Vapiano

Nach Gammel-Vorwürfen folgt die PR-Offensive

Szene aus einem der "Frische"-Videos von Vapiano
Vapiano/Screenshot Youtube
Szene aus einem der "Frische"-Videos von Vapiano
Ein Bericht in der "Welt am Sonntag" bringt Vapiano in die Bredouille: Das Unternehmen serviere in seinen Restaurants Lebensmittel, die das Mindesthaltbarkeitsdatum bereits überschritten haben, hieß es darin. Nun reagiert die Schnellrestaurant-Kette auf die Vorwürfe und startet eine PR-Offensive, um bei den Kunden um Vertrauen zu werben.
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Die Vorwürfe wiegen schwer: In der "Welt am Sonntag" vom 1. November sowie online berichtete Investigativ-Reporterin Anette Dowideit, bei Vapiano sei Gammel-Ware verkauft worden. So seien Lebensmittel wie Fleisch und Gemüse umetikettiert worden, um die vom Unternehmen gesetzten Mindesthaltbarkeitsdaten zu verlängern. Dadurch seien Lebensmittel auf den Tellern von Kunden gelandet, "die teilweise merkwürdig rochen und nicht mehr appetitlich waren", wie es in dem Artikel heißt. Bei ihren Recherchen stützt sich Dowideit auf zehn derzeitige und ehemalige Angestellte von Vapiano, die ihre Aussagen mit eidesstattlichen Versicherungen und teilweise vor der Kamera bezeugt hätten.

Vapiano Statement CEO

Liebe Gäste, ich bin Jochen Halfmann und seit Kurzem Vorstandsvorsitzender von VAPIANO. Die Vorwürfe der Welt am...

Posted by Vapiano on Sonntag, 1. November 2015
Eine erste Reaktion von Vapiano erfolgte bereits am Tag vor Erscheinen des Artikels. In einer Pressemitteilung meldete sich CEO Jochen Halfmann zu den Vorwürfen. Ein derartiges Fehlverhalten von Mitarbeitern entziehe sich seiner Kenntnis. "Sollte es diese Fälle aber trotz der strengsten internen Bestimmungen tatsächlich gegeben haben, so verurteilen wir sie aufs Allerschärfste. Wir gehen den Vorwürfen daher konsequent nach, auch wenn sie zum Teil absurd erscheinen." Von der "Welt" erwarte man, dass die Zeitung "sämtliche Informationen" mit Vapiano teile, um den Vorwürfen nachgehen zu können.

Einen Tag später legte Vapiano auf Facebook mit einem Statement Halfmanns nach, mit dem der CEO sich direkt an die Konsumenten wendete. "Frische ist unser Prinzip. Frische ist unser Versprechen", heißt es in dem Statement. Kurz darauf verwies Vapiano - ebenfalls auf Facebook - auf die Zertifizierung des Unternehmens durch den TÜV Rheinland, die zuletzt am 16. Oktober 2015 erteilt worden war.

Auch bewegte Bilder sind Teil der PR-Offensive. Auf Facebook und auf Youtube veröffentlichte Vapiano zwei Videos mit dem Titel "Die Wirklichkeit der Vapiano-Frische". Darin erklären Mitarbeiter des Unternehmens ihre Aufgaben und versichern, dass alle Speisen frisch zubereitet würden. "Maximalen Geschmack bekommt man einfach nicht mit Produkten, die man verlängert hat, mit Produkten, die nicht mehr frisch sind", sagt eine der Mitarbeiterinnen.

Vapiano "Die Wirklichkeit der Frische" 1

Vapiano "Die Wirklichkeit der Frische" 2

Klassische Werbemaßnahmen (um die Vapiano-Werbung kümmert sich seit gut zwei Jahren Scholz & Friends Neumarkt) will das Unternehmen jedoch nicht nutzen, um das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen. "Erste Priorität hat es für Vapiano, die Vorwürfe bislang anonymer ehemaliger Mitarbeiter restlos aufzuklären", wie Halfman in einem Statement gegenüber HORIZONT Online erklärt.

Dabei setzt Vapiano auf das persönliche Gespräch: "Gleichzeitig wirbt Vapiano um Vertrauen, aber augenblicklich nicht mit Hochglanz-Anzeigen, sondern in jedem einzelnen Restaurant. Die Restaurantleiter, Franchisepartner, Mitarbeiter sprechen mit Gästen, erklären und zeigen, dass die Waren täglich frisch angeliefert werden, dass sie frisch zubereitet werden, dass Pasta frisch hergestellt wird." Froh sei man darüber, dass es im Social Web neben Kritik auch viel Zuspruch für Vapiano gebe, so Halfmann. "Die Vapiano-Wirklichkeit ist für täglich 60.000 Gäste allein in Deutschland eine andere als der erzeugte Eindruck."
Erste Priorität hat es für Vapiano, die Vorwürfe bislang anonymer ehemaliger Mitarbeiter restlos aufzuklären.
Jochen Halfmann
Damit geht Vapiano, das deutschlandweit über 60 Restaurants selbst oder als Franchise-Häuser betreibt und 2014 einen Gesamtumsatz von 386 Millionen Euro verbuchte, einen anderen Weg als Burger King. Als sich die Fast-Food-Kette letztes Jahr nach einer RTL-Reportage ähnlichen Vorwürfen ausgesetzt sah, reagierte das Unternehmen mit einem TV-Spot, in dem Deutschlandchef Andreas Bork zu den Vorwürfen Stellung bezog.

Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass die "Welt" Vapiano ins Visier nimmt: Schon im Frühling hatte die Zeitung über "chaotische Zustände" bei Vapiano berichtet, etwa über gehäufte Kundenbeschwerden und eine hohe Fluktuation bei Führungskräften. Noch vor der Veröffentlichung hatte ein Anwaltsbüro im Auftrag von Vapiano die Rechtsabteilung von Axel Springer darum gebeten, die Recherche der Redakteurin "begleiten" zu dürfen. Offenbar sollte so verhindert werden, dass der Artikel zu viele kritische Aussagen enthält. Autorin Dowideit dokumentiert das Ganze seinerzeit im Investigativ-Blog der Welt". ire



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