Young Professionals sind heiß begehrt
Der Kampf um Young Professionals ist in der Kommunikationsbranche ein leidiges Dauerthema. Vor allem Agenturen, aber auch Medien und Unternehmen suchen händeringend nach qualifiziertem Personal. Wie weit US-Internetunternehmen inzwischen gehen, um sich als Top-Arbeitgeber zu positionieren, zeigen derzeit Facebook und Apple.
Um weibliche Young Professionals zu binden, bieten die beiden Konzerne eine kontroverse Hilfe zur Karriere- und Lebensplanung an: Sie bezahlen das Einfrieren von Eizellen. Damit können Frauen den Kinderwunsch aufschieben und sich in jungen Jahren auf ihre Karriere konzentrieren. Laut US-Medienberichten geht es um Kosten von bis zu 20.000 Dollar pro Fall.
Der iPhone-Konzern und das weltgrößte Online-Netzwerk betonen zugleich, dass die Maßnahme lediglich ein Teil ihrer Sozialleistungen für Frauen und Familien sei.
Apple etwa verweist auf einen inzwischen über vier Monate langen Mutterschaftsurlaub in den USA und die Übernahme von Kosten, wenn Mitarbeiter ein Kind adoptieren. Unter der seit Februar amtierenden Personalchefin Denise Young Smith wurde am Hauptquartier in Cupertino ein "Wellness Center" mit Ärzten eröffnet.
Facebook-Managerin Sheryl Sandberg
Bei
Facebook bekommen Mitarbeiter nach der Geburt eines Kindes vier Monate bezahlten Urlaub und eine zusätzliche Zahlung von 4000 Dollar, sagte eine Sprecherin dem Finanzdienst Bloomberg. Außerdem gebe es eine subventionierte Kinderbetreuung. Die Kosten für das Einfrieren von Eizellen übernimmt Facebook bereits seit Jahresbeginn. Apple folgt im kommenden Jahr.
Die finanzielle Unterstützung für die Behandlung löste im Netz negative Reaktionen aus. So titelte das Blog "
Gawker", Apple und Facebook bezahlten sie, "damit Frauen nie aufhören, zu arbeiten". Bei Facebook machte sich Spitzenmanagerin
Sheryl Sandberg einen Namen mit dem Aufruf, Frauen sollten Karriere und Kinder mutiger miteinander verbinden. In ihrem vielbeachteten Buch "Lean In" schrieb sie, Firmen und die Gesellschaft sollten Frauen dies erleichtern. Sie zählte dort flexible Arbeitszeiten, bezahlte Urlaube und erschwingliche Kinderbetreuung auf - aber kein Einfrieren von Eizellen.
Die unkonventionelle Mitarbeiterhilfe von Apple und Samsung, über die als erster der Sender CNBC berichtet hatte, fällt in eine große Debatte über die Lage von Frauen im Silicon Valley. Sie machen oft weniger als ein Drittel der Belegschaft in IT-Unternehmen aus, verdienen weniger und sind auch in den Führungsetagen unterrepräsentiert. Erst vor wenigen Tagen sorgte
Microsoft-Chef
Satya Nadella für ein Aufflammen der Diskussion, als er in einem öffentlichen Auftritt meinte, Frauen sollten nicht unbedingt nach Gehaltserhöhungen fragen. Sie würden dann durch "gutes Karma" belohnt. Nadella nahm wenig später seine Bemerkungen zurück und entschuldigte sich. Aber dass die Worte überhaupt so fielen, sahen viele Beobachter als Beleg für das Ausmaß des Problems.