Im Magazin 99 Frauen hat die Redaktion von HORIZONT je 33 Führungsfrauen aus Marketing, Werbung und Medien porträtiert. Im Marketing reichen die Namen von Abel bis Willvonseder. Hier stellen wie sie vor:
Maike Abel
Eine Zeit lang wird Maike Abel vermutlich noch leben müssen mit dem Vergleich mit der großen Tina Beuchler – zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung. Schließlich hat Abel von Beuchler nicht nur die Verantwortung für die vielen Nestlé-Mediamillionen übernommen. Bei ihrem Amtsantritt als Head of Media Communication bei Nestlé im Sommer 2016 traf sie auf ziemlich große Fußstapfen ihrer Vorgängerin, die sich auch als OWM-Chefin einen guten Namen in der Branche erarbeitet hat. Aber sei’s drum. Abel ist nicht Beuchler. Die 38-Jährige geht ihren eigenen Weg – und das macht sie gut. Die Themen sind zwar die gleichen geblieben – wie Beuchler fordert auch Abel mit Nachdruck bessere Messbarkeit und Wirkungsnachweise von Medien und Vermarktern, was an einer weiteren Parallele zwischen Abel und Beuchler liegen könnte. Denn beide haben das Mediabusiness von der Pike auf gelernt – auf Agenturseite. Abel weiß also genau, wo die Kampflinien verlaufen. Die diplomierte Betriebswirtin startete ihre Karriere 2005 bei Optimedia, wechselte 2008 zu Vizeum. 2011 ging sie als Media Manager Europa zur Molkerei Müller, bevor sie im März 2012 schließlich zu Nestlé kam. Zunächst als European Strategic Buyer Media, später als Media Communication Manager und nun als Head of Media Communication.
Britta Amara
Manchmal dürfte sich Britta Amara selbst wie in einer Waschschleuder vorkommen. Seit elf Jahren schon ist sie als Head of Marketing & Brand Germany/Austria bei Electrolux Hausgeräte nicht nur für die B2B-Marke der schwedischen Electrolux verantwortlich, sondern auch für die zum Konzern gehörende B2C-Marke AEG. So viel Konstanz in einem solchen Wechselbad der Gefühle ist selten – weder in der schnelllebigen Marketingbranche noch in der von starken Umbrüchen gekennzeichneten Haushaltsgerätewelt. Doch der Job scheint der heute knapp über 50-jährigen Amara zu gefallen. Mit erfolgreicher Konsequenz: Erst vor gut einem Jahr wurde in die Marke AEG das nach eigenen Angaben „größte Invest seit zehn Jahren“ gesteckt. Das Resultat: „AEG reloaded“ mit neuer Corporate Identity und neuem Premiumanspruch. Amara selbst sprach beim Launch ganz bescheiden von einem „stolzen Moment“ für die Marke AEG. Wer nun aber glaubt, Amara könne nur Küchengeräten so lange die Treue halten, irrt gewaltig. Vor ihrem Wechsel zu Electrolux war die Handelsfachwirtin mehr als 15 Jahre lang Head of Marketing bei Sony Deutschland.
Annika Bäcker
Annika Bäcker, Zurich Gruppe Deutschland
Können hilft bei der Karriere. Flexibilität auch. Annika Bäcker steht für beides. Sie zeigt, wie man konsequent die Karriereleiter hinaufklettern kann. Genau sieben verschiedene Jobs an drei Standorten bei zwei Arbeitgebern in zwölf Jahren hat die 37-Jährige gebraucht, bevor sie Anfang des Jahres zum Head of Marketing/CMO bei der Zurich Gruppe Deutschland berufen wurde: Acht Jahre bei Scandinavian Airlines in Frankfurt, zunächst als Marketing Assistant, dann als Head of Marketing Central Europe. Schließlich der Wechsel zur Zurich Gruppe und der Beginn eines munteren Jobhoppings: zwei Jahre Manager Marketing Planning beim Frankfurter Tochterunternehmen DA Direkt, sechs Monate Senior Global Brand Manager bei Zurich Insurance in Zürich, noch mal vier Monate Manager Marketing Planning bei DA Direkt in Frankfurt, dann fünf Monate Head of Generation Y Champion bei Zurich Deutschland und nun also seit knapp einem Jahr CMO. So viel zur Flexibilität. Dass Bäcker aber auch was draufhat, bescheinigt ihr Ex-Chefin Monika Schulze, Global Head of Customer & Digital Experience bei Zurich: „Sie ist eine sehr gute Netzwerkerin, ausgesprochen zielorientiert und fokussiert ihre Energie auf das Erzielen handfester Ergebnisse.“
Petra Czora
Es war ja nur eine Frage der Zeit, bis angesichts des allgemeinen Influencer Hypes bei gleichzeitiger branchenweiter Kennzeichnungs-Unlust ein einzelnes Unternehmen für die Nachlässigkeit vieler Werbungtreibender juristisch in die Schranken gewiesen wird. Erwischt hat es letztlich Rossmann und damit auch Marketingleiterin Petra Czora. Im August 2017 erkannte das OLG Celle einen unzureichend gekennzeichneten Post eines Instagram-Stars im Auftrag der Drogeriekette als Schleichwerbung an. Die mediale Resonanz war kurz und heftig. Rossmanns Image geschadet hat die Sache nicht, dem Influencer Marketing hat Czora sogar einen Dienst erwiesen und mehr Klarheit geschaffen. Czora, die die Marketingleitung bei Rossmann im Oktober 2016 zusätzlich zu ihrem bisherigen Job als Geschäftsführerin Rossmann Online übernommen hatte, kann sich nun wieder um andere Sachen kümmern. Beispielsweise um ihre neue integrierte Kampagne „Schön für mich“ mit Beautymagazin, Beauty Box, Direktmailings und neuem Youtube-Kanal. Mit Kundendialogen kennt die 42-Jährige sich aus. Vor ihrem Einstieg bei Rossmann arbeitete sie unter anderem fast fünf Jahre lang im CRM Internet- und Dialogmarketing bei der Volkswagen AG.
