Überlässt nichts dem Zufall: Die Hauptdarstellerin im Weihnachtsspot von Harvey Nichols
Nachdem die britische Handelskette Harvey Nichols Weihnachten 2013 mit "Sorry I spent it on myself" den Egoismus feierte, ist in diesem Jahr mit "Could I be any clearer" Erpressung dran. In der erneut von der Agentur Adam & Eve kreierten Weihnachtskampagne bewirbt der Händler seine bewusst unsubtilen Weihnachtskarten, mit denen die Beschenkten den potenziellen Schenkern das ideale Geschenk "empfehlen" können. Wie das funktioniert, muss im TV-Spot eine reizende alte Dame am eigenen Leib erleben.
Denn "Auntie" ist für ihre Nichte zwar einer der wichtigsten Menschen auf der Welt, aber leider auch fürchterlich unbegabt, wenn es um die Wahl eines passenden Geschenks geht. Doch die clevere Nichte gestaltet einfach eine spezielle Weihnachtskarte auf
Harveynichols.com, die das ideale Geschenk bis hin zur richtigen Größe im Detail beschreibt. Wirklich glücklich sieht ihre Tante bei der Überreichung der Karte zwar nicht aus, aber dafür darf die Nichte erstmals auf ein wirklich passendes Geschenk hoffen.
Harvey Nichols 2014
Der Auftritt ist bewusst kontrovers konzipiert, um für Debatten in den Medien und Kommentare in den sozialen Netzwerken zu sorgen. Wesentlich ist dabei, dass Harvey Nichols diese eigentlich sozial inakzeptablen Konzepte nicht nur bewirbt, sondern auch als Produkte in ihre Läden bringt. Die so ausgelösten Debatten ermöglichen es dem Händler, trotz vergleichsweise kleinem Werbeetat mit der deutlich stärker werbenden Konkurrenz mitzuhalten.
In Kreativkreisen wird die verantwortliche Agentur
Adam & Eve für dieses mutige Konzept gefeiert und gehörte zu
den großen Gewinnern in Cannes. Doch als Vorbild für andere Werbekampagnen dürfte der Einsatz von Zynismus zur Weihnachtszeit nur bedingt zu empfehlen sein. Denn Harvey Nichols kommuniziert nicht nur aus der Position des Underdogs, der zwingend größere Risiken eingehen muss. Der Händler ist auch in der Kategorie Luxusmode und Lifestyleprodukte unterwegs, wo die potenziellen Kunden grundsätzlich offener für eine hedonistische Botschaft sein dürften.
cam