Bestätigt: Bundesregierung will Schockbilder auf Zigarettenschachteln

Vorbild Australien: So könnten Zigarettenschachteln auch bald in Deutschland aussehen
Vorbild Australien: So könnten Zigarettenschachteln auch bald in Deutschland aussehen
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Die schrecklichen Bilder von krebsbefallenen Organen, die seit vergangenem Jahr Australiern den Griff zum Glimmstengel erschweren sollen, werden so oder ähnlich wohl auch bald auf Zigarettenschachteln in Deutschland zu sehen sein. "Wir betrachten optische Warnhinweise als ein sehr gutes Instrument, um Menschen vom Rauchen abzuhalten", bestätigt ein Sprecher des Bundesverbraucherschutzministeriums gegenüber HORIZONT.NET. Die Entscheidung fällt in Kürze bei einer Sitzung in Brüssel.

Bereits am Freitag dieser Woche tritt in Brüssel der sogenannte EPSCO-Rat für Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz zusammen, um den von der EU-Kommission vorgelegten Entwurf final zu verhandeln. Während sich das von Ilse Aigner geführte Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz gegenüber Spiegel Online noch zurückhaltend äußerte, macht der Sprecher gegenüber HORIZONT.NET kein Geheimnis daraus, mit welchen Erwartungen Deutschland in die entscheidende Sitzung geht. "Diverse Studien haben gezeigt, dass Warnhinweise, die Text und Bild kombinieren, besser funktionieren als reiner Text", so der Sprecher. Daher werde sich das Ministerium für entsprechende Warnhinweise einsetzen. Der Appell des Markenverbands, der die Bundesregierung erst kürzlich dazu aufgefordert hatte, die Initiative abzulehnen, ist damit verpufft. Außerdem setzt sich die Bundesregierung dfür ein Verbot von Mentholzigaretten ein.

Die Details müssen noch an Verhandlungstisch geklärt werden. Nach Angaben des Sprechers ist etwa noch unklar, wie große die Fläche des Warnhinweises auf den Zigarettenschachteln genau sein soll. Die Tabak-Produktrichtlinie (TPD) von EU-Gesundheitskommissar Tonio Borg sieht vor, dass 75 Prozent der Fläche von Zigarettenpackungen Warnungen und Schockbildern vor den Folgen des Rauchens vorbehalten bleiben. "Ob es am Ende 75, 74 oder 73 Prozent werden, wird Gegenstand der Verhandlungen sein", erklärt der Ministeriumssprecher.

Dasselbe gilt für die Frage, wieviel Platz künftig dem Herstellerlogo eingeräumt wird. Laut dem Sprecher wird sich der EPSCO-Rat auch mit den Rechten der Unternehmen beschäftigen. "Es wird darum gehen, eine Ausgewogenheit zwischen Warnung und Markenrechten auszuhandeln". Die Praxis in Australien, wo Zigaretten seit Mitte 2012 nur noch in olivfarbenen Einheitsschachteln mit Horrorbildern erhältlich sind, auf denen für die Markennamen und Logos der Hersteller kaum noch Platz ist, hatte die Tabakindustrie in Rage gebracht. mas



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