One schickt Merkel und Schulz auf die Spree
Die Nichtregierungsorganisation One nutzt das kurze Zeitfenster bis zur Bundestagswahl, um die Spitzenkandidaten von CDU und SPD auf die Armut in der Welt hinzuweisen und entsprechende Konsequenzen einzufordern. Diesmal schickt One aber keine Lobbyisten in den Reichstag, sondern Angela Merkel und Martin Schulz auf die Spree. Die von der Agentur Preuss und Preuss entwickelte Guerilla-Aktion hat für die Papp-Versionen der Spitzenpolitiker einen durchaus bitteren Beigeschmack.
Wer am gestrigen Montag im Berliner Regierungsviertel unterwegs war und einen Blick auf die Spree riskierte, wird nicht schlecht gestaunt haben. Denn auf das zwölf Meter lange Boot, das durchs Regierungsviertel tuckerte, waren die Gesichter von Angela Merkel und Martin Schulz montiert. Anders als bei den zahllosen Wahlplakaten von CDU und SPD wurden der Bundeskanzlerin und ihrem Herausforderer diesmal nicht irgendwelche Platitüden aus dem jeweiligen Wahlprogramm ihrer Partei in den Mund gelegt. Sondern riesige gelbe Strohhalme, die direkt in die Spree ragten - und so den Eindruck erweckten, Merkel und Schulz würden das Schmutzwasser aus dem Hauptstadt-Fluss trinken.
Die Aktion fand am Montag dieser Woche statt
Aufgelöst wurde die auf den ersten Blick rätselhafte Aktion mit dem Spruch, der direkt neben den beiden vier Meter hohen Papp-Köpfen zu lesen war: "Weil Armut ungeniessbar ist", lautete die Botschaft von One an die Politiker. Unter dem Spruch war noch der Kampagnen-Hashtag #MundaufgegenArmut zu sehen. Wer den Hashtag auf Twitter eingibt, findet dort auch einige Unterstützer-Tweets von Influencern wie TV-Comedian Carolin Kebekus und Schauspielerin Minh-Khai Phan-Thi.
"Dass Angela Merkel und Martin Schulz das dreckige Spreewasser trinken, erscheint völlig absurd. Für Millionen Menschen ist es aber traurige Realität, ungenießbares Wasser trinken zu müssen", erklärt der Deutschland-Direktor von One, Stephan Exo-Kreischer, die Hintergründe. "Wir fordern, dass die nächste deutsche Bundesregierung – ganz gleich, wer sie stellt – der Armutsbekämpfung in Afrika besonders hohe Priorität einräumt", so Exo-Kreischer weiter.
Die Guerilla-Aktion auf der Spree ist Teil der Kampagne, die One zur Bundestagswahl 2017 gestartet hat. Ziel des Ganzen: One will möglichst viele Personen, insbesondere Politiker, dazu bewegen, sich online zum "Artikel ONE" zu bekennen. Dieser hat das Ziel, extreme Armut bis zum Jahr 2030 auszulöschen. Um den Druck auf die Politiker zu erhöhen, nutzt die Kampagne auch den Wettbewerb, dem die Parteien nun aufgrund der Bundestagswahl ausgesetzt sind. Denn im sogenannten
Kandidatinnen-Check, den One Anfang September gestartet hat, können Wähler überprüfen, welche Politiker in ihrem Wahlkreis den Artikel ONE unterstützen. Bislang haben schon über 13.600 Menschen in Deutschland die Petition unterzeichnet, darunter auch SPD-Chef Martin Schulz sowie Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt (Bündnis90/Die Grünen), Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch (Die Linke) sowie CDU-Generalsekretär Peter Tauber. International wird die Aktion auch von U2-Frontman Bono unetrstützt.
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