Herr Strerath, warum haben Sie keine Lust mehr, eine Agentur zu führen? Ich habe mit vielen Agenturen und Networks gesprochen. Diese Gespräche sind für mich eher enttäuschend verlaufen. Bis auf eine Ausnahme habe ich nirgendwo Aufbruchstimmung, Optimismus und Glaube an die Zukunft gespürt. Stattdessen dominieren Mutlosigkeit, Defensive und Verwalten. Wo noch Marge da ist, wird versucht, sie irgendwie zu halten. Man führt nur noch Rückzugsgefechte.
Sie könnten doch helfen, wieder in den Angriffsmodus zu kommen. Dafür braucht man Spielraum. Den will einem aber fast keiner geben. Leider fehlt vielen Agenturen nicht nur das Verständnis für die aktuellen Herausforderungen, sondern auch die nötige Veränderungsbereitschaft. Nehmen wir WPP: Der neue Chef Mark Read ist zu dem richtigen Schluss gekommen, dass die Holding in wichtigen Bereichen wie Data und Automation unterinvestiert und untertechnologisiert ist. Aber die Maßnahmen zielen nicht darauf ab, das zu ändern. Man sieht weder relevante Investments in diese Felder noch die nötigen strukturellen Veränderungen. Stattdessen gibt es Fusionen, bei denen die einigermaßen Fitten die Lahmen Huckepack nehmen müssen. Bei allem Respekt vor Marianne Heiß, eine Finanzerin als Agentur-CEO ist eben auch ein klares Zeichen von BBDO. Das macht doch keinen Spaß.