Auf Preiskampagnen wollte Praktiker eigentlich ab 2011 verzichten
Die Schlacht um die Zukunft von
Praktiker ging am gestrigen Mittwoch verloren, als einzelne Gläubigergruppen dem Sanierungskonzept ihre Zustimmung verweigerten. Damit ist das 1978 gegründete Kirkeler Unternehmen, das mit rund
20.000 Mitarbeitern und
300 Filialen zu den größten deutschen Baumarktketten zählt, offiziell überschuldet und zahlungsunfähig, weshalb der Vorstand auch eine "positive Fortführungsprognose für die Praktiker AG und einzelne Gesellschaften der Unternehmensgruppe verneint" hat, wie es in einer Adhoc-Mittelung heißt.
Am heutigen Donnerstag folgte dann der offizielle Insovenzantrag vor dem
Amtsgericht Hamburg. Während für die wichtigsten deutschen Praktiker-Gesellschaften (Baumarkt Praktiker Deutschland, Baumarkt Praktiker GmbH und Baumarkt Praktiker Online GmbH) nun im Rahmen des Regelinsolvenzverfahrens ein Sanierungsplan erstellt werden soll, sind die derzeit 132 Märkte der Premium-Tochtergesellschaft
Max Bahr von den Anträgen ebenso wenig betroffen wie das internationale Geschäft des Praktiker Konzerns. Praktiker hatte 2012 beschlossen Max Bahr
zur bundesweiten Marke auszubauen.
Praktiker hat sich mit jahrelangen Preisschlachten und den "20-Prozent auf alles"-Rabattaktionen selbst in die Krise manövriert, was auch früh erkannt wurde. Bereits 2011 kündigte Geschäftsführerin
Rebekka M. Kröger gegenüber HORIZONT.NET an,
komplett auf Rabattaktionen verzichten zu wollen. Damals schöpfte Praktiker neuen Mut, verpflichtete
Boris Becker als Testimonial und erhöhte seinen Werbeetat um einen zweistelligen Millionenbetrag, um sein Billig-Image loszuwerden. Danach ging es schrittweise abwärts. Vor gut einem Jahr wurde zunächst die teure und imagelastige TV-Kampagne mit Becker
gestoppt. Anfang 2013 war es dann endgültig vorbei mit den guten Vorsätzen, als Praktiker die eigentlich verbannten Rabattspots wieder ausgrub. Die Spots wurden bis Ende Mai auf Privatsendern geschaltet. Seitdem ist Praktiker aus den Werbeblöcken verschwunden - und vielleicht auch bald von der Bildfläche.
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