Für Oliver Samwer beginnt mit dem mobilen Internet eine neue Zeitrechnung. "Alles geht noch einmal von vorne los. Im Internet beginnt eine Art Nachkriegszeit", sagt der Mitbegründer von Rocket Internet.
Für den 42-jährigen Entrepreneur steht außer Frage, dass sich deutsche Unternehmen und Medien ein großes Stück vom mobilen Internet-Kuchen holen können. "Sie haben die Talente", appelliert er an die Gäste der HORIZONT Award-Show. Und fügt hinzu: "Wir müssen nur etwas mutiger sein, mehr Selbstvertrauen haben und mehr investieren." So könne demnächst vielleicht auch in Deutschland ein kleines Google, ein kleines Ebay oder ähnliches entstehen.
Sich selbst bezeichnet der 42-jährige Internetunternehmer als eher konservativ mit den drei typischen Eigenschaften: "Ich bin Deutscher, Anwaltssohn, katholisch bin ich zwar nicht, aber protestantisch." Gemeinsam mit seinen Brüdern Marc (44) und Alexander (39) hat er ein Firmenimperium geschaffen, das seit vergangenem Oktober an der Börse notiert ist und seinen Angaben zufolge inzwischen weltweit rund 25.000 Mitarbeiter beschäftigt. 15 bis 18.000 Mitarbeiter seien außerhalb Deutschlands bei den Rocket-Firmen und -beteiligungen angestellt.
Im Internet beginnt eine Art Nachkriegszeit.
Oliver Samwer
Oliver Samwer forderte die Gäste des HORIZONT Awards auf, mutiger zu sein
Wie damals 1998, als er nach dem Abitur mit seinen Brüdern ins US-amerikanische Silicon Valley zog, fragen sich die drei Samwers offensichtlich auch heute noch, welches Geschäftsmodell sie als nächstes ins Visier nehmen. "Wir haben immer das Gefühl, dass jemand hinter uns her ist", sagt Samwer. Doch das Internet sei nicht wie Golf-Spielen, sondern die Formel 1. "Und wir geben Vollgas", fügt er hinzu.
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Daran wird sich offensichtlich auch in Zukunft nichts ändern, denn außer in den Märkten der USA und China, die Samwer als "gefährlich" bezeichnet und deshalb tunlichst meidet, sieht er auf der ganzen Welt Potenzial für weitere E-Commerce-Modelle und Dienstleistungen. "Im Rest der Welt macht das Kleinvieh auch viel Mist und den sammeln wir ein", sagt Samwer.
In Anspielung auf die Vorwürfe US-amerikanischer Konzerne und Medien, dass die Samwer-Brüder nichts weiter als gute Kopierer seien, sagt der ansonsten für seine aggressive Wortwahl bekannte Rocket-Mann ungewohnt bescheiden: "Wir sind eher wie Bob der Baumeister und nicht Einstein."
Auch wenn der Amerikaner etwas erfinde, will Samwer mit der Kopie im deutschen Markt der Erste sein und die Geschäftsidee dann international ausbauen. "So ist es uns am Liebsten. Wir säen kleine Pflänzchen, die dann gleichzeitig wachsen." Richtung Publikum sagt Samwer schlicht: "Ein bisschen mutiger sein, ein bisschen mehr säen, dann geht’s."
ejej