Helge Ruff, OneTwoSocial
Social-Media-Stars

Warum Influencer Marketing oft herausgeschmissenes Geld ist

Influencer Marketing ist derzeit der Trend der Stunde. Wer heute keinen Social-Media-Star an der Angel hat, gilt schon als altbacken. Doch machen die Deals mit Influencern in ihrer gegenwärtigen Form überhaupt Sinn? Helge Ruff, Geschäftsführer von 1-2-social, hat da so seine Zweifel, wie er in seinem Gastbeitrag auf HORIZONT Online schreibt.
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„Wie, ihr arbeitet nicht mit Influencern?“ Es scheint, als komme man nicht mehr drum herum, das Thema Influencer bei seinen Social-Media-Aktivitäten zu berücksichtigen. Der Druck von Vorgesetzten („wir müssen da was tun!“) versetzt viele Marketing-Manager in einen spürbaren Aktionismus. Es wird einfach mal fleißig „drauf los kooperiert“, frei nach dem Motto, wir schicken mal unsere Produkte an drei Influencer und durch deren Posts werden unsere Produkte sicher schon bekannt. Idealerweise verlinken sie unseren Instagram-Account und wir bekommen auch noch Follower! Ist das jedoch Influencer Marketing?


Meiner Meinung nach ist der überwiegende Teil der Kooperationen im Influencer Marketing reine Geldverschwendung. Der Grund dafür liegt nicht bei den Influencern, sondern in der Tatsache begründet, dass die Unternehmen scheinbar keine erkennbare Strategie im Influencer Marketing verfolgen. In Anbetracht der Tatsache, dass viele Influencer gerade im Fashion- und Lifestyle-Segment teilweise um die 30 Kooperationen pro Monat haben, drängt sich doch die Frage auf, wie nachhaltig eine einmalige Erwähnung einer Marke oder eines Produktes (plus die Verlinkung des Accounts) wohl ist. Man muss kein Werbeexperte sein, um zu der Erkenntnis zu gelangen, dass sich am nächsten Tag niemand mehr an die gepostete Marke von gestern erinnern wird, wenn heute bereits das nächste Produkt präsentiert wird. Umso verwunderlicher ist es, dass Unternehmen teilweise unglaubliche (finanzielle) Anstrengungen betreiben, um Events zu organisieren, die den Influencern ein möglichst unvergessliches Erlebnis bereiten. Um beurteilen zu können, ob man mit einer Kooperation aus Sicht des Unternehmens zum gewünschten Ziel kommt, sollte dieses jedoch erst einmal definiert sein!

Langfristige Kooperationen schaffen Branding

Wenn eine Marke nachhaltig in den Köpfen der Zielgruppe präsent sein soll, reicht es nicht, wenn ein Influencer das gewünschte Produkt einmal in Szene setzt. Es geht darum, nachhaltig einen Erinnerungseffekt zu schaffen. Dieser kann nur hervorgerufen werden, wenn die Zielgruppe über einen längeren Zeitpunkt mehrmals mit dem gleichen Produkt oder derselben Marke in Kontakt kommt. Einmal-Kooperationen laufen hier total ins Leere. Für ein nachhaltiges Branding sollten sich Unternehmen Influencer suchen, die zum einen die Zielgruppe des Unternehmens erreichen, aber mit ihren Werten auch zu denen des Unternehmens passen.

Einmal-Kooperationen sorgen nur für Sales

Auch einmalige Kooperationen können ihre Berechtigung haben. Nur kann hier nicht „Branding“ das Ziel sein, wenn die Follower eines Influencers keine Chance auf eine Erinnerung an das Produkt haben. Vielmehr sollte der einmalige Kontakt mit der Zielgruppe optimal genutzt werden und entsprechend auf ein ganz bestimmtes Ziel (Sales, Klicks, Anmeldungen, etc.) ausgerichtet sein. Es empfiehlt sich, dieses auch mit dem Influencer gemeinsam durchzusprechen, um die Kommunikation entsprechend anzupassen. Ist zum Beispiel ein erhöhter Abverkauf eines Produktes das Ziel, könnte man auf den Influencer angepasste Rabattcodes als Anreiz einsetzen. Sollen Anmeldungen für ein Event im Fokus stehen, könnte der Influencer den Anmelde-Link kommunizieren und verkünden, dass er selber auch auf der entsprechenden Veranstaltung anwesend sein wird.

Fazit

Branding-Effekte können (wie eigentlich überall) nur durch langfristige Kooperationen erzielt werden. Bei Einmal-Kooperationen sollte die Kommunikation auf ein ganz bestimmtes Ziel ausgerichtet sein und entsprechend incentiviert werden.

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