Susanne Franz
Wäre es nicht so über Maßen abgedroschen, würde man jetzt schreiben: Die Frau hat Benzin im Blut. Kia, Suzuki, Alfa Romeo und nun Seat – das sind die beruflichen Stationen von Susanne Franz. Was also soll man anderes sagen? Fakt ist aber auch – Achtung Floskel-Alarm Nummer zwei –, die Frau bringt als weltweite Seat-Marketingchefin tatsächlich mächtig PS auf die Straße. Erst der megaerfolgreiche Launch des Seat Ateca, dann der neue Ibiza und jetzt der Seat Arona. Für alle drei Modelle kam Seat mit Kampagnen um die Ecke, die man der Marke so bislang nicht zugetraut hätte. Dafür hat die 48-Jährige zuletzt ein ziemliches Ding fertiggebracht: Sie hat die Leidenschaft des obercoolen „alles-schon-gesehen“-kreativen Superstars Amir Kassaei neu entfacht. Für Seat hat der weltweite DDB-Kreativchef die neue Exklusivagentur C14torce (sprich: Catorce) aufgebaut. Für Seat ist Kassaei von New York nach Barcelona gezogen. Und für Seat hat Kassaei mit 48 Jahren seinen Führerschein gemacht! Der Mann, der auch schon für Mercedes und VW weltweite und vieldekorierte Werbung kreiert hat, wollte unbedingt selbst hinterm Steuer eines Seat Cubra sitzen. Kann man es glauben? Ist aber so. Doch zurück zu Franz: In fast allen Märkten hat sie inzwischen Brand Houses eingerichtet, in denen siloübergreifend an der Marke gearbeitet werden soll. Franz, die seit Oktober 2015 an der Spitze des weltweiten Seat-Marketing steht, muss die einst ziemlich angestaubte Günstigmarke aus dem Volkswagen-Konzern deutlich verjüngen und hipper machen. Bislang macht sie das muy bien.
Gabriela Fröhlich
Gabriela Fröhlich, Mars Foods
Warum große Haken schlagen, wenn man auch geradlinig Karriere machen kann? Gabriela Fröhlich hat sich in den vergangenen sieben Jahren nicht lange mit Selbstfindung oder Ausprobieren aufgehalten. Nach dem Studium in Erlangen-Nürnberg stieg die Diplom-Kauffrau 2010 im Consumer Marketing von Wrigley ein. Nachdem der Kaugummi-Kocher 2008 von Mars Foods übernommen wurde, kam für Fröhlich die große Chance: Ab 2012 wurde sie zunächst European Brand Leader für die Marke Airwaves, Ende 2015 schließlich wurde sie zur Marketing-Direktorin Mars Foods berufen. Damit ist Fröhlich verantwortlich für die Marketingstrategien von Klassikern wie Uncle Ben’s und Mirácoli. Aktuell fokussiert sie das Marketing von Uncle Ben’s auf eine integrierte Kampagne zum Kochen mit Kindern. Für Mirácoli hat sie Anfang des Jahres Topmodel Karolína Kurková als prominente Influencerin für eine Koch-Show in den sozialen Medien gewonnen.
Sevilay Gökkaya
Als General Manager Marketing bei Toyota kommt Sevilay Gökkaya nicht nur in der Welt rum, sondern auch mit diversen Promis auf Tuchfühlung. Ob das allerdings das Wichtigste für die 42-Jährige ist, darf zumindest bezweifelt werden. Einiges spricht dafür, dass ihr andere Aspekte des Jobs deutlich mehr bedeuten. Ein Horizont-Interview mit ihr im Herbst dieses Jahres zeigt eine leidenschaftliche Marketingfrau, die sich noch immer für neue Autokampagnen begeistern kann. Noch mehr über die Person Gökkaya sagt ein Interview mit dem Spiegel aus dem Jahr 2011 aus. Das Nachrichtenmagazin beschreibt die Managerin als „ehrgeizig, fokussiert und fleißig“. Ein Blick auf ihren Karriereweg bestätigt dies: Nach dem Studium geht die Diplom-Kauffrau 2002 als Direktorin Marketing und PR zu Hyundai und acht Jahre später als Direktorin Marketing zu Citröen. Seit April 2014 ist sie nun bei Toyota. Dem Spiegel gegenüber begründet Gökkaya ihre Karriereplanung seinerzeit verblüffend ehrlich: „Ich hätte auch zu Bosch oder Daimler gehen können, aber ich wollte lieber ein großer Fisch in einem kleinen Teich sein als umgekehrt.“ Bislang ist ihr Kalkül aufgegangen, und die Teiche werden größer. Mal sehen, wohin es Gökkaya in Zukunft noch treibt. Ihr Linkedin-Profil jedenfalls nennt exakt ein Profil, dem sie aus Interesse folgt: Daimler-Chef Dieter Zetsche.
Barbara Haase
Komplizierte Strukturen scheinen dieser Frau nichts auszumachen. Seit Januar 2016 ist Barbara Haase CMO bei TUI Deutschland – und in Personalunion verantwortlich für die Markenführung der TUI Group. Und für alle, die das gerade nicht so exakt auf dem Schirm haben: TUI Deutschland und TUI Group sind durchaus zwei verschiedene Herausforderungen. Bei TUI Deutschland muss Haase vor allem daran arbeiten, die Marke zu verjüngen und den Pauschalreiseanbieter auch für die Klientel aus der Generation Uber, Airbnb und Booking attraktiv zu halten. In der TUI Group geht es derzeit im Wesentlichen darum, auf dem britischen Markt das Verschwinden der traditionellen und von Millionen stolzer Briten noch immer geliebten Marke Thompson so smooth wie möglich zu stemmen. Denn nachdem TUI 2015 komplett mit Thompson verschmolzen war, heißt Thompson seit diesem Sommer auch in Großbritannien TUI. Im Brexit-Zeitalter sicher kein leichtes Unterfangen. Doch Haase ist, das Wortspiel sei verziehen, ein alter Fuchs. Die 53-Jährige versteht ihr Handwerk. Bevor sie zur TUI wechselte, verantwortete sie unter anderem drei Jahre lang vom Standort London aus die weltweite Markenführung von Vodafone und war vier Jahre lang in unterschiedlichen Positionen bei der BMW Group tätig, darunter als Global Head of Marketing Communications & Brand der Marke Mini.
