müssen sie nicht die einzig wahre Lösung sein, wie beim HORIZONT Werbewirkungsgipfel 2018 klar wird. Drei Cases und ihre Strategie für Social Media.
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1. Lush 

Lush pflegt eine besondere Form des Influencer-Marketings: Zwar verzichtet der Kosmetikhersteller nicht auf reichweitenstarke Testimonials, muss für diese jedoch nicht zahlen. „Influencer werben von sich aus für uns – ihr Vertrauen kommt durch unsere Transparenz auf allen Ebenen“, erklärt Tobias Kruse, Leiter PR von Lush Europe. „Wir geben keinen Cent für Marketing aus – da bleibt mehr Geld für Dinge wie ethische Produktion und fairen Handel“, erklärt er weiter.
Entscheidend für die Zusammenarbeit sei vor allem das Brandmatch des Influencers mit den drei wesentlichen Kernfaktoren der Marke: Umweltschutz, Menschenrecht und Tierschutz. Zudem sei ein persönlicher Besuch in einem der Shops samt einer umfassenden Auseinandersetzung mit den Produkten zwingend notwendig, zu dem das Unternehmen die Influencer einlädt. Ob und wie Blogger, Youtuber & Co letzten Endes für Lush werben, steht ihnen offen: „Bisher mussten wir niemanden dazu überreden – das wurde immer aus Überzeugung gemacht“, sagt Kruse. Der für tierleidfreie Badebomben und Duschjellys bekannte Hersteller versendet an Influencer zudem nur das, was sie wirklich haben möchten, anstatt sie wahllos mit einer Flut von Produktsamples zu überhäufen. Ganz ohne PR geht es dann allerdings doch nicht: Das wird von den mittlerweile 104 Lush-Filialen in Europa übernommen, die sich in Premium-Lagen befinden – samt umfassend informiertem Personal.

2. Asphaltgold

Der auf Sneaker und lifestylige Sportschuhe spezialisierte Händler Asphaltgold aus Darmstadt ist schon seit 2009 auf Facebook unterwegs. Mit einfachsten Methoden versuchte Inhaber und Geschäftsführer Daniel Benz damals Content gezielt auszuspielen, zumindest nach weiblichen und männlichen Nutzern. Heute beschäftigt er allein 8 Mitarbeiter, die nur dafür zuständig sind, die Schuhe in Szene zu setzen, und dazu ein ganzes Team, das sich darum kümmert, die Bilder dann auf den richtigen Kanälen auszuspielen.
Daniel Benz, Inhaber von Asphaltgold, bezahlt keine Influenzier.
Thomas Lohnes/Getty
Daniel Benz, Inhaber von Asphaltgold, bezahlt keine Influenzier.
Im Mittelpunkt seiner Strategie steht das Produkt, die Sneaker müssen für sich wirken. Und auf Facebook kommt Benz damit nicht mehr sehr weit: "Da sind inzwischen eher die Eltern unserer Fans unterwegs", sagt er. Die Kids, die heiß auf limited editions oder die neuesten Nikes sind, treiben sich eher auf Instagram herum. Trotzdem verzichtet Benz darauf, Influencer einzusetzen: "Unsere Marke kennen wir am allerbesten. Warum sollte ich einen 14-Jährigen dafür bezahlen, der noch nichts in seinem Leben geleistet hat?" Der Chef selbst und auch die Mitarbeiter treten stattdessen als Markenbotschafter auf, zum Beispiel in den wöchentlichen Staff Picks, in denen sie ihre persönlichen Highlights im Story-Format posten. Unterstützt wird das Engagment durch Auftritte auf Pinterest: Das sorgt für Nachhaltigkeit. 

3. Honor/Huawei

Die Lifestyle-Marke von Huawei hat ihre Zielgruppe genau definiert - und das ist schon mal Schritt 1 für ein sinnvolles Influencer-Engagement. Sven Wedig, Geschäftsführer der betreuenden Agentur Vollpension Medien, macht das noch einmal ganz deutlich: Wer ist die Zielgruppe? Wie sind die Ziele? Welche Kanäle kommen dafür infrage? Wie soll die Kreation aussehen?Erst wenn es darauf Antworten gibt, kommt die Auswahl des Influencers. Weil Honor-User zwischen 20 und 29 Jahre alt sind und praktisch in ihrem Mobiltelefon leben, ist die Ansprache der Zielgruppe über Social Media natürlich sinnvoll. Zumal, wenn es Honor um die Steigerung der Reichweite geht. Um außerden einen PR-Effekt zu erreichen, setze man zuletzt unter anderem auf die Aogo-Family und Angelina Heger. "Leute, die sich auch in der Öffentlichkeit benehmen können", wie Wedig sagt. Die Kampagne mit allem Drum und Dran erreichte 1,8 Millionen Personen, die Engagementrate lag bei 3,5 Prozent. Und das Ganze für ein Budget von 8500 Euro. Johanna Christner/Bettina Sonnenschein



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