"Technologie ist wieder interessant geworden", sagte de Vries auf einer Nissan-Veranstaltung in Mailand. Die Automobilbranche habe in der Vergangenheit ihre Innovationskraft an Smartphone- und PC-Hersteller verloren. Mit Themen wie vernetzte oder selbstfahrende Autos könnten sich die Autohersteller wieder an die Spitze der innovativsten Branchen setzen.
Auch wenn de Vries es nicht ausspricht: Sein Statement bekommt vor dem Hintergrund von "Dieselgate" zusätzliche Bedeutung. Denn auch der Abgasskandal um VW und andere Hersteller könnte die Automobilindustrie dazu treiben, speziell in Sachen saubere Antriebe und Abgas-Emissionen neue - und vor allem: legale - Wege zu beschreiten.
Beim Thema Innovation spielt Sponsoring für Nissan eine große Rolle. "Sponsoring ist ein guter Weg, um interessant für die Menschen zu werden und die Marke aufzuladen", so de Vries. In den vergangenen Jahren habe man deswegen die Sponsoringstrategie überarbeitet. Zuvor habe man viele Rechte in aller Welt gehalten, die aber nicht zusammengepasst hätten, so de Vries. "Wir haben Geld ausgegeben, hatten aber Mühe, Wirkung zu erzielen."
Deswegen konzentriere man sich nun auf einige wenige Sponsorings, die aber alle zwei Voraussetzungen erfüllen müssen: Sie müssen viele verschiedene Zielgruppen erreichen und absolutes Premium-Niveau haben. In Indien zum Beispiel sponsert Nissan das hoch populäre Cricket, in China Basketball. In den USA ist der Autobauer im Collegesport präsent.
Wie der Autobauer sein Champions-League-Sponsoring aktiviert
Das Ganze sei praktisch ein umgekehrter Pitch gewesen, sagt der Marketer. Wobei die Größe des Geldkoffers, den Nissan zur Präsentation mitbrachte, mitentscheidend gewesen sein dürfte. Dem Vernehmen nach zahlt Nissan 60 Millionen Euro im Jahr an die Uefa - und damit das Doppelte von Ford.
Auch bei der Champions League setzt Nissan auf das Thema Innovation: Es gebe eine Verbindung zwischen Ingenieurskunst und Verbesserungen im Fußball, versichert de Vries. So steht das Engagement unter dem Motto "Engineers of Excitement". Zum Champions-League-Finale etwa sorgte Nissan nach eigenen Angaben für eine Weltpremiere, indem Fans beider Finalteilnehmer mit 360-Grad-Kameras begleitet wurden und das Material in Echtzeit zu einem Live-Video komponiert wurde. Nissan’s Centre of Excitement 360°
Auf diese Weise will Nissan immer stärker in das Online-Erleben der Fans vordringen und daran teilhaben. Denn nur so könne man die Meinung der Menschen über eine Marke positiv beeinflussen, ist Diernaz sicher. "Die Menschen wählen ein Auto nicht nur nach dem Preis sondern auch danach, ob die Marke zu ihnen spricht." De Vries sieht das genauso: "Man kann als Marke keine Bedeutung für die Menschen haben, wenn man kein Teil ihres Lebens ist." Die positive Beeinflussung des Markenimages beim Kunden soll sich schlußendlich natürlich auch in Verkäufen niederschlagen. Im Finanzjahr 2015 betrug der Marktanteil von Nissan am globalen Fahrzeugmarkt 6,5 Prozent.
Doch auch im TV soll die Innovationskarte noch aggressiver gespielt werden als bislang. So sollen Markenbotschafter wie Andres Iniesta (FC Barcelona), Yaya Touré (Manchester City) und Thiago Silva (Paris St. Germain) noch stärker eingebunden werden und Produkte wie das Elektro-Fahrzeug Leaf pushen. Von dem Modell waren auch gut 100 Exemplare in Mailand unterwegs – eines davon brachte die Champions-League-Trophäe ins Stadion.
Bei allen Maßnahmen sei letztlich jedoch entscheidend, das Sponsoring mit Leben zu füllen, versichert de Vries. Das sei auch im Sinne des Rechtehalters: "Die größte Sorge der Uefa ist, dass wir einfach nur Preis-Promotions machen." ire