Begoña Jimenez
Eine blitzsaubere Karriere hat Begoña Jimenez bislang hingelegt. Und bei so viel Arbeitgebertreue kann man wohl auch von einer gewissen Leidenschaft für die Sache oder besser für die Wasch- und Reinigungsmittelindustrie ausgehen. Drei Länder, zwei Kontinente, ein Konzern – so klar umrissen ist die Laufbahn von Jimenez. Nach dem Marketingstudium in Barcelona heuerte die gebürtige Spanierin bei Henkel Barcelona im Brand Management an – und sah bis heute keinerlei Veranlassung, das Unternehmen zu wechseln. Den Standort hingegen schon. Nach fünf Jahren Katalonien ging sie für gut drei Jahre nach Guadalajara zu Henkel Mexicana, um schließlich 2011 Richtung Konzernzentrale in Düsseldorf weiterzuziehen. Das Segment, für das Jimenez in unterschiedlichsten Positionen arbeitet, ist dabei immer das gleiche: Wasch- und Reinigungsmittel. Seit Mai 2015 verantwortet sie in der Position der Marketing-Direktorin Deutschland Marken wie Persil, Pril, Perwoll, Somat und Weißer Riese. Mit spektakulär-kreativen TV-Kampagnen kann Jimenez in diesem Segment naturgemäß eher weniger aufwarten, doch dafür schaffte es Perwoll beim Best Brands Award Anfang 2017 auf Platz 2 der Besten Wachstumsmarken. Und das ist es doch, was bei FMCG-Marken wirklich zählt.
Angela Kim
Für viele dürfte Angela Kim einen Traumjob haben – allein schon wegen der Personalrabatte. Seit über 15 Jahren ist die 47-Jährige bei Ferrero beschäftigt und darf damit jeden einzelnen ihrer Arbeitstage mit Marken wie Nutella, Kinderschokolade, Duplo und Ferrero Küsschen verbringen. Zunächst war Kim Media Manager bei den Frankfurtern, seit April 2013 ist die gebürtige Kölnerin als Head of Digital Competence Center für die digitale Ausrichtung von Ferrero Deutschland verantwortlich, inklusive Social Media. Dass das aber nicht immer pures Zuckerschlecken ist, war erst kürzlich wieder zu beobachten: Als Nutella einen Hauch seiner Rezeptur änderte, wurde die Marke von einem grandiosen Shitstorm heimgesucht. Nicht wenige der rund 32 Millionen Nutella-Facebook-Fans zeigten in den sozialen Netzwerken ihre bittere Seite und strichen Ferrero allerlei Boshaftigkeiten aufs Brot. Immerhin behielt Kim damit letztlich Recht: Auf der Programmatic-Conference D3Con sagte sie Anfang des Jahres sinngemäß, dass Menschen in den sozialen Netzwerken eigentlich gar nicht so viel über Nutella sprechen möchten. Es sei denn, so Kim, es gebe bei der Marke ein Krisenthema.
Sabine Kloos
Es soll ja Menschen geben, die manchmal vor lauter Tarif-Netz-Datenloch-Frust in ihr Smartphone beißen möchten. Das allerdings wird sicher nicht der Grund gewesen sein, warum Sabine Kloos nach mehr als 24 Jahren von der Foodbranche in die Telekommunikation wechselte. Vielmehr dürften Kloos die überaus spannende Wettbewerbssituation und die Mediamillionen in der Telekommunikationsindustrie gelockt haben – schließlich durfte sie in ihrem neuen Job bei Telefónica allein 2016 rund 166 Millionen Euro ausgeben. Wie sie dazu kam? Nach unterschiedlichen Stationen in Vertrieb und Marketing von Mars, Bahlsen, Kraft Foods, Coca-Cola und zuletzt Vapiano ließ sich Kloos Anfang 2015 von Telefónica Deutschland abwerben. Seither verantwortet sie als Director Brand, Communications & Media so bekannte Marken wie O2, Blau und Base – und Kloos gibt mächtig Gas: Neue TV-Kampagne für Base, neue TV-Kampagne für Blau sowie neue Positionierung, neuer Claim und neue TV-Kampagne für O2 lautet die bisherige Bilanz ihres Schaffens. Das liest sich nicht so, als ob sie den Schritt nach München bislang bereut hätte.
Susanne Kunz
Susanne Kunz, Procter & Gamble
Misst man Marketingmacht in Mediamillionen (und das sollte man tunlichst tun), sitzt Susanne Kunz hierzulande definitiv mitten im Zentrum der Macht. Und das schon ziemlich lange ziemlich erfolgreich. Seit 2000 leitet Kunz das deutsche Media-Geschäft von Procter & Gamble (P&G), seit 2001 trägt sie dort die Gesamtverantwortung für den Corporate-Bereich Media & Communications für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Wie machtvoll sie das macht, zeigt ein Blick auf die Zahlen: P&G ist hierzulande der mit Abstand größte Werbungtreibende überhaupt. 2016 hat der Konzern laut Nielsen allein in Deutschland gut 867 Millionen Euro für Werbung ausgegeben, die Nummer 2 unter den Werberiesen, Ferrero, kommt gerade mal auf 425 Millionen Euro. Was Kunz sagt, hat also Gewicht. Beispielsweise, wenn sie im Horizont-Interview einen „neuen Realismus“ in der Betrachtung von Digitalwerbung fordert. Und was weiß man über die private Susanne Kunz? Nicht sehr viel. Interviews gibt sie selten. In Horizont wurde sie jüngst einmal als „freundlich und kompetent, aber auch diplomatisch und in der Sache moderat“ beschrieben. Fakt ist: Seit 1991 steht sie in unterschiedlichen Positionen in den Diensten von Procter & Gamble, mit Stationen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und im P&G-Headquarter in Cincinnati, USA. Seit 2001 ist Kunz zudem Vorstandsmitglied der Organisation der Werbungtreibenden im Markenverband (OWM), seit 2014 in der Rolle der Schatzmeisterin. Im Mai 2013 wurde sie zur Vorstandsvorsitzenden der OWM gewählt, übergab diesen Chefposten jedoch im Juli 2013 aus privaten Gründen an Tina Beuchler.
