Ein sanft gurrender Kater, der die Geschichte einer fast magischen Verjüngung erzählt, und Zwillinge, die sich nach Zeiten des Schmerzes wieder anlächeln können – was durchaus der Stoff für ein Märchen oder einen Fantasie-Film sein könnte, beschreibt doch die Handlung in zwei Werbespots für: Schmerzgel.
Der Markt für freiverkäufliche Medizinprodukte beziehungsweise OTC-Produkte wächst stetig und ist hart umkämpft. So vielfältig wie die Produkte, so unterschiedlich ist dabei die Werbestrategie. Diclo - ratiopharm Schmerzgel
Voltaren Schmerzgel forte® TV Spot
Methode
Katze schlägt Zwilling
Deutlich besser schneidet der Voltaren-Spot ab. Zwar handelt es sich auch hier nicht um einen Spot, der die Zuschauer durchgängig begeistern kann, wie die einer Gebirgslandschaft gleichende Echtzeitbewertung andeutet. Der Spot wird jedoch durchgängig positiv wahrgenommen und erreicht einen durchschnittlichen Score von 54. Ein erster Peak wird passend zur Fußball spielenden Großmutter mit einem Score von 58 erreicht. Dieser fällt im anschließenden Verlauf der schematischen Erklärung der Wirkweise zwar auf 54 ab, steigt aber zum Ende hin wieder an. Ein zweiter Peak findet sich am Ende des Spots: In dem Moment, wo die Katze die Voltaren-Tube umstößt, steigt der Reel-Score bis auf 61. Diese Szene kommt bei den Zuschauern eindeutig am besten an. Der Reel-Score@Branding liegt hier bei 55.
Analysiert man die Reel-Kurve im Hinblick auf verschiedene Zielgruppen, zeigt sich, dass der Voltaren-Spot besonders bei Frauen und jüngeren Zuschauern zwischen 18 und 29 Jahren sehr gut ankommt. So verbleibt die Kurve bei den Zuschauerinnen etwa zwei Drittel des Spots über einem Score-Wert von 60. Die Szene mit der umfallenden Tube erreicht sogar einen Score von 66. Und auch wenn der Kurvenverlauf bei den Jüngeren im Mittelteil abfällt, so liegt der Peak für die Zielgruppe an dieser Stelle auch bei beachtlichen 65. Beim Ratiopharm-Spot gibt es zwischen den Geschlechtern keine nennenswerten Unterschiede in der Bewertung. Betrachtet man hier die Unterschiede in den Alterskohorten, so schneidet er etwas besser bei den 30- bis 49-Jährigen ab, fällt jedoch bei den Jüngeren mit Score-Werten, die bis auf 35 absacken im wahrsten Sinne des Wortes unten durch. Gute Produktpassung und positives Markenbild
Die direkte Frage nach dem Gefallen des Gesehenen fällt für beide Clips nicht überragend aus. Sagen immerhin knapp zwei Drittel (65 Prozent) der Befragten, dass ihnen die Geschichte rund um Frauchen und ihren Kater gut oder besser gefallen hat, sind es beim Ratiopharm-Clip nicht einmal die Hälfte (45 Prozent). Auch bei der Bewertung der Gestaltungsmerkmale zeigen sich deutliche Unterschiede. Gefällt die optische Umsetzung im Voltaren-Spot rund vier von fünf Befragten (82 Prozent), sind es im Ratiopharm-Spot lediglich etwas mehr als die Hälfte (57 Prozent), die dieser Aussage zustimmen. Ähnliches zeigt sich auch für gesprochene Inhalte (88 zu 71 Prozent), Handlung beziehungsweise Story (72 zu 41 Prozent). In allen Kategorien bleibt der Ratiopharm-Spot hinter Voltaren zurück. Eklatante Unterschiede zeigen sich auch bei der Bewertung der Produkterklärung, die schließlich auch ein wichtiger Bestandteil für die Kommunikation des Produkt-Mehrwerts darstellt. Finden immerhin 50 Prozent der Befragten die Erklärung zu Voltaren gut oder besser, sind das im Falle von Diclo-Ratiopharm lediglich 28 Prozent.
Auch beim Vergleich der Darsteller zeigt sich: Katze schlägt Zwillinge. Findet das etablierte Ratiopharm-Doppel im getesteten Spot nur bei 60 Prozent anklang, so kommt Großmütterchen mit Kater auf 76 Prozent. Eine Verbesserung des Markenbildes erreicht Voltaren immerhin bei mehr als jedem fünften Zuschauer (21 Prozent), Ratiopharm hingegen nur bei jedem Zehnten (9 Prozent).
