Der Deutsche Olympische Sportbund wird aller Voraussicht nach mit Hamburg in das Rennen um die Olympischen Spiele 2024 gehen. Raphael Brinkert begrüßt diese Entscheidung. Der Geschäftsführer von Jung von Matt/Sports war von Anfang an ganz nah am Thema: Als Geschäftsführer der Agentur Jung von Matt/Sports verantwortet Brinkert nicht nur den Markenauftritt des DOSB, er war auch Teil jenes Agenturteams,
das sich für eine Hamburger Olympia-Bewerbung stark gemacht hat. Für den Hamburger steht jedoch nicht unbedingt die Wahl seiner Heimatstadt im Vordergrund.
Der wahre Gewinner, so Brinkert in seinem Gastbeitrag für HORIZONT Online, sei "Sportdeutschland", also alle Deutschen, die sich dem Sport verbunden fühlen und sich dafür engagieren. Der Begriff spielt auch in der Kommunikation des DOSB eine gewichtige Rolle - nicht zuletzt auf Betreiben von Jung von Matt/Sports. Zu Beginn dieses Jahres hat der Verband "Sportdeutschland" als Wort-Bild-Marke schützen lassen.
Am gestrigen Abend hat das DOSB-Präsidium eine einmütige Empfehlung abgegeben, welche Stadt die DOSB-Mitglieder auf der Vollversammlung am kommenden Samstag ins Rennen um die Olympischen und Paralympischen Spiele schicken werden. Die Zustimmung für Hamburg 2024/2028 gilt nach der Verkündung von Hamburg als reine Formsache.
Der eigentliche Gewinner dieser Entscheidung ist aber schon jetzt ein anderer: Sportdeutschland.
Mit Sportdeutschland sind nicht nur die Landessportbünde und Sportverbände und die 90,802 Sportvereine in ganz Deutschland gemeint, sondern insgesamt 27,8 Millionen Mitglieder, 6,9 Millionen freiwillige Helfer und 8,6 Millionen Engagierte, die über mehrere hundert Millionen ehrenamtliche Stunden verrichten. Es sind beeindruckende Zahlen, die zeigen, dass die Leistung des Sports in Deutschland weit mehr als 90 Minuten, drei Gewinnsätze, oder „höher, weiter und schneller“ umfasst. Wenn Zwei-Drittel der Bevölkerung unter 16 Jahren und die Hälfte aller Bürger über 16 Jahren aktiv Sport treiben, reden wir über die größte Bewegung in unserem Land.
Mit den olympischen Spielen im Blick werden viele Sportarten bessere Rahmenbedingungen für die sportliche Weiterentwicklung forcieren. Höhere Investitionen in die Talententwicklung im Zeitraum vor Olympia, neue Mitgliederzuwächse durch begeisterte Kinder und Jugendliche danach. Ein Sommermärchen, welches eine Dekaden-Innovationskraft entfaltet. Ein Momentum, das den Sport in der Spitze und Breite über Jahrzehnte positiv beeinflussen wird – so wie es die Olympiastätten und die Trimm-Dich-Bewegung von München 1972 lange vor einer IOC-Reform beispielhaft vorgemacht haben.
Die Olympiabewerbung von Hamburg sorgt für einen nationalen Schub, der seine positive Kraft in der Gesellschaft entfaltet.
"Die Werte des Sports sind die Werte, die für ein Zusammenleben in einer Gesellschaft in Freiheit und Verantwortung wichtig sind" – die Worte von Bundespräsident Joachim Gauck unterstreichen eindrucksvoll die Studie der Markenberatung Brandmeyer, nach der es kein anderes Vehikel gibt, welches Menschen so stark zusammenschweißt und eine derart kollektive Identität stiftet wie Sport. Themen wie Integration und Geselligkeit lebt der Sport tagtäglich vor. Als Ort des Zusammentreffens von Individuen werden Werte wie Teamgeist, Disziplin und Ambition von den Vereinen vorgelebt.