Karen Laesch
Im Marketing der Berentzen-Gruppe ist Karen Laesch seit gut dreieinhalb Jahren tätig. Zunächst war sie Marketing Manager National, seit August 2015 ist sie Leiterin Marketing. Damit verantwortet Laesch neben der breiten Berentzen-Produktpalette auch Marken wie Puschkin, Doornkaat und Bommerlunder. Sehr viel mehr Namedroping braucht es im Grunde nicht, um zu verstehen, wo Laeschs Hauptaufgabe liegt: Verjüngung der Marken. Schon 2015 wurde deshalb das Digitalmarketing bei der Berentzen-Gruppe deutlich ausgebaut. „Menschen unter 25 Jahren haben wir lange nicht erreicht. Über digitale Kanäle ist es uns gelungen“, so Laesch im November 2015. Anfang 2016 setzte sie dann noch einen drauf und startete mit „Echtland“ eine erste umfassende Social-Media-Kampagne. Das Ziel: Aufbau einer eigenen Webcommunity. Blickt man auf Laeschs Karriere, ist eine gewisse Affinität für alles Flüssige im weitesten Sinne nicht von der Hand zu weisen. Vor ihrem Start bei Berentzen war sie unter anderem Brand Managerin bei Beam Deutschland und wirkte im internationalen Produktmanagement von Brita.
Sigrun Löffelholz
Sigrun Löffelholz, Globus
St. Wendel im Saarland hat rund 26000 Einwohner, die berühmte Wendelinusbasilika, eine historische Altstadt – und die Globus SB-Warenhaus Holding. Bei Letzterer leitet Sigrun Löffelholz seit gut zwei Jahren das Marketing. Sie ist damit verantwortlich für das Marketing von allein 46 SB-Märkten und 90 Baumärkten von Globus, einem Konzern mit 45000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von rund 7,5 Milliarden Euro. Wie viel Prozent davon Löffelholz in Marketing investieren darf, ist nicht bekannt. Sicher aber ist, dass auch sie zunehmend auf digitale und soziale Medien sowie auf Content Marketing setzt. Vergangenes Jahr startete Löffelholz eine erste Influencer-Kampagne mit der Food-Bloggerin Sally, inklusive eigenem Youtube-Kanal. Schaden dürfte Löffelholz bei ihren Kampagnen sicher nicht, dass sie eine lupenreine Werberin mit umfassender Agenturerfahrung ist. Zwölf Jahre lang arbeitete sie auf unterschiedlichen Posten in verschiedenen Kreativschmieden, darunter Publicis, BBDO, Gramm und Young & Rubicam. Ihre Wohnorte hatten damals zwar deutlich mehr Einwohner, aber Größe ist bekanntlich nicht alles.
Ulrike von Mirbach
Noch so eine beeindruckende Karriere in der Automobilindustrie: Seit gut zwei Jahren leitet Ulrike von Mirbach das Marketing der Kultmarke Mini in der BMW Group. Insgesamt hält die 38-Jährige bereits seit mehr als zehn Jahren dem bayerischen Konzern die Treue. Unter anderem verantwortete sie dort die Handelskommunikation sowie die Marketingstrategie für BMW. Doch so richtig austoben kann sich von Mirbach erst jetzt bei Mini – das liegt nicht nur an der schnieken Marke, sondern auch an der weiter wachsenden Modellpalette. Im Sommer startete von Mirbach unter dem Claim „Hat Großes mit Ihnen vor“ eine neue Kampagne, die die Vorzüge von Mini Clubman und Mini Countryman, also den beiden Großen im Mini-Portfolio, hervorheben soll. Aber von Mirbach probiert auch gerne mal Neues aus – was bei einer solchen Marke sonst ja auch recht sträflich wäre. So hat Mini im Frühjahr erstmals eine Hotelsuite designt und eröffnet. Seither können Ostsee-Urlauber im Beach Motel Heiligenhafen in der Mini Suite logieren. Diese soll das „Mini Lebensgefühl“ widerspiegeln. Dazu hat von Mirbach ein knapp 50 Quadratmeter großes Loft über zwei Ebenen umsetzen lassen, mit, wie es in der Pressemitteilung heißt, „industriellen wie auch urbanen Stilelementen“.
Carolina Mühlberger
Carolina Mühlberger, Oath
Frauen und Technologie – das geht ganz wunderbar zusammen. (Nicht nur) Carolina Mühlberger stellt das unter Beweis. BMW, Siemens, Microsoft und Amazon waren ihre letzten beruflichen Stationen, bevor sie im Juni 2016 bei Oath (damals noch AOL Germany) anheuerte. Viel Zeit zum langsamen Eingrooven in den neuen Job hatte sie nicht: Als Head of Marketing musste sie aus dem Stand die Kampagne zum Namenswechsel von AOL zu Oath umsetzen. Denn nachdem AOL und Yahoo verschmolzen waren, musste Oath im Sommer 2016 so schnell und effizient wie möglich in die Köpfe von Kunden, Partnern und Journalisten gehämmert werden. Da hilft es natürlich ungemein, wenn man zuvor schon fast vier Jahre lang Senior Marketing Specialist bei Amazon war; mit Botschaften-in-die-Köpfe-hämmern kennt sich dieser Konzern schließlich auch ganz gut aus. Bei Microsoft war Mühlberger zuvor Marketing Managerin, bei Siemens unter anderem Business Development Consultant und Communications and Event Managerin. Aber gibt es auch einen Haken in Mühlbergers Lebenslauf? Nun, ihre Karriere begann im Grunde ziemlich unsexy. Denn zunächst machte sie eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten der Stadt Neresheim und wurde dann Sachbearbeiterin bei den Innungskrankenkassen Aalen. Das war 1995, Amazon war gerade ein Jahr alt, Oath sollte noch fast 20 Jahre lang AOL heißen und Mühlberger fasste irgendwann den Entschluss, ein Studium zu beginnen. Kluge Frau.
