Ach so, jetzt bin ich schuld an jahrelang verfehlter Modellpolitik, Designsünden, austauschbarer Kommunikation und den ständigen Negativ-Schlagzeilen. Weil ich Vorurteile habe und zu doof bin zu kapieren, wie toll Opel ist. Das ist mir zu einfach, die Schuld beim Kunden zu suchen. Das ist ja das Eingeständnis purer Verzweiflung. Soll heißen: ich halte die Strategie hinter der Kampagne für falsch und sogar anmaßend. Da würde ich erst mal ganz woanders suchen und hinterfragen, warum ich es denn nicht geschafft habe, das Image über die Jahre zu verändern. Denn es wurde ja in der Vergangenheit überhaupt keine eigene „Spielidee“ entwickelt, keine Kommunikations-Sprache gefunden, kein einzigartiges Markenerlebnis geschaffen. Das ein Image-Wechsel aus eigener Kraft funktioniert, haben andere Hersteller doch vorgemacht: Audi in den 90ern oder auch Skoda und Nissan.
Und hat Samsung sich hingestellt und gesagt: Liebe Apple Freunde, ihr habt Vorurteile, weil ihr uns nicht kauft? Nein, die haben einfach geile, mutige Produkte entwickelt und fantastische Marken-Erlebnisse geschaffen. Siehe gerade das Oscar-Selfie. Und dann der Follow-up Spot. Total unauthentisch die Aussagen der sogenannten Testimonials (Bettina Zimmermann, Ken Duken (!)). Wenn doch Opel so toll ist, warum muss ich dann Promis für ein paar warme Worte bezahlen? Dann doch bitte echte Menschen. Und warum treffen die sich alle mit Jürgen Klopp am Strand? Weil sie alle baden gehen? Oder machen die einen Fan-Club auf? Das ist doch total unglaubwürdig. Und die ganze künstlich aufgepumpte Gesellschaftskritik entlarvt sich doch als platte Reklame. Es gibt da ein schönes Zitat von Steve Martin: “Be so good they can't ignore you.” Das gilt auch für Opel! Aber nicht mit dieser Kampagne.