Marco Saal
Werbespot mit Kendall Jenner

Wie Pepsi mit plumper Eigenwerbung seine Marke ramponiert

Eigentlich wollte Pepsi mit seinem neuem Werbespot ein Zeichen der Versöhnung senden. Eigentlich. Doch das ging gründlich in die Hose. Das Commercial, in dem Kim Kardashians Halbschwester Kendall Jenner ihren großen Auftritt hatte, ist wenige Tage nach seiner Veröffentlichung schon wieder eingemottet worden. Was nicht wirklich verwunderlich ist. Denn dass dieser Werbefilm einen Shitstorm auslösen würde, hätte jedem klar sein müssen, der die politisch-gesellschaftliche Großwetterlage in den USA verfolgt und mit einem Minimum an Gespür ausgestattet ist. 
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Pepsi-Commercial mit Kendall Jenner

Die Werbeverantwortlichen bei Pepsi gehören offenbar nicht dazu. Der Konzern wurde von dem Aufschrei im Social Web anscheinend überrascht. Was durchaus bemerkenswert ist. Denn es gibt in der jüngeren Werbehistorie wohl keinen Spot, der ein gesellschaftlich relevantes und überdies politisch heikles Thema derart dreist für plumpe Eigenwerbung vereinnahmt wie der jüngste Spot von Pepsi. 


Zur Erinnerung: Demonstrationen wie jene, die im Pepsi-Spot gezeigt wird, haben in den USA in den vergangenen Jahren wieder deutlich zugenommen. Die Proteste richten sich nicht nur gegen Donald Trump, gegen den nach seiner Vereidigung als US-Präsident etwa beim "Women’s March" rund 700.000 Menschen auf die Straße gingen. Auch die „Black Lives Matter“-Bewegung, die nach mehreren Todesfällen Polizeigewalt gegen Afroamerikaner anprangert, mobilisiert die Massen.

Dass Pepsi in seinem Commercial dann mit Kendall Jenner ausgerechnet eine privilegierte Weiße zur Friedensstifterin zwischen offenbar gänzlich unbewaffneten Gesetzeshütern und den Protestierenden macht, kann man vor diesem Hintergrund nur als extrem unsensibel bezeichnen. Selbst wenn man über diesen Fauxpas hinwegsieht: Dass in dem Spot der Eindruck erweckt wird, die Probleme dieser Welt ließen sich mit einer Dose Pepsi lösen, dürfte bei vielen US-Amerikanern das Gefühl hinterlassen, für dumm verkauft zu werden. 

Ja: Pepsi hat den von der Inhouse-Unit Creators League Studio entwickelten Werbespot inzwischen zurückgezogen und sich dafür entschuldigt. Der Konzern habe eine "globale Botschaft der Einheit, des Friedens und des Verständnisses" senden wollen, teilt Pepsi auf seiner Website mit- und räumt ein, dieses Ziel klar verfehlt zu haben.

Doch für die Marke Pepsi ist die Kuh damit noch lange nicht vom Eis. An den unbeholfenen Versuch, politische Proteste für Werbezwecke zu vereinnahmen, wird man sich lange erinnern. Und so spricht vieles dafür, dass Pepsi in diesem Fall wird Lehrgeld zahlen müssen. Oder anders formuliert: Die Wahrscheinlichkeit, dass in den USA auf einer Demo demnächst tatsächlich mal Pepsi getrunken wird, war nie so gering wie jetzt. mas

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