Homeoffice- und Nachhaltigkeits-Boom

Deshalb ist auch der kleine Laden um die Ecke ein Gewinner der Corona-Pandemie

Die Click & Collect-Konzepte lokaler Läden kommen während des Lockdowns gut an
Imago / Andre Lenthe
Die Click & Collect-Konzepte lokaler Läden kommen während des Lockdowns gut an
Wie massiv die Corona-Pandemie den E-Commerce-Boom befeuert, das zeigte bereits kürzlich ein Unctad-Report, demzufolge der Umsatz der weltweit 13 größten Online-Plattformen 2020 um gut 20 Prozent auf 2,4 Billionen Euro zugelegt hat. Doch wer nun glaubt, der lokale Handel steuere mit Vollgas auf einen Abgrund zu, der irrt möglicherweise. Eine aktuelle Studie von PwC belegt jedenfalls, dass es neben den Onlinehändlern einen weiteren Profiteur der durch Corona veränderten neuen Konsumgewohnheiten gibt. Nämlich den Laden um die Ecke.
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Die Studie, für die die Unternehmensberatung PwC mehr als 8.700 Menschen aus 22 Ländern - darunter 511 aus Deutschland - befragt hat, ist zunächst ein eindrucksvoller Beleg dafür, wie massiv sich das Einkaufsverhalten derzeit ins Internet verlagert.


Aus der Umfrage geht hervor, dass die Präferenz für den Onlinekauf mittlerweile alle Produktgruppen erreicht hat: Laut PwC kaufen die Deutschen in sechs von sieben Kategorien inzwischen mehr oder sogar exklusiv online ein.

opinary lokale läden

Besonders verbreitet ist das Onlineshopping bei Modeartikeln. Hier sagen 46 Prozent der Befragten, dass sie diese häufiger oder ausschließlich online erstehen. Auch Elektronikprodukte werden inzwischen von 38 Prozent ausschließlich online oder zumindest mehr online als stationär erstanden. Bei Haushaltsgeräten sind es 27 Prozent der Befragten. Nur bei Lebensmitteln bevorzugen 40 Prozent der Befragten nach wie vor den stationären Handel.

Der Blick auf die Altersstruktur der Befragten lässt die Schlussfolgerung zu, dass sich diese Entwicklung noch beschleunigen wird. So kaufen bereits 60 Prozent der Millennials Bekleidung, Schuhe und Accessoires vorzugsweise im Netz. Dabei kommt auch immer häufiger das Smartphone zum Einsatz. Von den 25- bis 39-Jährigen kauft jeder Dritte wöchentlich per Handy ein - über alle Altersgruppen hinweg ist es auch schon fast jeder vierte. 

Der Onlinehandel ist jedoch nicht der einzige Profiteur des durch die Corona-Pandemie ausgelösten veränderten Konsumverhaltens. Zu den Gewinnern gehört - ausgerechnet - auch der kleine Laden um die Ecke. "Lokale Läden haben in der Pandemie an Relevanz gewonnen – und zwar auch im Bereich Onlineshopping. Konzepte wie Click & Collect oder eine direkte Lieferung vom lokalen Laden werden bei den Kund:innen immer beliebter. Auch das Corona-bedingte Click & Meet, also Shoppen mit Termin, wird angenommen", erklärt Christian Wulff, Leiter des Bereichs Handel und Konsumgüter bei PwC Deutschland, die Entwicklung. 

Als weiteren Grund für den Boom der lokalen Läden nennt PwC den sogenannten Homeoffice-Effekt. Soll heißen: Menschen, die vorwiegend in den eigenen vier Wänden arbeiten, bestellen zwar auch häufiger online und per Voice Assistant. Gleichwohl nutzen sie die Dank Homeoffice und Digitalisierung gewonnene größere Flexibilität offenbar auch zu spontanen Shoppingtripps im eigenen Kiez. 

Im Vorteil sind dabei Läden, die nachhaltige und ökologisch einwandfreie Produkte anbieten. Denn die sind aktuell nicht nur so begehrt wie nie, sondern dürfen auch etwas mehr kosten. So sind 26 Prozent der Befragten bereit, für ethische Praktiken und nachhaltige Produktion von Lebensmitteln, Mode und Konsumgütern einen höheren Preis zu zahlen. Gesündere und lokale Lebensmittel dürfen sogar für 43 beziehungsweise 42 Prozent der Befragten etwas teurer sein. Immerhin 39 Prozent wären bereit, für umweltfreundliche Verpackungen von Lebensmitteln tiefer in die Tasche zu greifen.

Das Potenzial, das von nachhaltigkeitsbewussten Homeoffice-Workern ausgeht, ist groß. Laut PwC arbeiten derzeit 28 Prozent der Deutschen überwiegend von zu Hause aus. Von dieser Gruppe gibt zwar fast jeder Zweite an, weniger im stationären Handel einzukaufen. Dafür kaufen 46 Prozent mehr in lokalen Geschäften ein. Von den Befragten, die nicht überwiegend im Homeoffice arbeiten, tun dies nur 35 Prozent. 

Dass sich der Trend noch einmal umkehrt, glaubt man bei PwC nicht. So ist sich PwC-Manager Wulff sicher, dass die Stadtteile abseits des Zentrums und ein gesunder, nachhaltiger Lebensstil weiter an Bedeutung gewinnen werden. "Diese Trends werden auch nach der Pandemie bestehen bleiben und durch die Tendenz zu mehr Homeoffice noch verstärkt", so Wulff. mas




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