"Wir leben Autos" - Experten beurteilen den Opel-Claim

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„Wir leben Autos". Mit diesem Claim arbeitet Opel seit vergangenem Wochenende an einer Revitalisierung der Marke - begleitet von einer von McCann-Erickson entwickelten Print- und TV-Kampagne. HORIZONT.NET befragte Marketing-Experten, was sie von dem Claim und dem Zeitpunkt des Neuauftritts halten.

Dr. Oliver Hermes

Mitinhaber von Berger Baader Hermes, München

Differenziert der Claim? Nein, es gibt schon zu viele "Wir leben"- und "Wir lieben"-Slogans. Außerdem ist "Das Auto" von Volkswagen nicht zu toppen. Ist der Claim relevant? Für die Kunden nicht. Klingt eher nach Hilferuf der Belegschaft an die Investoren.

Weiter mit Moritz Merkel, Executive Producer Partizan, Berlin

Moritz Merkel

Executive Producer Partizan, Berlin#/ZT#
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Ein überraschender Zeitpunkt für einen neuen Claim. Denn vor einer Marken-Neupositionierung sollte zunächst das Marken-Überleben gesichert sein. Erst danach kann eine neue und nach vorne zielende Ausrichtung wirklich sinnvoll werden.

Weiter mit Dominik Pfeiffer, Geschäftsführer Pfeiffer Design Group, München

Dominik Pfeiffer

Geschäftsführer Pfeiffer Design Group, München

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Der Slogan unterstreicht den starken Überlebenswillen der Marke. Dennoch ist er nicht ganz glücklich gewählt, denn es bleibt unklar, wer eigentlich spricht, wenn Opel "Wir" sagt. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen hoffe ich jedenfalls, dass Frank Stronach beim "Leben von Autos" etwas mehr Enthusiasmus zeigt als Rick Wagoner seinerzeit beim "Entdecken von Opel".

Weiter mit Peter Prislin, Geschäftsführer Kreation 1-2 Snap, München

Peter Prislin

Geschäftsführer Kreation 1-2 Snap, München

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Eine Automobil-Brand, die seit geraumer Zeit die Medien dominiert und emotionale wie finanzielle Zuneigung sucht, sagt uns nun als Neustart-Kernbotschaft: Wir leben Autos. Um diese Aussage im Ansatz verstehen zu können, empfiehlt sich ein Blick auf die mit dem neuen Claim gestartete Printkampagne. Text erste Seite: Wir leben. Text zweite Seite: Wir leben Autos. Wäre es bei der ersten Seite geblieben, würden wir Opel wahrscheinlich lieben - für den richtigen Satz zur richtigen Zeit. Es blieb aber nicht dabei. Ein Wort zu viel zur falschen Zeit. Schade, Chance vertan.

Weiter mit Konrad Weßner, Geschäftsführer Puls, Schwaig bei Nürnberg

Konrad Weßner

Geschäftsführer Puls, Schwaig bei Nürnberg 

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Dieses Markenbekenntnis klingt wie eine Trotzreaktion. Ich hätte abgewartet, bis klarer ist, wie die Zukunft von Opel aussieht und nicht in dieser Zeit schon wieder - wie das von vielen wahrgenommen wird - den Claim geändert. Muss man denn die Aussage „Wir leben Autos" überhaupt kommunizieren? Hat man das vorher nicht gemacht oder brauchte es dazu erst die Krise?

Weiter mit Norbert Rüdell, Pressesprecher ARD-Werbung Sales & Services, Frankfurt

Norbert Rüdell

Pressesprecher ARD-Werbung Sales & Services, Frankfurt

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Ich oute mich an dieser Stelle gerne als bekennender Opel-Fahrer. Ich finde, eine Portion Selbstbewusstsein darf ruhig sein. Inwieweit der Claim "draußen" zündet, vermag ich nicht zu sagen. Ich finde aber, dass er zumindest die tiefe Verankerung der Marke bei den Beschäftigten und in der Industriegeschichte dieses Landes widerspiegelt. Man darf also hoffen.

Weiter mit Alexander Schubert, CEO The Brand Union

Alexander Schubert, CEO The Brand Union

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  Den Claim "Wir leben Autos" finde ich ehrlich gesagt nicht besonders unique. "Wir leben" kann man sicher als Ausdruck der internen Erleichterung interpretieren, dass nun mit Magna der präferierte Partner den Zuschlag erhalten hat und das Leben weiter geht. Allerdings ist der Deal noch nicht unter Dach und Fach, weder sind die finanziellen Details fixiert, noch die politischen Diskussionen mit den EU-Ländern und der EU-Kommission beendet. Wer weiß, was nach der Wahl noch alles passiert. Wenn da etwas schief geht, dann kann der Claim sehr leicht nach hinten losgehen - gerade auch intern bei der Belegschaft.



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