Spießer Alfons
Spießer Alfons

Waren zur Probe, verschenkt & verkauft

In der vergangenen Woche berichtete der Spießer Euch, wie Parfüm-Hersteller versuchen, ihre Düfte den Konsumenten hautnahe zu bringen. Hierbei lobte Alfons die Anzeigen mit Warenproben, auf denen sowohl Parfüm- als auch Creme-Proben in die Hände der Leser/innen gelegt werden. In der vor Euch liegenden Kolumne erfahrt Ihr von einer weiteren Werbeaktion, mit der Proben von Parfüm- und Kosmetik-Herstellern zu den Verbrauchern kommen und dabei auch zu Alfons dem Spießer gekommen sind.
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Denn der bekam von seinem ihm angetrauten Weibe einen Nikolauskalender geschenkt. Der stammte von Douglas. Und hinter jedem Türchen fand Alfons eine Duft- oder Creme- oder Rasierschaum-Probe. Oder einen Gutschein von Douglas. Und am 24. Dezember ist dort eine Tube Biomains-Handcreme von Biotherm zu finden.
Original Nikolaus-Kalender von Douglas mit Warenproben!
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Original Nikolaus-Kalender von Douglas mit Warenproben!
Nein, Alfons hat das Fenster vom Heiligen Abend noch gar nicht geöffnet. Aber auf der Rückseite des Kalenders sind alle 24 Gaben in Bild und Wort aufgeführt. Was den Hinweis auf dem Kalender konterkariert, der da lautet: „Für Männer, die Überraschungen lieben!“

Es ist auch keine Überraschung, dass die Warenproben von Biotherm Homme und Giorgio Armani und Diesel und Yves Saint Laurent sowie Ralph Lauren stammen. Denn auch das ist vom Nikolaus-Kalender abzulesen. Und die drei Douglas-Gutscheine über 5 Euro, 10 Prozent Ersparnis und 5 Euro gelten ebenfalls nur für diese Marken und bei einem Mindesteinkaufspreis, auf den sie angerechnet werden.

So einen Kalender hat Douglas nicht nur für Männer erstellt, sondern auch für Frauen. Die Idee stammt vermutlich aus der Feststellung, dass die Kunden der Parfümerie immer ganz wild auf Proben sind, die man in aller Regel bei jedem Einkauf gratis in die Einkaufstüte gesteckt bekommt.
20 Warenproben, drei Gutscheine und ein Original-Produkt, verpackt im Nikolaus-Kalender!
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20 Warenproben, drei Gutscheine und ein Original-Produkt, verpackt im Nikolaus-Kalender!
Der Nikolaus-Kalender mit 24 Fächern ist auch ein Geschenk. Allerdings: Wer ihn verschenken wollte, musste ihn in der Parfümerie Douglas kaufen, und zwar für 28 Euro. Was bedeutet: Hier wurden Warenproben gegen klingende Münze an die Konsumenten gebracht. Was sich aber nicht nur für Douglas gerechnet hat, sondern auch für deren Kunden: Allein die Handpflege in 100 ml Normalgröße kostet in der Parfümerie rund 20 Euro. (Wenn man die Tube allerdings anderswo kauft, kann man die gleiche Menge auch für rund 10 Euro haben!)

Spießiges Fazit: Beim Nikolaus-Kalender von Douglas konnte man Werbung mit Content erkennen, wofür der Douglas-Kunde an der Ladenkasse bezahlt hat. Und wenn der Spießer es richtig vermutet, dann haben die beteiligten Firmen ihre Proben allesamt gratis an Douglas geliefert, oder ...?

Und dann bekam Spießer Alfons am Ende dieses Jahres noch zwei Warenproben geschenkt, und zwar in Form von Originalprodukten, als dieses sind Lufthansa-Cocktails – siehe die Abbildung!
Zwei Warenproben als Original-Produkte – Spießer Alfons erhebt das Glas damit auf das Wohl der Small Big Brands GmbH!
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Zwei Warenproben als Original-Produkte – Spießer Alfons erhebt das Glas damit auf das Wohl der Small Big Brands GmbH!
Vorangegangen war ein spießiger Beitrag in Folge 2.072, in dem Alfons den Hersteller des Cocktails und seine PR-Agentur aufgespießt hatte – wenn Ihr das bitte noch einmal nachlesen wollt! Die Reaktion von Bastian Heuser, Lizenznehmer und Produzent der diversen Lufthansa-Cocktails, ist beispielgebend, nämlich ein freundlicher Schritt in die richtige Richtung. Dabei erklärt der Mitinhaber von Small Big Brands, dass man sich gefreut habe, in der Kolumne des Spießers erwähnt worden zu sein, und meint: „Sicher, wir hätten uns einen angenehmeren Kontext gewünscht, aber ein paar Tausend haben uns und unser Produkt dadurch wahrgenommen, was will man eigentlich mehr?!“

