Volkswagen hat in den USA bei Diesel-Fahrzeugen Abgastests manipuliert und damit gegen das Klimaschutzgesetz Clean Air Act verstoßen. Das macht fassungslos, entsetzt, schockiert. Die Marke, die wie kaum eine andere mit Werten wie Verlässlichkeit und Qualität in Verbindung gebracht wird, steht plötzlich für Markt- und Konsumententäuschung.
Das ist für Volkswagen eine Katastrophe, aber auch für andere Hersteller wie Daimler und BMW, die schon seit geraumer Zeit versuchen, in den USA Dieseltechnologie zu etablieren. Das Geständnis hat ungefähr den gleichen Effekt, wie mit einer Geschwindigkeit von 130 km/h ungebremst auf eine Betonwand zu prallen: Totalschaden. Die Marke ist schwer beschädigt, das Image leidet massiv, das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit sowieso.
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Auf der IAA präsentieren die Autobauer gerade ihre neuen Flaggschiffmodelle. Doch seit gestern redet die ganze Welt nur noch vom Schummel-Skandal bei VW-Dieselfahrzeugen. HORIZONT hat mit Dirk Popp, CEO von Ketchum Pleon, über die Folgen für die Marke gesprochen.
Plötzlich gibt es Fragen wie: Stimmen die Abgaswerte in Deutschland? Erste Politiker fordern auch hierzulande eine entsprechende Überprüfung. Dass solche Überlegungen jetzt auftauchen, damit haben die Marketingstrategen nicht gerechnet, als sie in Europa ihre "Think.New"-Kampagne haben anlaufen lassen. Statt über den Nutzen von Innovationen zu diskutieren, wird jetzt an den Stammtischen und im Netz über gefälschte Abgasewerte gesprochen. Schlimmer kann es die Initiative kaum treffen.
Die Anzahl der negativen Bewertungen haben sich seit Mitte vergangener Woche vervierfacht, meldet etwa "The Brand Ticker". Hinzu kommen wirtschaftlichen Folgen: Erste Auswirkungen gibt es bereits. Der Aktienkurs ging zu Börsenstart fast 14 Prozent in die Knie. Der Anteil der Marke am Unternehmenswert ist nach einer ersten Analyse von den Markenwertspezialisten in den letzten vier Tagen um zwei Prozent zurückgegangen.
Und das ist erst der Anfang. Die Strafzahlungen dürften massiv ausfallen, schlimmstenfalls muss Volkswagen mit 18 Milliarden US-Dollar rechnen. Auf dem wichtigen US-Markt, ohnehin ein schwieriges Terrain für den Autohersteller, dürfte VW weiter an Boden verlieren. Daran wird auch die Ankündigung nichts ändern, offen und umfassend mit den zuständigen Behörden zusammenzuarbeiten, "um den Sachverhalt schnell und transparent vollumfänglich zu klären", wie Konzernchef Martin Winterkorn verspricht. Das ist das Mindeste, was Öffentlichkeit und Kunden jetzt erwarten dürfen.
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