Zigarettenwerbung

Europaparlament und WHO gehen der Tabakindustrie an den Kragen

Die EU will Zigaretten den Garaus machen (Foto: Fotolia)
Die EU will Zigaretten den Garaus machen (Foto: Fotolia)
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Für die Tabakindustrie wird die Luft immer dünner. Die Einführung von abschreckenden Horrorbildern auf Zigarettenpackungen nach dem Vorbild Australiens ist nun auch in Europa wohl nur noch Formsache. Der Gesundheitsausschuss im Europaparlament hat gestern den zuvor vom Ministerrat vorgelegten Gesetzesentwurf unterstützt - und in Teilen sogar noch verschärft. Die WHO hat unterdessen sogar ein weltweites Werbeverbot gefordert.

Die Schockbilder kommen bald auch nach Deutschland
Die Schockbilder kommen bald auch nach Deutschland
Während der Vorschlag des EU-Ministerrates vorsah, 65 Prozent der Fläche von Zigarettenpackungen in Zukunft für Warnhinweise zu reservieren, geht der Gesundheitsausschuss sogar noch weiter. Zwar ist eine Einheitsverpackung ohne Herstellerlogo, wie es sie in Australien und Irland bereits gibt, wohl nicht geplant. Dafür haben sich die Europaabgeordneten bei ihrer gestrigen Sitzung dafür ausgesprochen, sogar 75 Prozent der Fläche für Schockfotos von zerfressenen Organen und sonstige Warnhinweise zu blockieren. Aktuell sind 40 Prozent Vorschrift. Da es sich dabei aber immer um Mindestnormen handelt, dürfte der tatsächliche Platz für Markennamen und Logos künftig massiv sinken.

Darüber hinaus sehen die Pläne des Europaparlamentes vor, Slim- und Mentholzigaretten zu verbieten. Auch Verpackungen, die optisch denen von Kosmetikprodukten oder Lebensmitteln ähneln, sollen aus dem Handel verschwinden. Die britische Abgeordnete Linda McAvan, die den Gesetzesentwurf im Herbst durch das Europaparlament in Strasbourg bringen soll, begründet die Verschärfung mit aktuellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO. Zwar hätten die Initiativen der Regierungen in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, dass insgesamt immer weniger Menschen zum Glimmstengel greifen. Es gebe allerdings insbesondere bei jungen Leuten einen besorgniserregenden Trend. "29 Prozent der jungen Leute rauchen", so McAvan. Laut WHO sei der Raucheranteil damit in einigen Ländern seit 2005 wieder gestiegen.

Einen weiteren Nackenschlag muss die Tabakindustrie von der Weltgesundheitsorganisation hinnehmen, der die Pläne offenbar nicht weit genug gehen. In Panama die WHO gestern ein allumfassendes und weltweites Tabakwerbeverbot gefordert. "Wenn wir nicht Tabakwerbung, Verkaufsförderung und Sponsoring verbieten, dann werden Jugendliche und junge Erwachsene auch in Zukunft von einer Tabakindustrie ins Verderben gelockt, die aggressiver agiert als jemals zuvor", sagt WHO General Director Margaret Chan. Jedes Land stehe in der Verantwortung, seine Bevölkerung vor durch Tabakprodukte verursachte Krankheiten Behinderungen und Tod zu schützen, so Chan weiter. In Deutschland darf im TV und in Printtiteln ohnehin schon lange nicht mehr für Zgaretten geworben werden. Plakate und Kinospots sind dagegen noch erlaubt. mas
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