Es ist eine schöne Welt, die
Harald Krüger und
Dieter Zetsche heute in Berlin zeichnen: Mobilität auf einen Klick. Die beiden Vorstandsvorsitzenden der
BMW Group und
Daimler erklärten in der Hauptstadt, dass die beiden Unternehmen mehr als eine Milliarde Euro in einen gemeinsamen Mobilitätsdienstleister investieren werden, um einen globalen Player zu schaffen - ein Gegengewicht zu Wettbewerbern wie
Uber und
Didi. Dafür bündeln die beiden Premiumhersteller ihre Mobilitätsdienste bei Carsharing, Ride-Hailing, Parking, Charging und Multimodalität - insgesamt 14 Marken. Der Verbund umfasst insgesamt fünf Joint Ventures mit Hauptsitz in Berlin und erreicht nach Angaben von Daimler und BMW heute bereits weltweit 60 Millionen Kunden. Die Markenfamilie besteht im Einzelnen aus:
Das sind die fünf Marken des Joint Ventures
- Share Now: Die Kunden von Car2go und Drive Now erfahren es gerade per Mail. Die beiden Marken werden unter Share Now zusammengeführt. Nach einer Übergangszeit werden beide Namen verschwinden. Die Fahrzeuge erhalten jetzt mit Share Now ein Co-Branding. Insgesamt nutzen über 4 Millionen Kunden Share Now. Ihnen stehen in 31 internationalen Metropolen 20.000 Fahrzeuge zur Verfügung. CEO wird
Olivier Reppert. Sein CFO heißt
Stefan Glebke.
- Reach Now: Hier werden die beiden Marken Moovel und Reach Now zusammengeführt. Über die App lassen sich unterschiedliche Möglichkeiten aufzeigen, wie ein Kunde von A nach B kommen kann. Nahverkehrstickets können hier genauso gebucht und gekauft werden wie Angebote der Now-Dienste. Bisher nutzen über 6,7 Millionen Kunden Moovel und Reach Now. CEO wird
Daniela Gerd tom Markotten, CFO ist
Johannes Prantl.
„Unsere Vision ist klar: Die fünf Services verschmelzen immer mehr zu einem Mobilitätsangebot mit voll-elektrischen und selbstfahrenden Flotten“
Harald Krüger, BMW Group
-
Free Now: Darunter finden unterschiedliche Mobilitätsdienstleistungen. Per Klick können sich Kunden ein Taxi, einen privaten Fahrer mit Mietwagen oder einen E-Scooter bestellen. Marken wie
MyTaxi und
Chauffeur Privé,
Clever Taxi und
Beat werden darin aufgehen und gegenüber Uber einen starken Wettbewerber bilden. Laut Angaben von Daimler und BMW nutzen heute über 21 Millionen Kunden und über 250.000 Fahrer die Dienste. An der Spitze stehen
Mark Berg als CEO und
Sebastian Hofelich als CFO.
-
Park Now: Das Angebot soll das Parken in Parkhäusern und in den Innenstädten erleichtern. Freie Parkplätze am Straßenrand werden angezeigt, man kann Parkplätze reservieren, ticketlos in Parkhäuser ein- und ausfahren. Park Now soll dazu beitragen, den innerstädtischen Parksuchverkehr zu reduzieren, der rund ein Drittel des Verkehrs ausmacht. Über 30 Millionen Kunden nutzen den Service von Park Now und Parkmobile bislang in 1100 Städten. CEO ist
Jörg Reimann,
Thomas Menzel ist CFO.
- Charge Now: Ein Dienst, der in Zukunft noch wichtiger werden dürfte, je mehr E-Autos auf den Straßen unterwegs sind: Wo ist die nächste Ladestation für mein E-Auto? Wie kann ich bezahlen? Die App weiß es. Der Service der
Digital Charging Solutions und
Charge Now betreibt über 100.000 öffentliche Ladepunkte von 250 Betreibern (White-Label-Lösungen) in 25 Ländern. Die Verantwortung hat auch hier das Duo Reimann und Menzel.
Mit dem Zusammenschluss sollen in den kommenden Jahren weltweit bis zu 1000 neue Jobs entstehen, darunter auch in Deutschland. Ob und wann eine Markenkampagne kommen wird, ist derzeit allerdings unklar.
„Denkbar sind dabei auch Kooperationen mit anderen Anbietern sowie Akquisitionen von Start-Ups oder etablierten Playern“
Dieter Zetsche, Daimler
Fakt dagegen ist: In den kommenden drei bis fünf Monaten werden die CEOs jetzt die Businesspläne entwickeln, erklärte BMW-Chef Harald Krüger. Auch gibt es noch keine dezidierten Zielvorgaben für die fünf Einheiten. Doch auch ohne dies alles ist die neue Aufstellung für Harald Krüger und Dieter Zetsche richtig. "Ich bin überzeugt, dass dies heute ein wichtiger Schritt in der Zukunft der Mobilität sein wird", sagt Krüger. Zumal das bestehende Portfolio weiter wachsen kann und vermutlich auch wird. "Wir nutzen konsequent die Chancen, die sich durch Digitalisierung, Shared Services und das steigende Mobilitätsbedürfnis unserer Kunden ergeben. Denkbar sind dabei auch Kooperationen mit anderen Anbietern sowie Akquisitionen von Start-Ups oder etablierten Playern", sagt Zetsche.
Die beiden Partner wollen den Kunden optimale Mobilitätserlebnisse aus einer Hand ermöglichen, möglichst smart und ohne Komplikationen. Das kann vielleicht auch dazu führen, dass am Ende nur noch ein Dienst steht. "Unsere Vision ist klar: Die fünf Services verschmelzen immer mehr zu einem Mobilitätsangebot mit voll-elektrischen und selbstfahrenden Flotten, die sich selbstständig aufladen und parken sowie mit anderen Verkehrsmitteln vernetzen lassen", erklärt Krüger.
Strategisch kommt der gemeinsame Aufschlag der beiden Premiumhersteller jedenfalls zur richtigen Zeit. Zwar gab es im Vorfeld einige Geburtsschmerzen und Konflikte, die gelöst werden mussten, doch am Ende könnten sich die Mühen bezahlt machen. Zum einen, weil sich heute ohnehin bei der Gestaltung der Mobilität der Zukunft viele Themen besser im Verbund stemmen lassen und nicht mehr alleine. Zum anderen, weil sich auch Carsharing in Deutschland wachsender Beliebtheit erfreut.
Allein im vergangenen Jahr kamen 350.000 neue Nutzer hinzu, teilte der
Bundesverband Carsharing in dieser Woche mit. Insgesamt gibt es allein hierzulande 2,46 Millionen Nutzer. Für den Autoexperte
Ferdinand Dudenhöffer ist das trotzdem erst ein Anfang, um übervolle Innenstädte und Straßen zu entlasten. "Insgesamt sind in Deutschland 46,4 Millionen Pkw auf der Straße, sprich angemeldet. Damit schrumpft die CarSharing-Flotte auf 0,04 Prozent des Pkw-Bestandes in Deutschland. Also da ist noch extrem viel Luft nach oben."
Dass sich das ändert und zwar nicht nur in Deutschland, dafür sollen die fünf Joint Ventures stehen. Doch eines ist Dieter Zetsche an diesem Tag auch wichtig. Der Wettbewerb, der beide Premiumbauer immer wieder zu Höchstleistungen motoviert. "Wir respektieren uns, aber jeder kämpft auch hart um seine Kunden." Soll heißen. An eine Verschmelzung beider Unternehmen denkt in Stuttgart und München niemand.
mir