Tina Müller
Ein großes Geheimnis aus ihren ehrgeizigen Karriereplänen hat Tina Müller nie gemacht. Warum auch? Mit Bescheidenheit kommt man selten voran. Schon gar nicht, wenn man ganz an die Spitze, sprich: wenn man in den Vorstand will. 2011, damals noch als CMO Beauty & Care bei Henkel, hat die heute 49-Jährige ein Advanced Executive Program an der Harvard Business School absolviert, um sich auf höhere Weihen vorzubereiten. Im Sommer 2012 wähnte sie sich am Ziel, als Beiersdorf mit einem Vorstandsposten lockte. Doch Henkel ließ Müller nicht ziehen, es kam zur Klage, die Beiersdorf-Chance war perdu. Frei nach dem Motto: „Hinfallen, Aufstehen, Krone richten“ machte Müller einfach weiter. Sie verkürzte sich die Zwangspause als Buchautorin („Zum Jungbleiben ist es nie zu spät“) und tauschte dann mutig die Beauty- gegen die Automobilbranche ein. 2013 wurde sie Marketingvorstand der Opel AG. Viele Experten bescheinigten ihr damals, in den „härtesten Job“ der Branche gewechselt zu sein. Nicht jeder glaubte, dass Müllers intensives Beauty-Know-how auch für die knallharte Welt der Ingenieure reichen würde. Weit gefehlt. Müller krempelte das Opel-Marketing in einem Wahnsinnstempo um, launchte die Kampagne „Umparken im Kopf“, sorgte für einen mächtigen Imagewandel der Rüsselsheimer und wurde 2015 von Horizont zur Marketingmanagerin des Jahres gewählt. Ob als Reaktion auf die vielen PS-Paschas in ihrem Umfeld oder nicht – 2014 zählte Müller zu den Mitgründerinnen des Merton-Kreises, einem Frauennetzwerk, dem mittlerweile 30 Top-Managerinnen angehören. Aber: Auch Opel war nur eine weitere Stufe auf Müllers Karriereleiter. Seit November steht sie als CEO an der Spitze von Douglas. Die Frau, die vor Henkel bereits bei Wella und L’Oreal gearbeitet hat, ist zurück in der Welt der Schönheit. Noch bei Opel hat Müller im Sommer 2017 den neuen Claim „Die Zukunft gehört allen“ kreiert. Jetzt gehört die Zukunft erst einmal ihr.
Antje Neubauer
Antje Neubauer, Deutsche Bahn
Seit zehn Jahren schon arbeitet Antje Neubauer im Bahn-Konzern. Das muss allerdings nicht heißen, auf dem immer gleichen Gleis zu sitzen. Im Gegenteil. Anfang des Jahres hat Neubauer die Marketing- und Medialeitung bei der Deutschen Bahn übernommen und ihren bisherigen Job als Leiterin PR & Interne Kommunikation zusätzlich behalten. Seither konzentriert sich bei der 47-Jährigen mit rund 130 Mitarbeitern und einem Media-Budget von rund 150 Millionen Euro eine hübsche Macht- und Aufgabenfülle. Und die nutzt Neubauer im positivsten Sinne schamlos aus. Statt der einstigen PR-Unit und sieben Marketingabteilungen der Bahn schuf sie einen gemeinsamen Bereich mit drei Säulen – für Markenführung und Contentsteuerung, Marketingkommunikation und Marketingprojekte sowie für Digitalmarketing, Media und Tools. Gegenüber Horizont bekannte sie kürzlich, dass es sie persönlich stolz mache, „dass bei der DB die PR in den Lead geht“, nur um im nächsten Atemzug zu betonen, dass es selbstverständlich nicht darum gehe, „wer wen schluckt, sondern darum, den jeweiligen Mehrwert zu verschmelzen“. Tretmine noch mal elegant umgangen. An einem anderen Punkt ihrer Karriere ist das Neubauer allerdings nicht so gut gelungen. Seit 2013 muss die studierte Kommunikationswissenschaftlerin, die vor der Bahn unter anderem beim Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sowie bei RWE arbeitete, ihren Doktortitel ruhen lassen, weil es Wirrungen um die Rechtmäßigkeit ihrer Doktorarbeit und eine Selbstanzeige gab. Ihrer Bahn-Karriere hat das jedoch sichtbar nicht geschadet.
Kerstin Pape
Als Teil der Otto Group gehört Otto zu den erfolgreichsten E-Commerce-Unternehmen Europas und ist Deutschlands größter Onlinehändler für Fashion und Lifestyle im B2C-Bereich. Nach eigenem Bekunden erwirtschaftet Otto bereits über 90 Prozent seines Gesamtumsatzes online. Dass dem so ist, dürfte ein Stück weit auch an Kerstin Pape liegen. Als Leiterin Onlinemarketing ist sie dafür verantwortlich, dass Otto.de von den Kunden direkt angesteuert, im Netz gefunden und so oft wie möglich besucht wird. Bei einem Sortiment von rund 2,2 Millionen Artikelpositionen und 6000 Marken aus den Bereichen Fashion, Living und Multimedia ist so ein Job ein echtes Brett. Pape setzt dabei, nicht ganz überraschend, stark auf Performance Marketing und nutzt das breite Sortiment immer stärker für alle Spielarten des Content Marketing. Dabei könnte man Pape beinahe sogar ein echtes Otto-Eigengewächs nennen. Nach Studium und einjähriger Beratertätigkeit bei Pricewaterhouse Coopers stieg sie bereits vor 17 Jahren beim Hamburger Versandriesen ein und blieb dem Konzern nahezu durchweg in unterschiedlichsten Marketing-Positionen treu. Unterbrochen „nur“ von knapp sechs Jahren als Leiterin Branding & Werbung bei Comdirect.
