Die Kombi aus Spruch und Bild fanden Konsumenten nicht gut, der Werberat auch nicht
Motzen ist eine deutsche Tugend. Der Deutsche Werberat bekommt das gerade zu spüren. In seiner Halbjahresbilanz meldet das Gremium 322 eingegangene Beschwerden. Das ist ein Plus von 13 Prozent im Vorjahresvergleich.
Über die Arbeit des Deutschen Werberats wird vor allem dann diskutiert, wenn er öffentlich rügt. Manche finden die Rügen albern, andere sinnvoll. Über die Arbeit vor der öffentlichen Rüge wird selten gesprochen. Die Entwicklung der selbstdisziplinären Kodizes mit allen Branchen, der Austausch mit den Unternehmen, Agenturen und Medien - das alles soll Grenzüberschreitungen in der Werbung möglichst verhindern. Sie passieren dennoch. Und glaubt man dem Empfinden der Konsumenten, ist das zuletzt verstärkt der Fall. Das gilt selbst dann noch, wenn von den Eingaben 122 gar nicht den Werberat betreffen, sondern die Wettbewerbszentrale, den Presserat, die Ordnungsämter oder die Staatsanwaltschaft.
Insgesamt hatte der Werberat in den ersten sechs Monaten über 200 Beschwerden zu entscheiden, ein Plus von 4 Prozent. Bei 152 Sujets sah der Rat keinen Grund zur Beanstandung, in 41 Fällen änderten die Unternehmen nach der Kontaktaufnahme durch den Rat ihren Auftritt ab oder stellten ihn ganz ein. Wenig geändert hat sich bei den häufigsten Beschwerdegründen. Die Top 3 lauten: Geschlechterdiskriminierung, Verstöße gegen Ethik und Moral sowie Diskriminierung von Personen. Was auffällt: Vor allem bei der Geschlechterdiskriminierung klaffen Eingaben und Spruchpraxis auseinander. Während die Beschwerden um 8 Prozent anstiegen, sah der Rat in 60 Prozent der Fälle keinen Grund zum Eingreifen.
"Gerade zu Nacktheit, Erotik und Sexualität gibt es weit auseinanderliegende Toleranzpegel in der Gesellschaft", erklärt
Julia Busse, Geschäftsführerin des Werberates. Wertet man die Bilanz nach den Branchen aus, dann liegt diesmal der Handel ganz vorne. Hier stiegen die Beschwerden um 58 Prozent an.
Und bei den Werbemitteln? Löst TV Plakat an der Spitze ab. Während die Beschwerden über Außenwerbung um 33 Prozent zurückgingen, kletterten die über TV um 36 Prozent. Auf Platz 3 bleibt wie gehabt Print. Und was ist nun mit den Rügen? Zu dem scharfen Schwert greift der Werberat nur, wenn ein Unternehmen sich weigert, ein angemahntes Sujet zu verändern oder einzustellen. 2015 passierte das genau 7 mal und damit einmal weniger als im Vorjahreszeitraum. Betroffen davon waren:
Tierhaus-Landhof Tiernahrung und Landhandel aus Grevesmühlen, die
Lift Reith mit Sitz in Ehrenberg/Röhn, die
URR GmbH Universal Rohreinigung & Kanalsanierung aus Nürnberg, das Funkhaus
Coburg, Rainer Syre Chemische Entlackung aus Böne,
Wagner + Kühne aus Bad Kreuznach,
Hirschkuss-Genussmanufaktur aus Gaißsach.
mir
HORIZONT Online zeigt einen Teil der gerügten Motive:
Die Kombi aus Spruch und Bild fanden Konsumenten nicht gut, der Werberat auch nicht
Provozieren ist erlaubt, diskriminieren nicht.
Diese Werbung geht gar nicht, finden Konsumenten und beschweren sich. Zu Recht, sagt der Werberat