Und dann kommt Bastian Heuser zu seinem eigentlichen Anliegen, nämlich: „In einem Absatz schreiben Sie: ‚Als viel, viel schlimmer dagegen empfindet es der Spießer, dass es immer wieder Hersteller gibt, die uns weismachen wollen, dass fertige Cocktails in Flaschen und Dosen einem frisch gemixten Drink gleichkommen. Die nüchterne Wahrheit: Sämtliche Fertig-Cocktails schmecken wie eingeschlafene Füße. Am besten, man füllt sie alle zusammen in große Fässer und schickt diese direkt zum Ballermann!‘ Natürlich haben Sie Recht. Das, was man handelsüblich in Deutschland unter dem Begriff ‚fertige Cocktails‘ vorgesetzt bekommt, ist, gelinde gesagt, Bockmist. Teilweise sogar an Körperverletzung grenzend. Aber – und das ist der große Unterschied – eben nicht alles. Ich weiß, Verallgemeinerungen sind in der Satire ein wichtiges Stilmittel, aber Sie merken, wir wollen das nicht auf uns sitzen lassen!“

Zur Aufklärung folgen die Statements des Unternehmers: „Unsere Cocktails werden hergestellt wie die Cocktails in unseren Frankfurter Lieblings-Bars Roomers, Kinly, The Parlour, Bristol und Co. (Da Ihre Redaktion in Frankfurt sitzt, kennen Sie diese Etablissements mit Sicherheit und verkehren dort hoffentlich ab und zu): mit hochwertigen Markenspirituosen; von Hand, nach bewährtem Rezept gemischt: mit Stil, mit Leidenschaft für das Produkt.“

Und der Cocktail-Sachverständige schließt mit der Empfehlung: „Stellen Sie sich vor, Sie bestellen in einer der oben genannten Bars einen Negroni, und der Bartender füllt Ihnen, nach dem Akt des Mixens, Ihren Drink direkt dort vor Ort in ein kleines, vor Licht geschütztes Glasfläschchen ab. Das ist exakt, was wir machen. Keine künstlichen Aromen, keine Laborarbeit. Pure Bar.“

Große Worte, was steckt dahinter? Spießer Alfons hat es getestet, und zwar anhand der beiden Lufthansa-Cocktails „Old Fashioned“ und „Negroni“. Und in der Tat: Bastian Heuser hat nicht übertrieben; diese Cocktails haben mit dem plörrigen Gesöff, das Cocktail-Fan Alfons in Vergangenheit aus Flaschen und Dosen probiert hat, nichts gemeinsam. Wenngleich der spießige Probiertrinker die beiden Lufthansa-Cocktails, die zu den Shortdrinks gehören, persönlich weniger schätzt als Long- oder Fancy-Drinks. Aber das ist natürlich Geschmackssache.

Zu guter Letzt wünscht Spießer Alfons (Lieblings-cocktail: „Frozen Paloma“ in der Hamburger East Hotel Bar) den Jungunternehmern Bastian Heuser und Steffen Lohr viel Erfolg mit ihren Lufthansa-Cocktails!

Aprop(r)os(t): Nachdem der Spießer kürzlich als Antwort auf seinen Beitrag über Aperol Spritz von Campari einen Geschenkkarton mit Originalproben bekommen hat und jetzt auch noch die Lufthansa-Cocktails von Small Big Brands eingetroffen sind, hofft Alfons, dass eine solche Handlungsweise von aufgespießten Unternehmen echt Schule macht! (Nicht ohne Grund hat Alfons gerade die Parfüm-Werbung aufgespießt!) Und im kommenden Jahr wird der Spießer über weitere Produkte berichten, mit denen ein Versand an die spießige Adresse durchaus möglich wäre, notfalls auch per Spedition statt DHL-Paket.

Bis dahin wünscht Spießer Alfons seiner Lesergemeinde eine fröhliche, friedvolle Weihnacht und ein angenehmes Hinübergleiten nach 2016, dem 49. Jahrgang der spießigen Kolumne!



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