Das 1. Frankfurter Marketing Barometer spiegelt die Stimmung in der Branche wider
Wirtschaftsprognosen gibt es viele. Doch kaum eine beschäftigt sich mit den Veränderungen im Marketing. Das ändert jetzt der Frankfurter Marketing Club. Der größte deutsche Marketingverein erhebt mit dem Frankfurter Marketing Barometer künftig einmal im Monat die Stimmungslage in der Branche. Die Ergebnisse gibt es exklusiv bei HORIZONT.
Die Momentaufnahme besteht aus drei Standardfragen zu Geschäftslage und Marketingbudget sowie einer "Frage des Monats". "Marketer sind die Wetterfrösche der Wirtschaft. Doch bislang gibt es keinen Seismographen, der Tendenzen aufzeigt, die gezielt das Marketing betreffen", begründet
Claudio Montanini, Präsident des Frankfurter Marketing Club und Geschäftsführer der Frankfurter Agentur
PSM&W Kommunikation die Entwicklung der einminütigen Online-Blitzumfrage. Der Präsident ist neben Ottmar Franzen, Geschäftsführer des Marktforschungsunternehmens Konzept & Markt in Wiesbaden, einer der Initiatoren des Barometers. "Wir wollten ein Instrument entwickeln, das sich am Ifo-Geschäftsklimaindex orientiert, schnell zu bedienen ist und exakt die Stimmung bei den Marketiers widerspiegelt", beschreibt
Ottmar Franzen den eigenen Anspruch. Neben Konzept & Markt waren noch
Talvaro in Göttingen sowie die Agentur
Vier für Texas in Frankfurt an der Konzeption und Entwicklung beteiligt.
In der aktuellen Septemberumfrage ist die Stimmung mit einem Barometerwert von Plus 7 leicht positiv. "Die Marketer sind spürbar optimistischer geworden", sagt Marketing-Club-Präsident Montanini. Beim Testlauf vor einem Monat war die Stimmung mit einem Wert von Minus 5 noch deutlich schlechter. Auffällig ist: Während die Auftraggeber mit einem Wert von Plus 3 gerade so über die Nullgrenze rutschen, sind die Dienstleister mit dem Wert 10 deutlich optimistischer.
In der Bewertung der Wahlkampfstrategien und der -instrumente in der Frage des Monats sind die Umfrageteilnehmer noch deutlicher. Rund 80 Prozent der Umfrageteilnehmer sind überzeugt, dass die Parteien das Marketing-Instrumentarium nicht ausreichend genutzt haben.
Gerhard Berssenbrügge, Deutschland-Chef von
Nestlé, vermisste in der Auseinandersetzung Markenwerte wie Identität und Unverwechselbarkeit. "Wie nie zuvor wurde im Wahlkampf gebloggt, getwittert und "gefacebooked". Differenzierung und Profilierung "der Marke" über den Diskurs – waren dagegen eher out." Nicht die einzigen Mängel wie
Kerstin Pickny, Manager Corporate Marketing bei
Ernst & Young in Eschborn, feststellt. "Es fehlte an einer guten Strategie, Kontinuität und einem angemessen zeitlichen Vorlauf in den Kampagnen." Thesen, die die niedrige Wahlbeteiligung von 72 Prozent stützen. Für Unternehmen hätte so ein Verhalten dramatische Folgen, wie
Beate Ramsauer, Leiterin Marketing/Branding bei
Heraeus in Hanau bemerkt. "Wenn so für Produkte oder Dienstleistungen geworben würde, würde ein Unternehmen nichts verkaufen." Für Nestlé-Chef Berssenbrügge steht die Politik daher in den kommenden Wochen vor einer großen Kommunikationsaufgabe, "nämlich die Integration der verschiedenen Interessen vor dem Hintergrund eines riesigen Schuldenberges." Dies sei nur zu schaffen durch die Einhaltung gegebener Leistungsversprechen, die Nähe zum Bürger, klare Inhalte sowie Authentizität und Verläßlichkeit. "Nur so wird die Politik wieder als das akzeptiert, was sie sein will: Gestalter der Zukunft."
mir