In der Anzeige, die am Donnerstag in den Tageszeitungen "Bild", "Die Welt", "Tagesspiegel", "FAZ", "Süddeutscher Zeitung", "Handelsblatt" und in der "WAZ" erschienen war, hatte Rewe von einem "falschen Spiel" auf dem Rücken der Mitarbeiter gesprochen und Haub zur Prüfung "aller Alternativen" aufgefordert. Rewe könne eine "weitaus bessere Perspektive" für die Mitarbeiter bieten als Edeka, hieß es in dem unter anderen von Caparros und Rewe-Gesamtbetriebsratschef Anderas Ratzmann unterzeichneten Schreiben.
Haub sieht das aber offenbar anders. Aus Sicht des Tengelmann-Chefs hätte auch Rewe vom Bundeskartellamt keine Freigabe für eine Übernahme bekommen. Die Gewerkschaft Verdi hatte in dieser Woche im Streit um die Zukunft der Supermarktkette eine "nachhaltige Beschäftigungsgarantie" für die Mitarbeiter gefordert.
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Haub sieht die Zukunft von Tengelmann weiterhin bei Edeka. Ein Scheitern der Übernahme der Supermarktkette Kaiser's Tengelmann durch den Konzern könnte laut Haub mehrere tausend Jobs kosten. Bei einer Niederlage im Kampf um eine Ministererlaubnis drohten 8500 Menschen ohne Not ihre Arbeitsplätze zu verlieren, sagte Haub. Damit könnte mehr als jeder zweite der derzeit 15710 Mitarbeiter der Supermarktkette betroffen sein, sagte eine Sprecherin. Eine mögliche Abwicklung von Kaiser's Tengelmann würde sich voraussichtlich bis Ende kommenden Jahres hinziehen und das Unternehmen "massiv belasten", so Haub.
Nachdem die Pläne von Edeka zur Übernahme der Kaiser's Tengelmann-Märkte im April
vom Bundeskartellamt untersagt worden waren, hatte das Unternehmen einen Antrag auf eine sogenannte Ministererlaubnis gestellt. Mit einer solchen Genehmigung des Wirtschaftsministers kann das Veto der Wettbewerbshüter ausgehebelt werden. Mit einer Entscheidung in dem noch offenen Verfahren werde im August oder September gerechnet, sagte Haub.
Für den Fall der Zerschlagung bringen sich nach einem Bericht des "Handelsblatt" (Freitag) schon Mitbewerber in Stellung. So habe die Kieler Konsumgenossenschaft Coop Interesse an der Übernahme von rund 200 Kaiser's Tengelmann-Filialen im Berliner Raum angemeldet. Im Münchner Raum sei die Schweizer
Migros-Gruppe interessiert, die die Übernahme von Filialen über ihre deutsche Tochter Tegut prüfe, berichtet die Zeitung.
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Das Bundeskartellamt veröffentlichte unterdessen am Donnerstag die Verbotsentscheidung vom April im kompletten Wortlaut. Das Dokument umfasst 345 Seiten. Die Veröffentlichung hatte sich verzögert, weil die Unternehmen Geschäftsgeheimnisse gefährdet sahen. Teile des Textes sind geschwärzt.
Ein Beschreiten des weiteren Rechtswegs schloss der Tengelmann-Chef im Fall einer Niederlage aus. "Ich glaube nicht, dass wir einen dreijährigen Rechtsprozess durchhalten können", sagte er. Der Tengelmann-Chef bezifferte die in den vergangenen 15 Jahren durch die Supermarktkette aufgelaufenen Verluste bei dem Familienunternehmen auf mehr als 500 Millionen Euro. "Wir können die hohen Verluste von Kaiser's Tengelmann nicht weiter tragen", sagte Haub. Allein im vergangenen Jahr habe die Supermarktkette einen Verlust von gut 40 Millionen Euro gemacht, sagte Finanzchef Alfried Bührdel. Für das laufende Jahr werde mit einem Minus in noch deutlich höherer Größenordnung gerechnet.
Trotz der Belastungen durch Kaiser's Tengelmann zog Haub eine positive Bilanz für das Mülheimer Familienunternehmen. 2014 hatte das Unternehmen mit 72 714 Mitarbeitern in 19 Ländern einen Umsatz von rund 8,1 Milliarden Euro erzielt. Das waren 5,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Während die Supermarktkette Kaisers's Tengelmann mit 471 Filialen einen Umsatzrückgang um vier Prozent auf 1,86 Milliarden Euro verbuchte, steigerten der ebenfalls zu dem Unternehmen gehörende Textildiscounter Kik und die Baumarktkette Obi ihr Umsätze deutlich.
mas/dpa