Dass es in der Praxis allerdings nicht so einfach ist beziehungsweise das reale Verhalten mit der guten Absicht kollidiert, geht ebenfalls aus der Umfrage hervor: Für fast 30 Prozent ist ein wirklich nachhaltiger Einkauf eine Preisfrage und "zu teuer". Außerdem geben 22 Prozent an, dass die Suche nach entsprechenden Produkten "zu aufwändig" ist.
"Die meisten Kunden wären zwar bereit, nachhaltigere Produkte einzukaufen. Eine umweltschonende Alternative zu einem konventionellen Produkt zu finden, ist aber mit einem Mehraufwand verbunden", fasst Daniela Bleimaier, Leiterin Public Affairs Deutschland & Regionales beim bevh zusammen. Das gelte besonders für preissensible Kunden, die nachhaltige Produkte für teurer erachten: "Diese sind oft nur dann bereit, sich für ein Angebot zu interessieren, wenn sie eine große Auswahl und Vergleichbarkeit von Preisen vorfinden – und das möglichst ohne lange suchen zu müssen," so Bleimaier.
Für Abhilfe sorgt, wie so oft, das Digitale:
Auf die Frage "Wo finden Sie am ehesten nachhaltige Produkte?" antwortet mehr als ein Drittel der Befragten (34,0 Prozent) "im Onlinehandel". Dem gegenüber stehen lediglich 19,2 Prozent der Kunden, die sich in Sachen nachhaltige Auswahl im stationären Handel gut versorgt fühlen. Die restlichen 46,8 Prozent der Befragten - und damit auch die Mehrheit - zeigen allerdings keine Präferenz hinsichtlich des Verkaufskanals. Mehr zum Thema
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Ein Grund für die bevorzugte Suche im E-Commerce liegt aus Sicht von behv-Sprecherin Bleimaier an der Struktur der Anbieter: Nachhaltige Produkte stammen häufig von kleineren Unternehmen, die im stationären Handel kaum stattfinden: "Die Kunden schöpfen aus der vergleichsweise großen Vielfalt nachhaltiger Angebote im Internet", sagt sie. Dort sei es leichter, Produkte zu finden, die abseits des Massenmarktes und bekannter Konzernmarken laufen. "Gerade weniger bekannte Nischenanbieter setzen daher gezielt auf Onlinekanäle, um ihre Produkte niedrigschwellig einem größeren Publikum zugänglich zu machen."
Für eine Vielzahl kleiner, regionaler Anbieter sei es zudem schwer, ihre nachhaltigen Waren in die Regale der großen Handelsketten zu bringen. "Der Platz dort ist physisch begrenzt und steht nicht allen Herstellern offen", so Bleimaier. "Für Nischenanbieter ist der Onlinevertrieb – sei es über einen eigenen Shop, in den sozialen Medien oder auf digitalen Marktplätzen – daher von großem Vorteil." son