Magdalena Rogl
Magdalena Rogl, Microsoft
Das sind Karrieren, die auch von außen betrachtet richtig Spaß machen und die zeigen, wie schnell die Digitalisierung helle Köpfe nach oben katapultieren kann. Denn statt irgendwas mit Medien wollte Magdalena Rogl anfangs lieber irgendwas mit Kindern machen, ließ sich zur Kinderpflegerin ausbilden und bekam selbst sehr jung zwei Kinder. Um als alleinerziehende Mutter wirtschaftlich besser abgesichert zu sein, entschied sie sich mit Anfang 20 dann aber doch für die Medienbranche und stieg bei Focus Online ein. Dort machte sie im Community Management schnell Karriere und war von 2013 bis 2016 Manager Online und Social Media bei Tomorrow Focus. Im März 2016, da war Rogl gerade mal 32 Jahre alt, holte Microsoft die digitale Quereinsteigerin ins Boot. Seither hat sie dort als Head of Digital Channels die Leitung für Social Media, Newsroom, Blog, Video, Internal Communications und Influencer Relations. In einem Porträt der VDI Nachrichten lässt sich Rogl mit dem Satz zitieren: „Gute Führung hat in meinen Augen wenig mit dem Alter zu tun.“ Ganz genau.
Sabine Scheunert
Sabine Scheunert, Mercedes-Benz Cars
Im Juli 2016 hat Sabine Scheunert mit dem Wechsel zu Daimler einen ziemlich guten Coup gelandet. Und wenn man die Anfang 40-Jährige auf Veranstaltungen sprechen hört, muss man sagen: Auch Daimler hat mit ihrer Wahl einen ziemlich guten Coup gelandet. Beides passt verdammt gut zusammen. Als Vice President Digital und IT bei Mercedes-Benz Cars steht Scheunert auch einer neuen Unit vor, die mit rund 100 Mitarbeitern der digitalen Transformation von Mercedes einen Schub geben soll: Mercedes-Benz.io. Scheunert schaut also weniger auf die Hardware bei Daimler. Sie muss digitale Produkte und Services kreieren, um den Konzern auch im Zeitalter vernetzter Mobilität in der Pole-Position zu halten. Scheunerts Arbeit, bei der sie insgesamt mehr als 1750 Mitarbeiter führt, zielt auf Marketing wie auf Vertrieb. Um das zu schaffen, arbeitet die 2016 gegründete Unit in kleinen, hierarchieflachen Teams. Scheunert ist für den Job bestens geeignet – sie ist seit fast 20 Jahren in der Automobilbranche und hat auch internationale Führungserfahrung. Ein paar ihrer Karrierestationen gefällig? 1998 bis 2010 in verschiedenen Positionen bei der BMW Group, darunter Head of Strategic Planning Sales & Marketing in Frankreich sowie General Manager Marketing Central Eastern Europe in Österreich, dann Wechsel zur PSA Group, zuletzt als Director Citröen China in Shanghai.
Sabine Schmittwilken
Sabine Schmittwilken, RWE/Innogy
Es gibt ein hübsches Youtube-Video von Sabine Schmittwilken, Global Head of Group Brand Communications RWE und zugleich Head of Global Brand Management der RWE-Tochter Innogy. Im Film spricht die Anfang 50-Jährige nicht nur über ihren Job bei der jungen Marke Innogy, sondern schmettert auch eine kurze Passage des Songs „Rolling in the Deep“ von Adele mit. Das ist mutig – und sympathisch. Und passt hervorragend zu Schmittwilken. Seit 1999 ist sie schon oberste Markenkommunikatorin bei RWE, den Innogy-Posten erhielt sie Ende 2016 zusätzlich. Da hatte sie gerade Scholz & Friends als Leadagentur für die neue grüne RWE-Marke Innogy ins Boot geholt. Damals sagte Schmittwilken: „Innogy ist viel mehr als eine neue Marke. Innogy markiert einen Neuanfang.“ Sie selbst findet das wohl auch ziemlich gut. Schließlich ginge es im Job nicht darum, „mit dem Popo auf dem Schreibtisch zu sitzen“, so Schmittwilken, sondern „endlich mal wieder im Driver Seat zu sitzen und selbst zu bestimmen, wo es langgeht“. Auch das verrät die Managerin auf Youtube. Doch es gab für sie auch eine kurze Karriere vor RWE: Zunächst arbeitete die studierte Politologin sieben Jahre lang als Beraterin und Etatdirektorin bei drei Werbeagenturen: Serviceplan, BMZ!FCA und H.F.& P. Vielleicht hat sie ja schon dort den Mut zum öffentlichen Singen gelernt.
Sandra-Sibylle Schoofs
Sandra-Sibylle Schoofs, Aldi Süd
Jahrzehntelang nichts. Kein Wort, kein Interview, kein Statement. Bei Aldi konnte man einkaufen. Sprechen konnte man mit dem Unternehmen beziehungsweise seiner Führung nicht. Öffentlichkeit und Presse hatten sich an das „verschwiegene Discount-Imperium“ gewöhnt. 2013 dann erste Anzeichen, dass sich die Kommunikation ändert: Marke statt Schweinebauch. Mitte 2016 verstärken sich die Zeichen, dass das Unternehmen in die TV-Werbung einsteigen will. Nachfragen warum und mit welchem Ziel sind aber noch immer ein No-Go, bleiben unbeantwortet.
Anfang 2017 dann ein Paukenschlag: Marketingchefin Sandra-Sibylle Schoofs äußert sich ausführlich im Horizont-Interview über die Marken- und Content-Strategie von Aldi Süd. Das hat es noch nie gegeben. Genau wie eine bundesweite Markenkampagne, die nicht nur im Fernsehen, sondern auch live bei Events beispielsweise mit dem Rapper Fargo und digital auf allen möglichen Kanälen zu sehen ist – zumal in Kooperation mit dem einst verfeindeten Discounter Aldi Nord.
Ist das das Ende der Verschwiegenheit? Nein. Denn Sandra-Sibylle Schoofs pflegt einfach eine neue, moderne Form des Schweigens: Statt nichts kommuniziert sie ausschließlich das, was der Discount-Riese über seine Kommunikation kommunizieren will. Vor lauter Begeisterung darüber, dass die Marketingleiterin von Aldi Süd spricht, nehmen Medien und Öffentlichkeit hin, dass sie beispielsweise zu sich selbst und ihrer Karriere nichts sagt.
