Ikea France - My Son 2016
Abgesehen davon sind die Ähnlichkeiten dieser voneinander eigentlich völlig unabhängigen Kampagne verblüffend. Auch in dem Ikea-Spot "Mon Fils" ist es ein Erwachsener, der sichtlich gerührt mit seinem Kind einkaufen geht. Erst als der verdächtig frühreife Sohn an der Kasse die Visitenkarte zückt, wird klar, dass er nicht so jung sein kann, wie ihn seine Mutter wahrnimmt. Die tröstliche Botschaft am Ende des Films: Während Eltern nicht verhindern können, dass ihre Kinder groß werden, können sie sich doch darauf verlassen, dass die Preise bei Ikea klein bleiben.
Dieser direkte Produktbezug fehlt dem in Deutschland produzierten Telekom-Spot hingegen völlig. In "Mädchen" dient der Auszug von Clara Heins letztlich nur dazu, eine Vielzahl von produktbezogener Spots erzählerisch vorzubereiten. Vor diesem Hintergrund lässt sich nun trefflich darüber streiten, ob es sich hier tatsächlich um ein Plagiat oder doch eher um einen verblüffenden Zufall handelt. Grundsätzlich ist es kein Geheimnis, dass sich Kreativagenturen gerne von internationalen Best Cases bei der Lösung ihrer lokalen Kampagnenaufträge inspirieren lassen.
Telekom-Spot "Magenta Eins - Mädchen"
Was allerdings dagegen spricht, ist der kurze zeitliche Abstand der beiden Kampagnen. Die Telekom zeigte Claras Auszug Anfang September, Ikea Frankreich launcht "Mon Fils" nun Ende September in TV und Kino. Für eine professionell umgesetzte Markenkampagne wäre das ein bemerkenswert hohes Tempo zwischen Startschuss der Entwicklung und Start der TV-Kampagne.
Immerhin ist die Doublette zumindest ein sehr positives Signal für den Kreativstandort Deutschland. Während in der Vergangenheit zumeist deutschsprachige Agenturen in Erklärungsnot gerieten, weil man ihre Kampagnenideen schon bei internationalen Vorbildern gesehen hatte, sind die heimischen Ideen mittlerweile gut genug, um auch im internationalen Vergleich als Benchmark dienen zu können.
cam