Der Sport hat die Kraft, aus Fremden und Flüchtlingen Freunde zu machen, wie ich es selbst Anfang der 90er Jahre erleben durfte, als Familien aus dem Bürgerkrieg in Jugoslawien nach Deutschland flüchteten und ihre Kinder nur wenige Wochen später gemeinsam mit uns Fußball, Leichtathletik und Tennis spielten. Das Vokabular der Welt ist ein Lächeln, Abklatschen oder Aufmuntern beim Sport.
Die Folge von Olympischen Spielen in Deutschland: Investitionen in die (Sport-)Zukunft.
Mit einem jährlichen Volumen von über 100 Milliarden Euro gehört der Wirtschaftszweig Sport schon jetzt zu einem der Gewinner der vergangenen Jahre. Mit dem Olympia-Fieber im Rücken wird dieser Trend sich in den kommenden Jahren steigern und sich höhere Sponsoring-Erträge, als die von derzeit rund zwei Milliarden Euro im Breiten- und einer Milliarde im Spitzensport erzielen lassen. Gleiches gilt für Medienrechte (ca. 1 Milliarde Euro), Werbeausgaben der Sportgüterhersteller (ca. 1 Milliarde Euro) sowie dem passiven Sportkonsum (ca. 10 Milliarden Euro). Die Profiteure sind Sportverbände, Vereine und Athleten in ganz Deutschland, die durch Kommunikation auf sich aufmerksam machen.
Und Hamburg selbst? Durch die Ausrichtung der Olympischen und Paralympischen Spiele in Deutschland erhält die Hansestadt ein Infrastruktur-Konjunktur-Paket, was selbst von Olympia-Kritikern über Jahrzehnte genutzt und nachgefragt wird: Die Erschließung eines neuen innerstädtischen Stadtteils am Grasbrook mit Sozialwohnungen, die Vollziehung des „Sprung über die Elbe“ die Modernisierung des Straßen- und Nahverkehrswesen und der Abbau von Renovierungsstaus in städtischen Einrichtungen sind nur wenige Beispiele dafür, dass Hamburg 2050 durch Olympia schon 2024 oder 2028 entsteht. Als „best Second City“ können nachhaltige Spiele in Deutschland eine Blaupause der von Thomas Bach initiierten IOC-Reform werden.
Ab heute kann es nur ein Motto geben: Hamburg für Deutschland und Deutschland für Hamburg.
Die gestrige Entscheidung war das erste von vier Final-Spielen und der Auftakt zu einem Bewerbungs-Marathon, der sich über den Bürgerentscheid in Hamburg bis hin zur offiziellen Wahl zur Candidate City und Entscheidung über die Vergabe für 2024 im Sommer 2017 in Peru hinauszieht.
Der olympische Geist hat schon 1992 in Barcelona aus den Erzrivalen Boris Becker und Michael Stich ein Team geformt, welches im Doppel die Goldmedaille gewann. Und auch die Bewerbung der Hansestadt hat binnen kürzester Zeit aus vielen Ich-AGs und Konkurrenten eine großes „Wir“ gemacht.
Egal ob Senat, Handelskammer oder Sportbund. Egal ob Vereine und Athleten, Unternehmen wie Otto, Edeka oder Budnikowsky, Medien wie das "Abendblatt" und die lokalen Radiosender, positiv Verrückte wie Gerrit und Frederik Braun vom Miniaturwunderland oder das „Feuer und Flamme-Agenturteam“, welches pro bono die Kampagne „Weil Hamburg nur gewinnen kann“ entwickelt und umgesetzt hat. Die Entscheidung für Hamburg ist eine Entscheidung für das bürgerliche Engagement und die Begeisterung der Bürger in der Stadt.
Lasst uns gemeinsam den Traum von Olympischen und Paralympischen Spielen in Deutschland leben und das Sommermärchen von 2006 wiederholen. Lasst uns ein Wiedersehen mit Freunden aus aller Welt in einer der schönsten Städte der Welt feiern und bei den Spielen als Sponsor, Sportler, Fan oder Volunteer teilnehmen. Lasst uns Olympia-Botschafter für Deutschland werden.
Ich jedenfalls bin Feuer und Flamme, weil Deutschland nur gewinnen kann.