Konkret: Man sieht in dem Spot mehrfach nackte weibliche Brüste, eine Frau streckt ihr (bekleidetes) Hinterteil direkt in Richtung Kamera, es wird fleißig Alkohol getrunken. Dazu räkeln sich bizarre Gestalten - darunter auch Spitzenkandidat Serdar Somuncu - hinter einer eingeschäumten Glasscheibe. Im Off fallen Begriffe wie "Sexy", "Porno" und "Leck mich".
Die Partei: Sexy Super Mini Porno
Holla die Waldfee. Was soll das Ganze? Nur eine Provokation oder der tatsächliche Wahlwerbespot der Partei fürs Fernsehen? Auf jeden Fall dürfte der Spot dazu angedacht sein, für ordentlich Aufmerksamkeit und große Diskussionen zu sorgen. Wohl genau aus diesem Grund hat Die Partei den Spot auch
zuerst in der Huffington Post lanciert, wo eine hohe Reichweite und wohl auch die passende Zielgruppe winken.
"Unser Ansatz war, die Obszönität, mit der Politik und Automobilindustrie derzeit agieren, zu übertreffen. Aber ich fürchte, das haben wir nicht geschafft", sagt Sonneborn gegenüber dem Online-Portal. Außerdem bekräftigt der ehemalige "Titanic"-Chefredakteur, dass der Spot sehr wohl im öffentlich-rechtlichen Fernsehen laufen solle: "Unser Werbespot ist mit Sicherheit der platteste, populistischste und primitivste Spot, der jemals im ZDF gelaufen ist. Die Arzneimittelwerbung im Vorabendprogramm einmal ausgenommen."
So viel Wahnsinn in 90 Sekunden konnten sich allerdings nicht einmal die Satiriker vom Dienst ausdenken. Der "Sexy Super Mini Porno" der Partei hat nämlich ein berühmtes Vorbild: Den legendären Afri-Cola-Spot von Werbepionier Charles Wilp aus dem Jahre 1968. Damals bewegten sich die Schauspieler in einem ähnlichen Setting, während im Hintergrund ebenfalls eine psychedelische Geigenmelodie zu hören war. Als Einblendung legte sich mehrfach der Schriftzug "Sexy Super Mini Flower Pop Op Cola - Alles ist in Afri Cola" über das Bild.
Afri Cola 1968
Der Spot war seinerzeit Provokation und Sensation zugleich, brach er doch auf radikale Weise mit allem, was man bis dato aus der Werbung gewohnt war. Vor allem aber brachte Wilp die Werbeindustrie gegen sich auf, wie der 2005 verstorbene Künstler 1998
in einem Interview mit der Welt sagte: "
Die Kampagne wurde als herausragend erkannt. Aber wenn man zu gute Werbung macht, werden einem die Etats gestrichen. So bleibt man am besten dabei und macht durchschnittliche Werbung."
Die Werbeindustrie wird Sonneborn, Somuncu und Co. eher nicht verstoßen. Wie die Kollegen aus dem traditionellen Politbetrieb reagieren, bleibt abzuwarten. ire