Dabei kommt sie im Gespräch locker rüber, ist sehr nah an den aktuellen Trends im Marketing dran, berichtet Horizont-Kollege Santiago Campillo-Lundbeck, der das erste Interview mit ihr geführt hat. Das gilt auch für Preisverleihungen etwa des German Design Award für die Gestaltung der „Sonne tanken“-Kampagne. Den Preis nimmt die Marketing-Chefin im Februar 2017 persönlich und gut gelaunt entgegen. Mehr Persönliches als ihre Anwesenheit gibt es aber auch dort nicht.
Susanne Schramm
Mehr als 16 Jahre lang (mit kurzer Unterbrechung aus familiären Gründen) ist Susan Schramm bei McDonald’s. Vor ziemlich genau einem Jahr zog sie als CMO in den Vorstand von McDonald’s Deutschland ein. Schon kurz darauf, im Februar 2017, machte die Burgerkette mit einer neuen Marketingkampagne von sich reden. Kerngedanke von „Die Wahrheit über McDonald’s“ ist seither, mit typischen Vorurteilen oder Gerüchten, neudeutsch: Fake News, über McDonald’s aufzuräumen. Das Bemerkenswerte an der neuen Kampagne ist aber weniger dieser Ansatz, als dass erstmals Marketing und PR eng zusammengearbeitet haben. Schramm: „Beide Teams waren gezwungen, über den Tellerrand zu schauen und einen anderen Blick auf die Dinge einzunehmen.“ So etwas ist momentan bei fast allen Werbungtreibenden hip, aber nur selten umsetzbar. Schramm scheint das Kunststück geglückt zu sein. Vielleicht auch deshalb, weil sie nicht nur US-Erfahrung hat (Anfang der 2000er Jahre war sie Manager Worldwide Marketing bei McDonald’s Chicago), sondern auch einen guten Schuss Agenturbusiness im Blut. Schramm startete ihre Karriere einst beim langjährigen McDonald’s-Etathalter Heye München.
Anne Stilling
Über Anne Stillings Karriere könnte man stundenlang erzählen – oder sich ganz kurz fassen. Seit Mai 2003, also seit über 14 Jahren, macht sie denselben Job – als Head of Brand Strategy bei Vodafone. Zuvor war Stilling fünf Jahre lang Senior Brand Manager bei Kraft Jacobs Suchard. That’s it. Eintönig ist ihre Karriere dennoch nicht. Wie auch – am Puls von Markenkommunikation und Media beim zweitgrößten Telekommunikationsunternehmen Deutschlands und in einem derart wettbewerbsintensiven Umfeld? Vermutlich kann nicht einmal Stilling selbst noch detailliert aufzählen, wie viele Kampagnen auf welchen Kanälen sie seit 2013 für Vodafone angeschoben hat. Und auch nicht, in wie vielen Jurys sie bereits Mitglied war oder den Juryvorsitz innehatte (unter anderem Effie Grand Jury, CREA Credential Award und Radio Advertising Award). Eines aber dürfte selbst in ihrer Branche ziemlich unique sein: Bereits viermal erreichten Kampagnen-Songs von Vodafone inzwischen Platinstatus. Nach „Human“ von Rag’n’Bone Man, „We Are the People“ von Empire of the Sun und „Safe and Sound“ von Capital Cities jetzt auch Alice Merton mit ihrer Debüt-Single „No Roots“. Solche Geschichten lassen sich nur über Anne Stilling erzählen.
Anja Stolz
Zwei Millionen neue Kunden bis 2020 für die Commerzbank gewinnen – keine ganz leichte Aufgabe für Anja Stolz, die als Bereichsleitung Kundenmanagement und Kommunikation bei der Bank auch für das Neukundenprojekt Coba 4.0 verantwortlich ist. Im Oktober 2015 hat Stolz den Job übernommen, 2016 baute die Commerzbank unter ihrer Ägide eine „Marketing-Maschine“ (Stolz) für ein konsequentes CRM und automatisiertes Marketing. „Wir wollen nicht mehr nach dem Gießkannen-Prinzip werben“, so Stolz im Mai 2017 gegenüber Horizont. Die Frau weiß, wovon sie spricht. Seit 2007 ist sie bereits in unterschiedlichsten Kommunikations-, Marketing- und CRM-Positionen für das Frankfurter Bankhaus unterwegs – und gerne auch für Engagements, bei denen sie über den Tellerrand blicken kann. Allein 2017 war sie unter anderem Speaker auf dem Werbewirkungsgipfel von Horizont und Jurymitglied bei der Wahl zum „CMO of the Year“ von Serviceplan. Stolz ist außerdem Mitglied in verschiedenen Netzwerken, darunter das Frauennetzwerk European Women on Boards (EWoB). Gestartet hat die studierte Sozialwissenschaftlerin ihre Karriere ebenfalls bei der Commerzbank, als Pressereferentin. Dann wechselte sie zunächst zu Pleon und weiter zu Paybox.net und machte sich mit einer eigenen Unternehmensberatung selbstständig, bevor sie zur Coba zurückkehrte.
Irmgard Strobl
Irmgard Strobl, Andechser
Einmal Oberbayern, immer Oberbayern: So ungefähr könnte Irmgard Strobls Motto lauten. Die 34-Jährige arbeitet schon seit 15 Jahren bei der Andechser Molkerei Scheitz, inzwischen in der Funktion Leitung Marketing und Produktentwicklung. Bereits 2006 übernahm Strobl „wesentliche

Aufgaben des Produktmanagements“. 2008 wurde sie zur Marketingleiterin des Familienunternehmens berufen. In dieser Position

verantwortet sie bis heute die stra

tegische Entwicklung der Marke. 2012 wurde ihr zusätzlich die Produktentwicklung im Unternehmen übertragen. In ihrer Vita heißt es dazu: Strobl könne so „Markterkenntnisse, Innovationen und neue Trends effizient umsetzen“. Es ist demnach durchaus ein gutes Stück das Verdienst von Strobl, dass die Andechser Molkerei Scheitz, die in den vergangenen Jahren zudem stark von

der anhaltenden Nachfrage an Bio-Produkten profitiert, seit vielen Jahren gut performt. 2016 wuchs der Umsatz des Familienunternehmens um 4 Prozent auf 148 Millionen Euro. Dafür nutzt Strobl auch mal ungewöhnliche Kanäle: Eine Webcam auf der Andechser-Website zeigt Live-Bilder von Stall und Weide zweier Milchlieferanten. Ja mei,

so sans halt die Bayern.
