Herr Schröder, was machen Sie denn beim "Pinken Pudel"? Ich habe mir die Arbeit von Pinkstinks angesehen, und seitdem unterstütze ich die Initiative.
Wurden Sie wegen Ihres umstrittenen Wiesenhof-Spots aus dem Jahr 2016 angesprochen? Genau. Pinkstinks hat mich irgendwann eingeladen. Als ich da hinging, fühlte ich mich wie Jamal Khashoggi beim Betreten der saudischen Botschaft. Aber die haben nicht die Brechstange ausgepackt, sondern mich für Sexismus und Stereotype sensibilisiert. Eigentlich ist deren Ansatz auch der für meine Figur auf der Bühne.
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Wiesenhof
Auch Werberat beanstandet Online-Spot mit Atze Schröder
1000 Beschwerden in zwei Tagen: Nach dem GWA hat nun auch der Deutsche Werberat den Online-Spot von Wiesenhof beanstandet, in dem Testimonial Atze Schröder mit anzüglichen Vergleichen gegenüber Gina-Lisa Lohfink die Brutzler-Grillwurst der Marke bewirbt.
Inwiefern? Ich bin in einem Frauenhaushalt groß geworden mit Oma, Mutter, Schwester, die alle drei sehr feministisch eingestellt waren. Und nur so ist die öffentliche Atze-Figur entstanden. Von Pinkstinks habe ich auch einen Impuls für die nächste große Tour bekommen – die Bühnendeko wird sehr rosa sein.
Sie nutzen unter anderem Klischees für Ihre Comedy, wie Werbung das auch tut. Wo liegen die Unterschiede? Werber müssen extrem komprimieren, haben viel weniger Zeit und müssen darin nicht nur Humor unterbringen, sondern auch eine Botschaft und einen Kaufimpuls.
Sexismus darf sich Werbung dabei allerdings nicht leisten. Überschreiten Sie solche Grenzen? Ja, absolut. Das ist durchaus beabsichtigt. Nur dieses Augenzwinkern erkennt halt nicht jeder. Komischerweise beträgt der Frauenanteil meines Publikums seit Jahren 60 Prozent. Vielleicht erkennen Frauen das Augenzwinkern besser. Das liegt womöglich auch an der Nähe zum Publikum. Live kann ich eben auch auf Stimmungen eingehen, kann noch mal erklären oder revidieren und mich innerhalb weniger Minuten neu aufstellen. Werbung ist Einbahnstraße.
In welcher Weise gehen Sie mit dem Gender-Thema inzwischen sensibler um? Es fließt mit ins Schreiben des Programms ein. Sobald Ironie oder Satire nicht verstanden wird, muss aber jeder Comedian darüber nachdenken, ob die Botschaft eine andere sein oder anders vermittelt werden muss.
Interview: Uwe Förster