Wer sich nicht ständig in sozialen Medien herumtreibt und den dort gepflegten Meme-Hype verfolgt, der dürfte beim Betrachten des Werbefilmchens für den neuen Golf nur Bahnhof verstehen. Zu sehen ist nicht etwa eine gute Story um den inzwischen
35 Millionen Mal gebauten VW-Klassiker, sondern eine Art Puppenspiel. In der Hauptrolle: Ein
schwarzer Mann, der von einer riesigen
weißen Hand sehr unsanft in ein Haus geschnipst wird, auf dem "Petit Colon" steht.
Das ist nicht nur deshalb dämlich, weil der Golf, um den es ja eigentlich gehen sollte, nur eine Nebenrolle spielt. Er steht nämlich einfach nur vor dem Haus. Sondern auch deshalb, weil sich dieses Bild durchaus auch als Anspielung auf die europäische Kolonialgeschichte verstehen lässt, wie einige Social-Media-Nutzer nicht zu unrecht argumentieren.
Dass aus der Kritik am Ende ein regelrechter Shitstorm wurde, hat allerdings mit einem Detail zu tun, das man beim oberflächlichen Betrachten des Werbefilms leicht übersieht. Denn die Buchstaben der Werbebotschaft "Der neue Golf" werden am Ende des Commercials so eingeblendet, dass für einen kurzen Moment das N-Wort sichtbar wird.
Dass der Spot, den offenbar die Agentur
Voltage aus der DDB-Gruppe entwickelt hat, auf scharfe Kritik stößt, dafür hat man bei Volkswagen vollstes Verständnis. "Wir können die Empörung und Wut als Reaktion auf das Video verstehen", heißt es in einer Stellungnahme des Konzerns, die HORIZONT vorliegt. Das Video, das Teil einer größeren Reihe sei, sei "falsch und geschmacklos", heißt es darin weiter. Volkswagen positioniere sich schon vor dem Hintergrund seiner eigenen Unternehmensgeschichte gegen jede Form von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung. Daher distanziere sich der Konzern von dem Spot und entschuldige sich dafür.
Die Frage, warum die Kontrollinstanzen bei der zuständigen Agentur versagten und der Werbefilm am Ende auch den Segen der VW-Marketer erhalten konnte, wird aber noch nicht beantwortet. Das soll sich aber bald ändern. "Wir werden aufklären, wie das passieren konnte - und Konsequenzen daraus ziehen", kündigt ein Sprecher gegenüber HORIZONT an.
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Update
Inzwischen hat sich auch VW-Marketer Jürgen Stackmann auf Twitter zu dem Vorfall geäußert.
mas
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