Ottonova

Wie ein Münchner Start-up den Bundestagswahlkampf kapern will

Ottonova-Mitgründer Frank Birzle macht in der Kampagne einen auf Christian Lindner
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Ottonova-Mitgründer Frank Birzle macht in der Kampagne einen auf Christian Lindner
Die Wahlmotive von CDU, SPD und Co bestimmen nun schon seit Wochen das Straßenbild. Gut möglich, dass es ab sofort hier und da zu Verwechslungen kommt. Grund ist die Plakatkampagne des Münchner Start-ups Ottonova, einer neuen digitalen Krankenversicherung.
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Ob Farbgebung, Bildsprache und Platzierung der Slogans: Auf den ersten Blick ähneln die Motive der offiziellen Wahlkampf-Werbung der großen Parteien sehr. Wer sich die Gesichter auf den Plakaten ansieht, bemerkt den Unterschied. Statt Angela Merkel, Martin Schulz oder Christian Lindner blicken einen Roman Rittweger, Frank Birzle oder Yvonne Gründler an. Alle sind verantwortliche Mitarbeiter bei Ottonova: Rittweger etwa ist Gründer und CEO, Gründler ist Produktleiterin. 

Ihr Forderungen klingen ebenfalls wie die der Parteien: "Für eine Versicherung mit der wir gut und länger leben" heißt es etwa in Anlehnung an den Claim der CDU für die Bundestagswahl, auf einem anderen Plakat ist die FDP-Forderung "Wer keine Vision hat, sollte zum Arzt gehen" zu lesen.

Digitale Versicherung: Die Motive der Launchkampagne von Ottonova

Mit der inhouse kreierten Kampagne will Ottonova für größtmögliche Aufmerksamkeit sorgen, um die Markenbekanntheit des noch jungen Unternehmens zu steigern. Ottonova ging am 21. Juni 2017 an den Start - auf den Tag genau 134 Jahre, nachdem Otto von Bismarck in Deutschland die Krankenversicherung einführte. Der Ottonova-Launch war zugleich die erste Neugründung einer Krankenversicherung seit 17 Jahren. Das Unternehmen bietet bislang eine App an, mit der die Nutzer auf einen Blick alle Informationen rund um die Versicherung und die eigene Gesundheit erfassen können. Weitere Leistungen wie private Zusatzversicherungen sollen folgen. Bis zum Start sammelte Ottonova rund 40 Millionen Euro Kapital von Investoren wie Debeka, Holtzbrinck Ventures, Vorwerk Ventures und Tengelmann Ventures.

Die Botschaft, dass man die erste digitale Krankenvollversicherung in Deutschland sein will, ist nicht mit angezogener Handbremse zu vermitteln. Deswegen gibt Ottonova ordentlich Gas im Werbemarkt: Die Launch-Kampagne wird in den Formaten Megacity Lights und Großfläche auf über 100 Werbeflächen an hochfrequentierten Standorten, wie S-Bahn-Stationen von München, Hamburg und Berlin zu sehen sein. Darüber hinaus spielt Ottonova die Kampagne auch über die sozialen Netzwerke.
"Um die Digitalisierung in der Versicherungsbranche voranzutreiben, muss auch die Politik Stellung beziehen", sagt Roman Rittweger, CEO und Mitgründer von Ottonova. "Wir brauchen eine öffentliche Debatte zum Thema, denn es besteht großer Aufklärungsbedarf, wenn es um die Gesundheitsvorsorge und Krankenversicherungen geht – und zwar nicht nur bei der Bevölkerung!" Sein Ziel sei, Ottonova mit digitalen Services "zum proaktiven Gesundheitspartner" zu machen und den Menschen und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu stellen.

Interessant wird die Reaktion der Parteien sein. Immerhin lehnt Ottonova die Kampagne nicht einfach nur an die Bildsprache der aktuellen Wahlkampf-Kommunikation an - das Ganze geht schon in die Richtung Kopie. Bei Ottonova geht man allerdings nicht davon aus, dass sich eine der Parteien gegen die Kampagne zur Wehr setzen wird. ire
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