GPRA-Präsident Uwe Kohrs
Sie sind die größten Datenquellen der digitalen Ära und genau deshalb misstrauen ihnen die User. In dem aktuellen Vertrauensindex des GPRA werden die sozialen Netzwerke beim Thema Datenschutz klar abgestraft. Selbst Google+ schneidet als Spitzenreiter im Ranking mit 60 Prozent Zustimmung eher mau ab. Besonders auffällig ist aber die Schieflage bei Marktführer Facebook.
Einer gestützten Markenbekanntheit von 88 Prozent steht bei
Facebook ein Vertrauen in Datenschutzfragen von 33 Prozent gegenüber. Dabei ist wohl nicht immer tiefes Detailwissen im Spiel. Schließlich schneidet
Google, das in Datenfragen kaum weniger offensiv ist, sowohl mit
Google+ als auch mit
Youtube deutlich besser ab. Die wahrscheinlichste Erklärung: Bei beiden Plattformen wurde die Verwertung von Nutzerdaten in der Öffentlichkeit noch nicht breit diskutiert.
Facebook hat sicherlich besonders unter der medialen Diskussion zu leiden.
Uwe Kohrs
GPRA-Präsident
Uwe Kohrs gesteht Facebook zu, aufgrund seiner Bekanntheit zum Opfer der öffentlichen Diskussion zu werden: "Facebook hat sicherlich besonders unter der medialen Diskussion zu leiden." Doch Kohrs verweist auch darauf, dass die Betroffenen sich nicht bemühen, dem schlechten Eindruck ernsthaft entgegenzuwirken: "Jenseits der technischen Erklärungen findet kaum ein ernsthafter Dialog mit den Nutzern statt."
Der entspannte Umgang der Unternehmen mit den Datenschutzängsten ihrer Klientel hat viel damit zu tun, dass herausragender Datenschutz derzeit kein spürbarer Wettbewerbsvorteil ist. Doch Kohrs hält diese Einschätzung für zu kurz gegriffen: "Noch bewegen wir uns ja in einem Wachstumsmarkt. Doch sobald eine gewisse Sättigung erreicht ist, werden solche Aspekte deutlich wichtiger werden. Und wer sich dann schon länger über einen respektvollen Umgang mit den Daten seiner Nutzer profiliert hat, ist klar im Vorteil."
Da stellt sich natürlich die Frage, ob diese Lücke in der Markenführung neuen Herausforderern mit besseren Vertrauenswerten nicht eine reale Chance gegenüber etablierten Platzhirschen bieten könnte. Kohrs verweist hier auf eine GPRA-Studie von 2012, bei der die Zeitungen und Zeitschriften deutlich bessere Werte erzielten: "Das Problem ist nur, dass es keine entsprechenden Angebote gibt. Da lassen die Verleger eine Riesenchance liegen."
cam