Redcoon: Tussi-Spots beschäftigen den Deutschen Werberat

"Werbliche Klamotte": ZAW-Sprecher Volker Nickel
"Werbliche Klamotte": ZAW-Sprecher Volker Nickel
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Das war absehbar: Die TV-Spots von Redcoon werden zum Thema für den Deutschen Werberat. Nach Informationen von HORIZONT.NET sind bei dem Selbstkontrollorgan der Werbewirtschaft schon in der ersten Woche nach Kampagnenstart diverse Beschwerden eingegangen. Das Verfahren wurde bereits in Gang gesetzt.

Dass Redcoon mit der von Serviceplan Campaign entwickelten TV-Kampagne anecken würde, war von Anfang an klar. Auch wenn die Spots selbstironisch gemeint sind, wie es Serviceplan betont hat: Bei der Art und Weise, wie die vollbusigen Testimonials Gina-Lisa Lohfink, Micaela Schäfer, Jordan Carver und Sandra Lang ihre Rolle als die "billigsten Mädchen Deutschlands" ausfüllen, sind Vorwürfe wie Sexismus und Frauenfeindlichkeit naheliegend.

Das sehen offenbar auch einige TV-Zuschauer so. Wie Volker Nickel, der als Sprecher des Zentralverbands der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) auch dem Werberat vorsteht, gegenüber HORIZONT.NET bestätigt, sind bereits einige Beschwerden bei dem Gremium eingegangen, das gerade erst wieder Rügen gegen einen Alkoholhersteller und einen Möbelhändler ausgesprochen hat. Laut Nickel hat der Werberat Redcoon inzwischen zu einer Stellungnahme aufgefordert.

Bei Redcoon geht man gelassen mit dem Thema um. "Wir sind  davon überzeugt, dass unsere aktuellen Werbespots bei einer objektiven Betrachtung nicht als herabwürdigend oder frauenfeindlich missverstanden werden können", erklärt Andrea Civan, Head of Marketing, gegenüber HORIZONT.NET. "Natürlich spielen wir in den  Spots mit der Doppeldeutigkeit des Wortes ‚billig‘. Bei Redcoon kann man Elektronik besonders günstig, oder eben „billig" kaufen. Unsere Testimonials treiben dafür ihr Image mit viel Humor und Selbstironie die Spitze.  Die Inszenierung der Szenen ist dabei keineswegs billig, sondern mit  Stil und Grandezza", so Civan weiter, die gegenüber dem Werberat bis kommende Woche eine Stellungnahme abgeben will.

Ob die Beschwerden letztlich Konsequenzen haben, ist fraglich. Selbst ZAW-Chef Nickel hält es für wenig wahrscheinlich, dass der Werberat am Ende eine öffentliche Rüge gegen Redcoon ausspricht. "Mein Eindruck ist, dass es sich bei den Redcoon-Spots um eine werbliche Klamotte handelt, die als solche auch von den Mediennutzern erkennbar ist", so Nickel. Schließlich müsse immer abgewogen werden zwischen "Werbeselbstdisziplin und Werbeselbstzensur". mas
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