ZAW-Chef Manfred Parteina macht Wahlkampf für den mündigen Verbraucher (Bild: ZAW)
Auf die zunehmenden Forderungen nach verschärften Werberegulierungen reagiert der ZAW jetzt mit einer eigenen Streitschrift. In der Broschüre "Deutschland hat die Wahl" fasst der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) die Vorträge seines Plenums der Werbung 2013 zusammen und wirbt für den mündigen Wähler.
Wenn politische Kreise auf den "Abschied vom Mythos des mündigen Verbrauchers" hindrängen, dann müssen sie auch über den Abschied vom mündigen Wähler diskutieren. Nichts weniger als das fordert der
ZAW in seiner aktuell erschienen Publikation, mit der er sich an so gut wie alle politischen Instanzen auf nationaler, Landes- und EU-Ebene richtet: "Wir wollen die Bühne der Bundestagswahl dafür nutzen, um in der öffentlichen Debatte auf das Thema aufmerksam zu machen und jegliche Aufweichung des Verbraucherbilds zu verhindern", sagt
Manfred Parteina, ZAW-Geschäftsführer, gegenüber HORIZONT.NET.
Zuletzt habe es immer wieder Bestrebungen gegeben, vom verständigen Durchschnittsverbraucher, der "gesetzlich verankert und gesellschaftlich akzeptiert ist", als Beurteilungsmaßstab für Werbung abzukehren. Vor allem aus Brüssel sei der Druck besonders stark gewesen, so Parteina. In diesem Kontext verweist der ZAW in der Broschüre auch auf EU-Kommissar Günther Oettinger, der in seinem Vortrag zugesteht: "Wir regulieren zu viel." Doch auch "national hat es Stimmen aus den Reihen der SPD dazu gegeben", betont der ZAW-Geschäftsführer. "Sie sagen, dass der mündige Verbraucher nicht der reale Verbraucher ist."
Mit der Broschüre "Deutschland hat die Wahl" will der ZAW Politiker überzeugen (Bild: ZAW)
Zu den heftigsten Kritikern zum Thema Verbraucherschutz gehören allerdings die Bürgerinitiativen. So hatte zum Beispiel die Bewegung
Pinkstinks zuletzt mit Demonstrationen und einer
Petition beim
Deutschen Werberat eine Abkehr vom bisherigen Verbraucherbild gefordert. In der Kampagne geht es zwar zunächst um den Schutz von Kindern vor Geschlechterrollen diskriminierender Plakatwerbung. Allerdings zweifelt Initiatorin und Sprecherin
Stevie Meriel Schmiedel grundsätzlich an der Definition des verständigen Durchschnittsverbrauchers: "Das ist Quatsch. Den gibt es gar nicht." Die Frage sei, "wer das sein soll? Kinder sind es ganz bestimmt nicht."
Beim Werberat und den im Bundestag vertretenen Parteien prallte die Initiative mit ihren Forderungen ab, wenn auch aktuell Gespräche mit dem Werberat laufen. Allerdings betont ZAW-Geschäftsführer Parteina: "Kinder grundsätzlich zum Maßstab für gesellschaftlich tolerables Verhalten zu machen, ist sicher falsch." Stattdessen stellt er klar: "Es gibt keine Alternative zum verständigen Durchschnittsverbraucher. Jede Absenkung der Eigenverantwortung der Konsumenten wäre ein Anachronismus."
hor