Frau Fetzer, neue CMOs treibt es oft viel schneller in die Medien als Sie. Warum haben Sie sich für den ersten Aufschlag ein Jahr Zeit genommen? In erster Linie war es mir wichtig, anzukommen, meine Mannschaft und die Themen kennenzulernen. Es ist nicht meine Art, neu anzufangen und mich sofort nach außen zu profilieren – das wäre nicht das richtige Zeichen für mein Team gewesen.
Stimmt die Geschichte, dass Sie in den Vorstand gegangen sind und gesagt haben: "Ich habe das noch nicht gemacht und mit Marketing bislang nichts zu tun, aber ich kann das."? So in etwa stimmt diese Geschichte. Als die Stelle frei wurde, habe ich überlegt, ob ich mir den Job vorstellen kann. Ich habe mit meiner Familie diskutiert, mein Sohn war da gerade erst zwei Monate alt. Dann haben wir gemeinsam entschieden, dass es eine wunderbare Chance ist und ich meinen Hut in den Ring werfen werde. Ich kann Kommunikation, ich kenne den Vertrieb, und Marketing war immer eine unserer wichtigsten Schnittstellen. Außerdem lerne ich schnell und hatte riesige Lust, aus der PR ins Marketing zu wechseln.
Mercedes-Benz-CMO Bettina Fetzer
Welche Rolle hat dabei gespielt, dass Sie aus einer fachfremden Abteilung auf die CMO-Position gekommen sind? Es war ein spannender Auswahlprozess. Darin war ich so authentisch und ehrlich wie in allem, was ich tue. Ich sage immer: "Das kann ich. Das bringe ich mit. Hier müssen wir etwas anpacken." Ich spreche auch Punkte an, die ich noch lernen muss oder wo ich mich stark auf meine Mannschaft verlasse, wenn sie mehr Expertise besitzt. Ich stehe für den Kulturwandel bei Daimler, den ich als Botschafterin unserer Leadership 2020 Initiative auch aktiv mitgestalten durfte.
Zum Wandel gehört ein neuer Sprachstil. In den offiziellen Mitteilungen wird nun oft von "uns" und "Team" gesprochen. Versteht sich Mercedes-Benz jetzt als große Familie? Die Erklärung ist einfach: Mit mir arbeiten ein paar Hundert Menschen. Ich habe ein tolles Team, das tagtäglich großartige Arbeit macht, um genau die Ergebnisse zu erzielen, die Sie sehen. Es wäre anmaßend zu sagen, das alles ist allein mein Werk. Daher finde ich es auch nicht passend, wenn man es nach außen so darstellt. Eine Luxusmarke wie Mercedes-Benz braucht Kontinuität in ihrer Weiterentwicklung und in ihrer Pflege.