Werbeblogger Bob Hoffman

"Marketer kommen vom Mars. Konsumenten aus New Jersey"

US-Werbeblogger Bob Hoffman redete den Marketern ins Gewissen
Screenforce / Willi Weber
US-Werbeblogger Bob Hoffman redete den Marketern ins Gewissen
Marketers sind nicht von dieser Welt - oder um es mit den Worten von Bob Hoffman zu sagen: Sie leben auf einem anderen Planeten. Nur so ist zu erklären, warum sie unbeirrt an dem Glauben festhalten, Konsument wollten mit Marken in Dialog treten, würden Brands von Herzen lieben und auf jede Art von Storytelling reagieren, so der US-Werbeblogger, Berater und Autor in seiner Keynote auf dem Düsseldorfer Screenforce Day.
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"Marketer kommen vom Mars. Konsumenten aus New Jersey": Unter diesem Motto, das auch eines seiner Bücher ziert, plädiert der ehemalige CEO mehrerer US-Werbeagenturen eindringlich, diesen Irrglauben aufzugeben: "Konsumenten sind sehr einfach gestrickte Wesen. Während der Marketer darüber nachdenkt, wie er den Konsumenten dazu bekommt, mit einem Brand zu interagieren, fragt sich der Konsument lediglich, ob er vor dem Geschäft einen Parkplatz bekommt."

Drei Wahnvorstellungen, denen Marketingmanager unterliegen, zählt Hoffman auf: Den Irrglauben an die Macht von Marken, den über die Macht des Digitalen sowie das Ignorieren von Alter. Den Saatchi-&Saatchi-Begriff der Lovemarks bezeichnet er dabei schlicht als "Bullshit". Keine Marke treffe Konsumenten wirklich ins Herz, kein Kunde wolle ein romantisches Wochenende mit einer Marke verbringen. "Was wir als Marken-Loyalität bezeichnen, ist in der Regel eine Frage von Gewohnheit und Vorrat. Würde Pepsi morgen vom Markt verschwinden - kein einziger sogenannter Pepsi-Loyaler würde einen psychischen Schaden davon tragen. Er würde einfach Coke trinken."

Ähnlich radikal entlarvt Hoffman, dessen Blog "Ad Contrarian" als der weltweit einflussreichste gilt, die sogenannte digitale Revolution. Als jemand der weiß, wie soziale Medien funktionieren, könne er nur sagen: "Klassische Werbung ist nicht totzukriegen." Die apokalyptischen Szenarien, die Fachleute vor zehn Jahren entworfen hätten und die das Ende von TV-Werbung vorhersagten, hätten sich als komplett haltlos herausgestellt. Heute sei es vielmehr so, dass die großen Konkurrenten Amazon, Google, Apple und Facebook alle ein Stück vom klassischen TV-Kuchen abhaben wollten.

Der größte Fehler der Marketer sei allerdings, die Zielgruppe der über 50-Jährigen zu ignorieren: "Sie haben das meiste Geld, sie geben das meiste Geld aus und alle US-Amerikaner über 50 besitzen zusammen mehr finanzielle Mittel als Staaten wie China." Warum sie diese potente Konsumentengruppe einfach nicht beachten? Hoffman ist sich sicher: "Weil die Marketingindustrie das Alter hasst!" Sein Aufruf: Genau hinhören, wem man Glauben schenkt. Nicht nachplappern, was die anderen sagen, sondern eigene Erkenntnisse sammeln. Und: "Zurück zur Erde kommen." son
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