Behavioral Targeting

Snapchat will verhaltensbasierte Werbung einführen

Snapchat macht sich für Werbekunden hübsch
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Snapchat macht sich für Werbekunden hübsch
Facebook und Google machen es schon lange, nun wird offenbar Snapchat nachziehen. Die gelbe App mit dem Geist will ihren Werbekunden das gezielte Adressieren von Nutzern anbieten. CEO Evan Spiegel muss einen heiklen Balanceakt meistern.
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Snapchat ist auf der Jagd nach weiteren Werbedollars. Wie Clement Xue, Global Head of Revenue Operations bei Snapchat, in einem Report von "E-Marketer" verkündet haben soll, wird die Möglichkeit für verhaltensbasierte Werbung noch im laufenden Quartal ausgerollt. "Business Insider" berichtete unter anderem darüber. Verwendet werden lediglich Verhaltensdaten innerhalb der App. Heißt: Schaut sich ein Nutzer beispielsweise häufig den Snapchat-Kanal der NBA an, können Werbungtreibende diesen Nutzer künftig in Kategorien wie "Sport" oder "Basketball" anvisieren.



Daten, die außerhalb der App generiert werden, etwa beim Surfen im Browser, sollen (noch) nicht ins Behavioral Targeting einfließen. In Zukunft könnte das aber eine Möglichkeit sein, immerhin hat Snapchat im vergangenen Monat den Button "Log in with Snapchat" gelauncht. Er kommt bisweilen in der App Bitmoji zum Einsatz - einer Anwendung, die personalisierte Emojis anbietet und im März für 100 Millionen US-Dollar von Snapchat aufgekauft wurde. Branchenkenner vermuten, dass Snapchat diesen Button auf zahlreichen Webseiten integrieren will, ähnlich wie es Facebook oder Google seit Langem machen. Der Drittanbieter erhält die Snapchat-Daten der Nutzer und Snapchat die Verhaltensdaten seiner Nutzer auf diesen Seiten.
Snapchat-CEO Evan Spiegel muss dabei einen schweren Balanceakt vollziehen: Sein Unternehmen muss sich weiterhin der Werbeindustrie öffnen, um die Erlöse nach oben zu treiben. Auf der anderen Seite darf Spiegel die Nutzer nicht verprellen, immerhin schätzen sie auf Snapchat die relativ hohe Anonymität gegenüber den Werbern. Bei den Cannes Lions im vergangenen Jahr betonte Spiegel noch, wie wichtig ihm sei, dass seine Nutzer keine "creepily targeted ads" erhalten sollen. Snapchat, so Spiegel, könne die Anonymität der Nutzer gewährleisten und gleichzeitig die Tools anbieten, die Werber brauchen, um effektiv zu sein. Wie der 26-Jährige diesen Spagat meistern möchte, wird sich in Zukunft zeigen.

Tatsächlich ist Snapchat in den vergangenen Monaten recht umtriebig gewesen, wenn es darum geht, sich für die Werbekunden hübsch zu machen. Ende Februar ging die App eine Kooperation mit dem Marktforscher Nielsen ein, der eine Zielgruppenanalyse der Video-Ads liefern soll. Im Juli sorgte das soziale Netzwerk für Aufsehen, als ein Patentantrag an die Öffentlichkeit geriet: Darin stellte Snapchat eine Technologie vor, mit der die Auslieferung von Werbung basierend auf den verschickten Fotos des Nutzers möglich sein soll. Die jüngste Neuerung: Vor wenigen Tagen übernahm Snapchat für 110 Millionen US-Dollar den Dienst Vurb, um den eigenen Nutzern eine zielgerichtetere Suche nach Information in der App möglich zu machen. ron
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