Design-Wettbewerb: Schmeckt Pril bald nach Hähnchen?

Ganz links: Peter Breuers Hähnchen-Vorschlag für Pril
Ganz links: Peter Breuers Hähnchen-Vorschlag für Pril
Teilen

Im Facebook-Zeitalter ist Crowdsourcing eine beliebte Sportart bei Unternehmen. Bei der Spülmittelmarke Pril hielt man es für eine gute Idee, die Facebook-Gemeinde einen neuen Auftritt für den Fettlöser gestalten und anschließend über die beste Arbeit abstimmen zu lassen. Dafür kreierte die Hamburger Agentur Neteye eigens eine Facebook- und eine Microseite. Nun liegt in der Gunst der User ein Motiv vorne, das mit Spülmittel nur entfernt zu tun hat: Der Entwurf des Hamburger Werbetexters Peter Breuer trägt den Titel "Schmeckt lecker nach Hähnchen". Was er sich bei seinem Entwurf gedacht hat, erzählt er im HORIZONT.NET-Gespräch.

Peter Breuer ist Werbetexter, darüber hinaus ist er begeisterter Zwitscherer auf Twitter. Eines Tages fiel ihm auf dort der Post eines Users auf, der sich darüber beklagte, dass sein Vorschlag für die Gestaltung einer Pril-Flasche auf Facebook vom Seitenbetreiber gelöscht wurde, weil er sexuell anzüglich war. Neugierig geworden, besuchte Breuer die Seite mein.pril.de und fing an, einen eigenen Entwurf zu gestalten. Dabei stand für ihn der Spaßfaktor im Vordergrund. "Ich hatte kein Ziel. Die zweiminütige Albernheit war der Stein, den ich ins Wasser geworfen habe. Die Kreis e waren größer als gedacht", sagt Breuer gegenüber HORIZONT.NET. Ihn ärgere besonders, dass Pril gar keine richtige Crowdsourcing-Aktion gestartet habe. "Man ist durch die zur Verfügung stehenden Werkzeuge der Gestaltung stark limitiert. Daher habe ich auch bewusst das primitivste Stift-Werkzeug verwendet, dass die Seite mir zur Verfügung gestellt hat."

Peter Breuer
Peter Breuer
Generell hält der Werbefachmann, der unter anderem schon für Kaufhof, BMW und Vodafone tätig war, nicht viel von Schwarmintelligenz. "Mit Crowdsourcing kann man kein Rad erfinden, höchstens das Muster von Alufelgen." Die Pril-Aktion ist für Breuer das beste Beispiel. Massengeschmack orientiere sich immer am bereits Bekannten, so der 46-Jährige.

Wie erklärt er sich dann die großen Nutzerzahlen, immerhin gibt es bereits 30.000 Einsendungen, bei der Mitmach-Aktion von Pril? "Die durch Social Media eingebundenen Menschen werden nicht nur Beteiligte, sondern selbst Träger eines Projekts, das schafft natürlich Identifikation." Allerdings, so findet Breuer, funktioniere das nur kurze Zeit. "Viele, möglicherweise auch gesellschaftlich relevantere Themen, würden so nicht funktionieren", ist sich der Texter sicher. "Was mit mehr verbunden ist als mit einem heiteren Voting, kann in einem sozialen Medium nur beginnen, aber nicht stattfinden."

Im Hause Henkel wird man die Aktion mit gemischten Gefühlen betrachten: Neben Breuers Spaß-Motiv finden sich unter den Einsendungen auch pornographische Entwürfe und Motive mit zweifelhafter Verfassungskompatibilität. Eine fünfköpfige Jury soll am 18. Mai die zwei Gewinnermotive wählen. Der Jury gehören der TBWA-Creative-Director Lothar Schieberle, der Designer bei der Peter Schmidt-Group Klas-Ole Neuss, die Assistant-Brand-Managerin für Pril Özden Sevimli und der Leiter der Sparte Trade Marketing bei Henkel Michael Jacobi an. Das fünfte Jurymitglied wird in einem Wettbewerb auf der Facebook-Seite von Pril ermittelt. Ab Oktober sollen die Pril-Tuben mit den Gewinnermotiven im Handel erhältlich sein. Wenn es nach den Usern geht, wird das neue Produkt bei Grillwaren zu finden sein. ire
stats