Benita Struve
Anhand der häufig wechselnden Profilfotos auf ihrer Facebook-Seite kann man wunderbar nachverfolgen, wann und wo Benita Struve gerade mal wieder in der Welt unterwegs ist. Nein, Neid kommt da selbstverständlich kein bisschen auf. Man muss unter Frauen ja auch gönnen können. Außerdem hat sich Struve ihre vielfältigen Reisemöglichkeiten hart verdient – schließlich ist es nicht immer einfach, die Marketingkommunikation der Lufthansa zu verantworten. Doch Struve fliegt bei der Airline unbeirrt und stetig weiter nach oben. Seit 2000 verantwortete sie zunächst Klassikkommunikation und Markenführung des Konzerns, ein Jahr später wurde sie Leiterin der gesamten Marketingkommunikation. 2012 übernahm sie kommissarisch die Gesamtleitung Marketing, bis Ex-Facebook-Manager Alexander Schlaubitz Ende 2012 als Vice President Marketing das Steuer übernahm. Jetzt kommt für Struve der nächste Auftrieb, pardon Aufstieg: Im Januar 2018 übernimmt sie den Posten Leiterin Lufthansa Marketing Communication & Campaigns.
Anja Urlichs
Weil ihre Eltern wollten, dass sie „was Solides“ macht, entschied sich Anja Urlichs nach dem Abitur zunächst für eine Ausbildung zur Bankkauffrau. Das erworbene Wissen kann sie noch heute gut gebrauchen – auch wenn sie dem klassischen Bankgeschäft längst den Rücken gekehrt hat, um bei einem der am schnellsten wachsenden Mobile-Payment-Anbieter anzuheuern. Als Director Marketing bei Paypal ist Urlichs seit August 2014 für Deutschland, Österreich und die Schweiz verantwortlich. Insgesamt steht sie bereits seit Ende 2003 in unterschiedlichsten Positionen auf der Paypal-Payroll. Ihr Job ist es vor allem, den Deutschen auf möglichst effektive Weise ihre noch immer weit verbreitete Vorliebe für Bargeld und die Ressentiments gegenüber mobilen Bezahlmöglichkeiten auszutreiben. Und das sowohl aufseiten der Privatkunden als auch bei den Händlern. Im Vergleich mit anderen Ländern ist das gar nicht so einfach – doch steter Tropfen und möglichst plakatives Marketing (aktueller Claim: „Paypal ist das neue Geld“) höhlt den Stein. Seit 2012 ist die Zahl aktiver Paypal-Nutzer in Deutschland von rund 10 Millionen auf heute 19 Millionen gestiegen. Weltweit hat das Unternehmen allerdings bereits 218 Millionen aktive Nutzer. Für Urlichs gibt es also noch viel zu tun.
Elke Wilgmann
Wenn sich jemand im Lebensmitteleinzelhandel detailliert auskennt, dann ist es Elke Wilgmann. Seit 2002 kennt ihre Karriere bei der Rewe Group nur eine Richtung – steil nach oben. Gestartet ist die Betriebswirtschaftlerin in dem Kölner Konzern als Projektleiterin Strategie/Unternehmensentwicklung. Seit Frühjahr 2015 trägt sie den etwas sperrigen, aber extrem verantwortungsvollen Titel Bereichsleiterin Marketing Vollsortiment National. Wilgmann fackelte im neuen Job nicht lange. Schon Anfang 2016 tauschte sie Agentur (von Heimat zu Thjnk) und Claim (von „Besser leben“ zu „Rewe – Dein Markt) aus. Doch auch diese Entscheidungsfreiheiten scheinen der Top-Managerin nicht genug zu sein. In ein paar Wochen wechselt sie für den Konzern nach Wien und übernimmt dort ab Februar 2018 im Vorstand von Billa Österreich die Verantwortung für die Ressorts Digital & Innovations, Analytics & CRM, Marketing und interne Kommunikation. Auch mit Billa kennt Wilgmann sich bereits bestens aus – wenn auch in einem anderen Land: 2010 war sie ein Jahr lang Chief Financial Officer bei Billa Russia. Jede Wette, dass diese Frau noch ein paar weitere Karriereschritte vor sich hat.
Claudia Willvonseder
Claudia Willvonseder, Ikea
An Claudia Willvonseders Karriere lässt sich gut nachvollziehen, wie Top-Kreative viele Jahre lang ein munteres Agentur-Hopping betreiben, um dann irgendwann auf Kundenseite zu wechseln, und dort überraschend konstant heimisch werden. Seit über zehn Jahren, seit Ende 2006, um genau zu sein, steht Willvonseder auf der Gehaltsliste von Ikea – und viele in der Branche wissen gar nicht, dass die 53-Jährige auch eine bewegte Agenturvergangenheit hat. Denn vor ihrem Einstieg als Marketingchefin Deutschland und ihrer Beförderung zum Global Marketing Manager Mitte 2012 zerbrach sich Willvonseder ihren kreativen Kopf unter anderem für die Londoner Werbeagentur Bartle Bogle Hegarty, für Springer & Jacoby in Hamburg sowie für die Frankfurter Agenturen Publicis, Saatchi & Saatchi, Heine Lenz Zizka und J. Walter Thompson. Inzwischen ist Willvonseder seit über vier Jahren in der schwedischen Konzernzentrale von Ikea in Helsingborg verortet. 2015 erhielt sie mit gerade mal knapp über 50 Jahren vom Art Directors Club (ADC) Deutschland die Ehrung für ihr Lebenswerk. ADC-Mitglied Johannis Krempl sagte damals: „Als Ikea Global Marketing und Communication Manager fördert und fordert Claudia Willvonseder konsequent gute Ideen. Die Arbeiten für sie füllen unsere ADC-Bücher. Sie ist eine Ausnahmekreative und eine brillante Strategin.“