So hebt sich die Story um tanzende Best-Agerin für deutlich mehr als die Hälfte der Befragten (58 Prozent) von anderen Spots ab, die Rückenschmerzgesichter scheinen hingegen nur einem Drittel (34 Prozent) herausstechend.
Einig ist sich jeweils eine Mehrheit der Zuschauer allerdings dabei, dass beide Spots zur Marken- und der Produktkategorie passen und glaubwürdig sind. Auch sagen 77 Prozent der Befragten beim Voltaren-Clip und 68 Prozent beim Ratiopharm-Clip, dass diese ein positives Bild der Marke vermitteln. Dennoch würden sich lediglich 6 Prozent über Diclo-Ratiopharm und 15 Prozent auf jeden Fall über Voltaren informieren. Und nur etwas mehr als ein Drittel der Zuschauer Prozent würden das Ratiopharm-Produkt wahrscheinlich (30 Prozent) oder definitiv (8 Prozent) bei Gelenkschmerzen kaufen, im Gegensatz zu 40 beziehungsweise 22 Prozent im Falle von Voltaren. Einigkeit bei der Kernbotschaft, Zwiespalt über Zwillinge
Nach Dingen in den Spots gefragt, die gefallen, liegt ganz klar vorne: Der Kater – und die Zwillinge. Auch wenn sich die Voltaren-Story eher um die ältere Dame mit zurückkehrender Beweglichkeit dreht, ist es hier doch der vierbeinige Geselle, der sich in die Herzen der Zuschauer spielt. Auf der anderen Seite stehen die Zwillinge, deren Auftritt mit Aussagen wie: „Ratiopharm bleibt dem `Zwillings´-Thema treu, das ist sympathisch über die lange Zeit“ kommentiert wird. Gleichzeitig liegt hier in Teilen auch die Krux des Ratiopharm-Spots. Denn auch bei den Negativnennungen zur Diclo-Werbung finden sich neben allgemeinen Äußerungen wie „langweilig“ Hinweise darauf, dass einige Zuschauer die Zwillinge nicht mehr sehen können. Ein Befragter fasst es so zusammen: „Ich finde diese Vergleiche mit den Zwillingen bei den Ratiopharm-Werbungen mittlerweile langweilig und nervig. Es könnte sich mal etwas Neues eingefallen lassen werden“. In den offenen Nennungen zu negativen Punkten leidet der Voltaren-Spot wegen der tanzenden Großmutter. Diese wird beispielsweise als „aufgesetzt lustig“ oder „übertrieben betriebsam“ empfunden. Auch stößt die Stimme der der Katze auf Kritik. Fazit
Der YouGov-Reel-Werbecheck macht deutlich, dass hinsichtlich der Aufmerksamkeit beide Spots das Ziel erreichen. Zu unterstreichen ist, dass Humor auch im OTC-Bereich wirkt und zur positiveren Wahrnehmung des Spots führt. Katzenvideo und Schmerzgel scheint eine gute Kombination zu sein. Zu beachten ist jedoch, dass die richtige Zielgruppe adressiert wird. Die Ergebnisse zeigen, dass der Voltaren-Spot insbesondere bei den 18- bis 29-jährigen Zuschauern Anklang findet. In Hinsicht auf Gelenkschmerzen verfehlt der Spot damit die eigentliche Konsumentengruppe, die aufgrund des gezeigten Szenarios mehrheitlich deutlich über 50 Jahren liegen dürfte.
Hinsichtlich der Produkterklärung, die neben der Funktionsweise auch den Produkt-Mehrwert aufzeigen und Vertrauen generieren soll, schneiden beide Spots nicht überragend ab. Jedoch hat hier der Ratiopharm-Spot die Zielsetzung deutlich verfehlt, was sich auch auf die im Vergleich zum Voltaren-Spot geringe Kaufabsicht auswirkt.
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass beide Spots zwar in Bezug auf Aufmerksamkeitswirkung und Wiedererkennung funktionieren, sich Diclo-Ratiopharm allerdings, im Gegensatz zu Voltaren, weniger wegen gelungener, kreativer Werbung verkaufen wird. Hier wird etwas anderes eine größere Rolle spielen: Das seit Jahren erfolgreich aufgebauten Marken-Image „Gute Preise, gute Besserung“ eben.
Voltaren-Katze schlägt Ratiopharm-Zwillinge