Das Year of the Goat will so etwas sein wie das "Indie-Festival" unter den Digitalkonferenzen. Wo andere Events mit reihenweise internationalen Top-Speakern von den ganz großen Marken dieser Welt, teurem Catering und immer neuen Zuschauerrekorden aufwarten, ist beim beschaulichen YOTG alles anders: interdisziplinäre und liebevoll ausgewählte Redner, Workshops in kleineren Gruppen, dazu der industrielle Charme der altehrwürdigen Markthalle am Hamburger Hauptbahnhof, wo schon U2, The Clash und Nirvana spielten.
Year of the Goat Hamburg: Die Bilder des Events
Kaum mehr als 300 Besucher, die ein Bewerbungsverfahren durchlaufen mussten, sind bei der Veranstaltung dabei, die in Hamburg von Hauptpartner
Grabarz & Partner mit auf die Beine gestellt und kreativ gestaltet wurde. Bis auf die angenehm überschauliche Größe ist dabei zunächst gar nicht so viel anders als auf anderen Konferenzen: In den ersten Keynotes sprechen GEO-Chefredakteur
Christoph Kucklick und Volkswagen-Marketingchef
Anders-Sundt Jensen von den veränderten Anforderungen für die Medien- und Automobilbranche im Zeitalter der digitalen Transformation. Wirklich spannend wird es dann aber beim dritten Vortrag von Autorin
Alexa Clay, die für die "Power of Misfits" sensibilisierte und ausführte, was die digitale Wirtschaft in Sachen Kreativität und Innovation von "sozialen Außenseitern" wie Piraten, einstigen Drogenbossen und Hackern lernen kann. Der Tenor: Gruppen, die gemeinsam und beharrlich ihe Ziele verfolgen, sind erfolgreich - der Weg muss nur auf der richtigen Seite des Gesetzes beschritten werden.
Doch die kurzen Keynotes und anschließenden insgesamt 18 Impulsvorträge in drei verschiedenen Streams von Speakern aus Startups, Digitalunternehmen und Agenturen waren noch nicht der Höhepunkt des zweiten YOTG. Denn am Nachmittag präsentiert das Festival sein wirkliches Alleinstellungsmerkmal: In den zahlreichen Workshops dürfen die Gäste selber ran und debattieren zum Beispiel gemeinsam mit einem Professor der Bundeswehruniversität München darüber, warum Städte durch starke Gemeinschaften innovativer werden können als wachsende Unternehmen. Außerdem konnten die Besucher eine Einfühung in das Hacken von Computerprogrammen bekommen und sich von einem buddhistischen Mönchen erklären lassen, wie man in unserem schnelllebigen Informationszeitalter die Übersicht behält, aufmerksam bleibt und dabei nicht aus dem inneren Gleichgewicht gerät.
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Year of the Goat-Gründer von der Lühe
"Der digitale Wandel fängt im Kopf an"
Am 8. September findet in Hamburg die Digitalkonferenz Year of the Goat statt. Im Interview mit HORIZONT spricht Mitgründer Markus von der Lühe über die Ziele des Festivals, die Ziege als perfekten Namenspatron und die Bedeutung von Intimität bei Year of the Goat.
Das YOTG erhält seine Attraktivität tatsächlich dadurch, dass dort keine Speaker auf der Bühne stehen, die nur von Abverkaufsstrategien, den Herausforderungen von Programmatic Advertising und neuesten Content-Marketing-Konzepten erzählen. Der interdisziplinäre Ansatz der Veranstalter hat in Hamburg vielmehr Menschen auf die Bühne gebracht, die abseits der Wirtschaft und bunten Werbewelt beweisen, dass die digitale Transformation sämtliche Lebensbereiche umwälzt. Das wird zwar gerne auch auf anderen Kongressen beteuert, so konkret wie beim YOTG aber selten veranschaulicht.
Und so dürfte das Festival im chinesischen Jahr der Ziege tatsächlich dazu beigetragen haben, dass die Besucher
"ihre innere Ziege überwinden", wie Mitgründer Markus von der Lühe im Hinblick auf gesellschaftliche Widerstände in Zeiten der Digitalisierung als Ziel ausgab. 2016, wenn YOTG unter anderem erstmals in London Station macht, wird übrigens das "Year of the Monkey" sein. Anders als die Ziege steht der Affe ja für Intelligenz, harte Arbeit und eine schnelle Lernfähigkeit. Gute Voraussetzungen also, um den digitalen Wandel weiter voranzutreiben.
tt