Krebspatienten haben oft Angst, ihrem Arbeitgeber von ihrer Krankheit zu erzählen
Es ist so ziemlich die niederschmetterndste Diagnose, die man sich vorstellen kann: Krebs. Wenn der kräftezehrende Kampf gegen die Krankheit dann auch noch dadurch erschwert wird, dass sich Betroffene Sorgen um ihren Arbeitsplatz machen müssen oder im Job benachteiligt werden, dann wird es ganz bitter. Die Publicis Groupe, deren CEO Arthur Sadoun im letzten Jahr selbst an Krebs erkrankte, will mit positivem Beispiel voran gehen und gründet daher mit Working With Cancer eine branchenübergreifende Initiative, die - gestützt von einer weltweiten Kampagne - möglichst viele Unternehmen als Partner gewinnen will. Ziel ist es, das Stigma von Krebs am Arbeitsplatz zu beseitigen.
Der Startschuss von
Working With Cancer, das von Krebshilfsorganisationen wie dem Memorial Sloan Kettering Cancer Center (MSK), dem MacMillan Cancer Support und dem Gustave Roussy Institute unterstützt wird, fiel am heutigen Dienstag in Davos.
In einer auf dem Weltwirtschaftsforum abgegebenen Erklärung verpflichten sich neben der Publicis Groupe auch viele andere große Unternehmen, die bereits beigetreten sind (siehe Kasten unten), eine möglichst offene, unterstützende und gesundheitsfördernde Arbeitskultur für ihre Mitarbeitenden zu schaffen.
So verspricht etwa Publicis, an Krebs erkrankten Mitarbeitenden mindestens ein Jahr lang einen sicheren Arbeitsplatz ohne Einschränkungen bei Gehalt und Sozialleistungen zu bieten und nicht nur ihnen, sondern auch pflegenden Angehörigen die nötige berufliche Unterstützung zukommen zu lassen. Zudem sollen die Betroffenen über die Plattform Marcel Zugang zu einer internen Gemeinschaft von freiwilligen Unterstützern und bei ihrer Rückkehr an den Arbeitsplatz eine persönliche Karriereunterstützung erhalten.
"Es ist eine harte Realität, aber ob direkt oder indirekt, jede*r von uns wird sich im eigenen Leben und am Arbeitsplatz mit Krebs auseinandersetzen müssen", sagt Sadoun, der im April 2022 selbst wegen einer Krebserkrankung behandelt wurde. Aus Sicht des CEO der Publicis Groupe bietet Working with Cancer Unternehmen nicht nur die Chance, einen Beitrag zur Unterstützung von krebskranken Mitarbeitenden zu leisten. Auch bestehende Bemühungen könnten "zugänglicher und sichtbarer" gemacht werden. "Dadurch können wir gemeinsam die Angst und die Stigmatisierung von Krebs am Arbeitsplatz verringern und die Gesundheit unserer Mitarbeitenden positiv beeinflussen", so Sadoun weiter.
Publicis-Grußvideo
Wieso Arthur Sadoun und ein Hollywood-Star zum Jahresabschluss nachdenklich stimmen
Normalerweise stehen die alljährlichen Grußvideos der Publicis-Chefs Arthur Sadoun und Maurice Lévy zum Jahresabschluss ganz im Zeichen von Spaß und Humor - man denke nur an die urkomische Zeitreise der beiden durch die Filmgeschichte im vergangenen Jahr. 2022 schlägt CEO Sadoun allerdings aus persönlichen Gründen ernstere Töne an. Dazu gibt es einen Überraschungsauftritt eines großen Hollywood-Stars. ...
Für globale Bekanntheit und weitere Unterstützer auf Unternehmensseite soll eine globale Werbekampagne sorgen, die zum Weltkrebstag am 4. Februar startet und die von den Partnerunternehmen über Spenden mit einem Mediabudget von derzeit 100 Millionen US-Dollar ausgestattet wurde. Im Mittelpunkt des Auftritts, den die Publicis-Agentur Le Truc um
Founding Partner & CCO Andy Bird entwickelt hat, steht der Werbefilm "Work/Life". Dieser veranschaulicht anhand von mehreren Beispielen aus dem Arbeitsleben, was Krebskranke durchmachen, wenn sie ihre Krankheit in ihrem Arbeitsumfeld verbergen müssen. Um die Mediaplanung kümmert sich die Publicis-Agentur Starcom.
Die Start-Partner von Working With Cancer
Neben der Publicis Groupe unterstützen folgende Unternehmen bereits zum Start die Initiative: Abbvie, Adobe, AXA, Bank of America, BNP Paribas, BT, Carrefour, Citi, Disney, EE, Google, Haleon, L'Oréal, Lloyd's, LVMH, Marriott, McDonald's, Meta, Mondelez, Microsoft, MSD, Nestlé, Orange, Omnicom, Pepsico, Reckitt, Renault Group, Sanofi, Toyota, Unilever, Verizon und Walmart.
Dass die Initiative zur rechten Zeit kommt, davon ist man bei der Publicis Groupe überzeugt. Als Beleg verweist die französische Werbeholding auf eine eigene Umfrage. Danach haben 50 Prozent der Krebspatienten Angst, ihrem Arbeitgeber von ihrer Diagnose zu erzählen, obwohl 92 Prozent der Meinung sind, dass sich die Unterstützung am Arbeitsplatz positiv auf ihre Gesundheit auswirken würde.
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